Auf dem Iffigheimer Berg ragt der Andreas-Därr-Turm empor. Für eine bessere Aussicht vom 27 Meter hohen Gebäude, das vom Steigerwaldklub Nenzenheim betreut wird, haben sich in der Vergangenheit immer wieder Vorstandsmitglieder bei den zuständigen Stellen stark gemacht. Mit einem Wandel in der Waldbewirtschaftung könnten nun die hohen Bäume gefällt werden. Der Marktgemeinderat Seinsheim traf mehrheitlich eine entsprechende Entscheidung.
Zwischen Nenzenheim und Krassolzheim steht der Turm, der in der Regel an Sonn- und Feiertagen für Wanderer offensteht. Da der Andreas-Därr-Turm auf dem Iffigheimer Berg steht, ist er Teil der Gemarkung Seinsheim. Der Ortsteil Iffigheim hat hier seinen Wald, um den sich Rechtler kümmern, das Recht am Oberholz, also an den alten und starken Bäumen hat jedoch die Marktgemeinde Seinsheim.
Noch nicht vergessen ist in Seinsheim eine Abholzaktion vor Jahren beim Turm – von wem auch immer ausgeführt. Doch darauf wollte Seinsheims Bürgermeisterin Ruth Albrecht nicht mehr herumreiten. „Oben vom Turm sieht man nur noch Bäume“, beschrieb sie die mangelnde Aussicht. Eine Erhöhung des Turms, die auch einmal zur Debatte gestanden habe, sei nicht möglich. Einzige Lösung sei die Fällung der hohen Bäume.
Hier böten sich nun mit der Umstellung von der Mittelwald- auf Niederwaldbewirtschaftung neue Möglichkeiten, für die es zudem eine Förderung gebe, informierte Ruth Albrecht. Sie betonte, dass für die Rechtler keine Nachteile entstünden. Nach den Berechnungen des zuständigen Försters Achim Volkamer bleibe deren Ertrag bei der Brennholzgewinnung gleich, beziehungsweise steigere sich sogar, da kein Oberholz mehr vorhanden sei, dass in Konkurrenz stünde.
Der Verlust liege also bei der Gemeinde, erklärte die Bürgermeisterin. Dieser würde jedoch von Iphofen entschädigt. Nach Ansicht einiger Ratsmitglieder und Rechtler aber zu wenig.
Forstliche Betriebsart
Niederwald ist eine alte forstliche Betriebsart. Bei dieser würden Bäume in der Regel ab einem Alter von 20 bis maximal 40 Jahre dicht über den Boden abgeschlagen. Ziel sei, dass danach wieder ein Stockausschlag komme. Eingeschlagen wird immer nur ein genau festgelegter Bereich. In den nächsten Jahren würden dies Bereiche um den Turm sein, sagte Albrecht.
Gemeinderat Michael Walter meinte, dass es sinnvoller sei, das Oberholz zu entfernen, auch wenn es aufwändiger sei. Denn auf dem Berg sei der Boden schlecht, es sei zudem ein trockener Südhang. Ähnlich argumentierte Christian Sämann. Seiner Ansicht nach wäre ein Kahlschlag nötig, um an die hohen Bäume zu kommen. „Dann hat man eine Top-Sicht auf die Tundra“, begründete er seine ablehnende Haltung gegenüber dem Vorhaben. Große Bedenken äußerte auch Ratsmitglied Stefan Schwarz.
Bürgermeisterin Ruth Albrecht hingegen argumentierte mit der jetzigen Klimasituation, mit der man bei einer Niederwaldbewirtschaftung besser zurechtkomme. Der zuständige Förster und sein Iphöfer Kollege rieten zur Umstellung, zudem gebe es dafür eine höhere Förderung. Mit sieben gegen drei Stimmen beschloss der Marktgemeinderat letztendlich die Umstellung auf die neue Bewirtschaftungsart.