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LANDKREIS KITZINGEN
Neues Buch: Willy Klaphecks Trick, wie Kinder schwimmen lernen
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 28.07.2021 02:18 Uhr

Jeder kann schwimmen lernen – und zwar innerhalb einer Woche. Davon ist Willy Klapheck überzeugt. Der Volkacher will mit seiner speziellen Lernmethode jetzt alle Nichtschwimmer zum Schwimmern machen. Völlig unentgeltlich, völlig unaufdringlich. Am Dienstag, 6. Juli, hält er ab 19.30 Uhr auf Einladung der Vhs Kitzingen einen Vortrag in der Alten Synagoge.

Klapheck kann auf ein buntes Leben zurückblicken. 1968 gab der gelernte Techniker und Kaufmann einen sicheren und gut bezahlten Job bei Siemens auf und flog mit seiner Frau und einer kleinen Tochter nach Mexiko, um sich in der dortigen Hauptstadt einen Namen als Schwimmtrainer zu machen. Vier Jahre war er dort als „Entrenador Olimpico Aleman“ bekannt – dabei hat es Klapheck nie bis zum Olympiateilnehmer geschafft. „An den Landesmeisterschaften in Nordrhein-Westfalen habe ich immerhin teilgenommen“, sagt er mit einem Lächeln. Eine Ausbildung als Rettungsschwimmer hat er ebenfalls mit nach Mexiko gebracht.

„Wenn Kinder Angst vor dem Wasser haben, liegt das oft an den Eltern.“
Willy Klapheck, ehemaliger Schwimmtrainer

Seine Lernmethode unterschied sich schon damals von den gängigen Praktiken – und tut es auch heute noch. Anstatt den Schwerpunkt aufs Erlernen des Brustschwimmens zu legen, beruht Klaphecks Methode zunächst auf dem Üben der richtigen Atemtechnik. „Jeder, der im Wasser und auch außerhalb des feuchten Elements richtig atmen kann, der kann auch die richtigen Arm- und Beinbewegungen fürs Schwimmen kinderleicht lernen“, versichert er. Das Schöne daran: Die ersten Schritte lassen sich außerhalb des Schwimmbeckens unternehmen – in der Badewanne, im Waschbecken, notfalls in einer gefüllten Wassertonne im Garten. Wie und wo auch immer: Kopf ins Wasser und die Luft kräftig auspusten. Ein wichtiger Effekt der Übung: Die Angst vor dem Element Wasser geht nach und nach verloren. „Die Kinder in Mexiko haben sich beim Training unter Wasser so laut anschreien dürfen, wie sie wollten“, erinnert sich Klapheck und muss lachen. „Das war immer ein großer Spaß.“

Ist diese Technik automatisiert, geht es darum, das richtige Pendeln mit den Füßen und das richtige Kreisen mit den Armen zu erlernen. „Geht alles noch an Land“, versichert Klapheck. Erst dann geht es ins Wasser – und zwar keinesfalls mit Schwimmflügeln. „Die sind nur hinderlich“, sagt Klapheck. Falls überhaupt nötig, sollte ein Schwimmgurt um den Bauch angebracht werden, der die richtige Haltung auf dem Wasser unterstützt. Grundsätzlich lässt sich das Vertrauen ins Element Wasser aber bei jedem antrainieren, versichert er. „Wenn Kinder Angst vor dem Wasser haben, dann liegt das oft an ihren Eltern.“

Dank der automatisierten Trockenübungen lernen gerade die Kinder sehr schnell die Kraultechnik und/oder das Schwimmen auf dem Rücken. Vom Brustschwimmen hält Klapheck wenig, auch nicht für Senioren. „Schlecht für den Rücken“, sagt er. „Der hängt ja dauernd durch.“ Besser sei es, mit einer angelernten Körperspannung ins Wasser zu gehen.

Wie drängend das Thema ist, zeigen die Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) vom letzten Jahr. Im Juni, Juli und August 2020 haben mindestens 234 Personen ihr Leben in deutschen Gewässern gelassen. Allein im August kam es zu einem traurigen Rekordanstieg mit 117 Opfern. Corona hat die Ausgangslage nicht gerade verbessert. Die Schwimmkurse in der Schule sind so gut wie immer entfallen, die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen lernen, steigt seit Jahren.

Dieser Entwicklung möchte Willy Klapheck etwas entgegenhalten und hat seine Erfahrungen in einem kleinen Lehrbuch festgehalten, das er nach und nach an interessierte Institutionen wie Grundschulen oder Kindergärten verteilen möchte. „Auf Wunsch halte ich natürlich auch einen kleinen Vortrag vor Ort“, versichert er. Der Lions-Club, in dem Klapheck seit 42 Jahren Mitglied ist, unterstützt die Aktion mit einem Zuschuss. In dem reich bebilderten Büchlein mit Zeichnungen von Markus Westendorf bringt Klapheck außerdem spannende Daten und Fakten rund ums Schwimmen und erzählt Geschichten aus seinem eigenen Leben. „Mit fünf Jahren wäre ich fast in der Ruhr ertrunken“, erinnert er sich. Ein Mann kam zufällig vorbei und hat den kleinen Willy Klapheck aus dem Fluss herausgezogen. Eine Erfahrung, die er bis heute nicht vergessen hat – und die er möglichst allen Kindern ersparen möchte. „Kein Mensch sollte ertrinken“, sagt der Volkacher.

Vortrag: Dienstag, 6. Juli, von 19.30 bis 21 Uhr in der Alten Synagoge mit anschließender Diskussion. Keine Kosten.

Kontakt: klapheck-volkach@t-online.de

In seinem Büchlein beschreibt er, wie man sich das Schwimmen innerhalb einer Woche beibringen kann.
Foto: Willy Klapheck | In seinem Büchlein beschreibt er, wie man sich das Schwimmen innerhalb einer Woche beibringen kann.
Für Willy Klapheck ist die richtige Atemtechnik die Grundlage fürs Schwimmenlernen.
Foto: Willy Klapheck | Für Willy Klapheck ist die richtige Atemtechnik die Grundlage fürs Schwimmenlernen.
Bloß keine Angst vor dem nassen Element: Wasser trägt.
Foto: Willy Klapheck | Bloß keine Angst vor dem nassen Element: Wasser trägt.
 
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