
Gut 65 Prozent der Bundesbürger sind sich laut einer Umfrage sicher, dass die deutsche Sprache zu verkommen droht.
Die Frage ist nun: Warum macht keiner was dagegen? Warum schaltet keiner RTL II und dieses seltsame babylonische Sprachgewirr ab? Haben Sie schon mal „Berlin, Berlin“ geschaut? Sie werden a) kaum etwas verstehen und b) den Glauben an die Menschheit verlieren.
Wir gehen an dieser Stelle mit gutem Beispiel voran und greifen spontan zur Schaufel. Wegschaufeln, was nervt: Flatrate, Software, downloaden, E-Mails checken. Hinfort!
Aber wahrscheinlich ist der Kampf längst verloren. Achten Sie mal darauf: Kommt ein neues Produkt auf den Markt, erhält es von Haus aus einen englischen Begriff.
Gerne auch Pseudo-Englisch. Wie Handy, Beamer, Hometrainer oder Mailbox. Klingt echt. Ist aber alles frei erfunden. Purer Unsinn. Wer im englischsprachigen Ausland mit diesen Begriffen hantiert, macht sich zur Lachnummer. So wie der Dress-Man. Eine deutsche Erfindung. In Großbritannien ist der Dress-Man ein Transvestit.
Seltsame Zeiten sind das: Jedes Dorffest mit Bier und Bockwurst macht es nicht mehr unter einem Event. Dafür haben wir das Wandern abgeschafft. Zu altmodisch. Aber mit Stöcken in der Hand durch die Landschaft zu wackeln ist trendy, weil es Nordic Walking heißt. Und wer genug gestöckelt ist, macht eine Anti-Aging-Kur auf einer Beauty-Farm.
Noch ein Beispiel: Würde das heiße Wasser aus dem Pappbecher mit künstlichem Vanillearoma schlicht Vanillekaffee heißen, würde kein Mensch für dieses Gebräu zum Weglaufen drei Euro bezahlen. Aber als „Vanilla Latte to go“ holt sich jede Pappnase den Pappkaffee.
Inzwischen heißt selbst der Hausmeister nicht mehr Hausmeister, sondern Facility-Manager. Dafür bleiben viele Arbeiten, die der Mann früher gemacht hat, einfach liegen.
Wahrscheinlich, weil er keine Zeit für seine Arbeit hat und gerade hinter Rail and Fly-Angeboten her ist. Was übersetzt „Fluche und fliege“ heißt.
Kaum auszuhalten, der ganze Mist. Schaufelt, Leute, schaufelt!
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