Gerd Menche ist gerade auf Werbetour. Der Vorsitzende des Kitzinger Tierschutzvereins wirbt für offene Türen und offene Herzen. An diesem Montagabend im Iphöfer Rathaus gehen die Türen des Sitzungssaals erst einmal zu. Das ist keine böse Absicht: Der Stadtrat tagt kurzzeitig nichtöffentlich. Als die Türen wieder aufgehen, kann Menche sein Projekt vorstellen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft des Tierheims im Landkreis, das derzeit in Kitzingen angesiedelt ist, aber dort nicht bleiben kann, weil es – im wahren Wortsinn – auf wackligen Füßen steht.
Bittsteller
Menche ist es gewohnt, dass ihn die Leute nicht mit offenen Türen empfangen. „Glauben Sie mir“, sagt er, „es ist nicht spaßig, wenn Sie immer nur als Bittsteller auftreten müssen.“ Menche ist ein Kämpfer für das Tierwohl, aber das, was er die letzten Wochen und Monate ausficht, ist vielleicht sein größter Kampf. Er zitiert an diesem Abend aus einem neuen Gutachten des Bergamts Nordbayern: „Das Tierheim hat mittel- bis langfristig keine Chance, dort zu bleiben, wo es jetzt ist.“ Denn am Standort in Kitzingen sieht es aus, als habe sich ein Maulwurf durch den Untergrund gefressen. Stollen und Hohlräume durchziehen den Boden, das Gebäude droht, darin zu versinken. Akutes Handeln ist angesagt.
Rolle rückwärts
Bei vielen Adressen ist Menche vorstellig geworden, immer ging es um einen neuen Standort für das Tierheim. Die Reaktion der Leute schildert er so: „Wenn die das Wort Tierheim hören, machen sie eine Rolle rückwärts.“ So ist es in Iphofen zwar nicht, aber große Begeisterung löst die Anfrage auch nicht aus. Der Stadtrat steckt in einem Dilemma: Einerseits ist er bereit zu helfen, andererseits grenzt das gut ein Hektar große, unerschlossene Grundstück, das sich Menche und seine Mitstreiter ausgeguckt haben, an die Erweiterungsfläche des Iphöfer Gewerbegebiets. „Ich habe Zweifel, ob das der richtige Standort ist“, sagte Stadtrat Dieter Lenzer. „Man weiß nicht, was da einmal hinkommt.“
Entscheidung bis Oktober
Das Areal liegt in einem Dreieck an der Südwest-Einfahrt von der Bundesstraße ins Gewerbegebiet Alte Reichsstraße und weist ein starkes Gefälle auf. Neben dem Tierheim soll dort laut Antrag eine Vogelauffangstation des Landesbunds für Vogelschutz untergebracht werden. Allein für das Tierheim ist von Kosten um anderthalb Millionen Euro die Rede. Eine Entscheidung hat der Iphöfer Stadtrat am Montag nicht getroffen; zunächst sollen offene Fragen, etwa zum Immissionsschutz oder zu möglichen Erdaufschüttungen, geklärt werden. Spätestens Anfang Oktober will der Stadtrat laut Bürgermeister Josef Mend über das Grundstücksgeschäft mit dem Tierschutzverein entscheiden.