
Der Kitzinger Michael Schneeberger hat sich als akribischer Spurenfinder jüdischer Geschichte in seiner Heimatstadt, dem Landkreis Kitzingen, in Unterfranken und sogar in Bayern einen Namen gemacht. Eine vom Förderverein Alte Synagoge Kitzingen in Zusammenarbeit mit dem Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg gezeigte Ausstellung in der Alten Synagoge stellt das Lebenswerk Schneebergers (1949-2014) vor und zeigt seinen Werdegang. Die Ausstellung wurde am 21. Europäischen Tag der jüdischen Kultur eröffnet und ist noch bis zum 27. September täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
Rund 50 Teilnehmer erfuhren bei der Eröffnung, wie Schneeberger mit dem Judentum in Kontakt kam und unermüdlich auf jüdischen Spuren in der gesamten Region unterwegs war. Die Vorsitzende des Fördervereins, Margret Löther, unterstrich, dass die Arbeit des Spurenfinders, der zu den Gründern des Fördervereins gehörte, immer neue Verbindungen zu noch lebenden Zeitzeugen und deren Nachkommen in aller Welt ergab.
Oberbürgermeister Stefan Güntner dankte dafür, dass die Ausstellung in dieser schwierigen Zeit überhaupt gezeigt werden kann, mahnte aber auch, dass das gesellschaftliche Leben wieder in Gange kommen müsse. Schneeberger habe er nicht persönlich gekannt, wisse aber um die Bedeutung seiner Arbeit für die Stadt. Ein Indiz dafür seien immer noch bestehende Kontakte zu Nachfahren früher hier lebender Juden.
Die Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums in Würzburg, Dr. Rotraud Ries, erinnerte an den in einer evangelischen Familie in Kitzingen aufgewachsenen Michael Schneeberger, der in den sechziger Jahren auf dem Schulweg täglich an der damals als Lager und Werkstatt zweckentfremdeten Synagoge vorbeikam und sich wunderte, dass sich niemand um die Geschichte der Juden in Kitzingen kümmerte.
Sein Interesse für das Judentum wuchs, so dass er 1982 nach Israel auswanderte. Als er drei Jahre später noch einmal zurückkehrte erkrankte er so schwer, dass die Auswanderung Illusion wurde. 1986 schließlich konvertierte Schneeberger zum Judentum.
Unter geringem Interesse gelitten
Als 1993 der Wiederaufbau der Synagoge abgeschlossen war, intensivierte er seine Nachforschungen nach dem Verbleib jüdischer Bürger, knüpfte zahllose Kontakte in alle Welt und gab neben vielen weiteren Veröffentlichungen das Buch Yiskor heraus, in dem er die Geschichte der einzelnen Familien nachzeichnete. Forschungsaufträge vor allem aus USA waren die Folge. Eine gemeinsam mit Christian Reuter erstellte fotografische Abbildung des Rödelseer Friedhofes mit all seinen Details wurde in vielen Städten gezeigt.
In einem Filmbeitrag berichtet Brigitte Zalder, wie sehr ihr Bruder Michael unter dem mangelnden Interesse der Bevölkerung litt. Erst durch seinen Nachdruck sei das alljährliche Gedenken am 9. November an die Pogromnacht an der Synagoge zur Regel geworden.
In einem weiteren Filmbeitrag unterstreicht die frühere Stadträtin Renate Fabian, dass es ohne Michael Schneeberger weder die Alte Synagoge noch den Förderverein geben würde. Nur so habe Schneeberger oft mit Wehmut aufzeigen können, was Deutschland an wertvollen Menschen und ihrer Kultur verloren hat. Die Feierstunde wurde vom Saitenduo Bluhm musikalisch begleitet.
