Eine Zauneidechse huscht in den Zeilen des Weinbergs umher. Den Boden bedeckt viel Grün. An den Rebstöcken hängen gesunde Trauben. Michael Christ (39) und sein Vater Helmut Christ (75) genießen die Vielfalt im Weinberg.
Die Arbeit im Weinberg machte Helmut Christ schon immer Spaß. Nach der Schule sei es in den Wengert gegangen, erzählt er. Sein Vater hatte damals eine Büttnerei, der Weinbau war Nebenerwerb. Schon mit 19 Jahren musste Helmut Christ Verantwortung übernehmen, da sein Vater einen schweren Unfall hatte.
Als es 1973 durch starke Niederschläge hohe Erosionsschäden gegeben hatte, habe er gesagt, dass sich das nicht wiederholen dürfe. Hinzu kam, dass er eine Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel erlitten hatte. Auch dies wollte er nicht noch einmal erleben. Ohne Gift wirtschaften oder den Beruf wechseln, lauteten die Optionen. Er entschied sich für den Weinbau.
Mit 25 Jahren stellte Helmut Christ den Betrieb um
Mit 25 Jahren stellte er das Familienweingut auf ökologischen Weinbau um – nicht gerade zur Freude seiner Eltern. Er zählt damit zu den Pionieren des Bio-Weinbaus in unmittelbarer Nähe zur Wiege des fränkischen Ökoweinbaus. Denn schon in den 1960er-Jahren hatten die Augustinerschwestern Christa und Hedwig auf der Vogelsburg mit der ökologischen Bewirtschaftung von Weinbergen begonnen, damals auf zwei Hektar.
1974 stellte Christ um: mit der Begrünung der Weinberge und mit der Veränderung im Pflanzenschutz. Dabei probierte er unter anderem Kräuter aus. "Der Infektionsdruck war damals da, aber niedriger und später als heute. Dieser war auch nicht jedes Jahr gleich Thema", erinnert er sich. Es seien Jahre dabei gewesen, in denen er kein Kupfer benötigt habe.
Verwendet wurden Mittel, die auf dem Markt waren, dazu Gesteinsmehl oder Kräuterextrakte, Backpulver, Schwefel oder Kupfer. "Das Problem war die Ausbringung der Kräuter-Mittel", sagt Helmut Christ. Denn mit den herkömmlichen Spritzen sei dies nicht möglich gewesen. Auch hier fand der Biowinzer eine Lösung.
Seine Umstellung auf Bio blieb natürlich nicht unkommentiert. "Du wirst schon sehen: In ein paar Jahren sind Deine Reben kaputt", sei ihm gesagt worden. Die Skeptiker sollten sich irren und Christ beschritt unermüdlich seinen Weg. Er war bei Demeter-Bauern und schaute sich deren Arbeitsweise genau an. Er sah Fruchtfolgen und den Erfolg der ökologischen Bewirtschaftung. "Das kriegen wir auch im Weinbau hin", war er sich seiner Sache sicher.
Mit der Begrünung das Wasser im Weinberg halten
Er setzte auf Begrünung im Weinberg, um das Wasser dort zu halten. "Das hat von Anfang an funktioniert und funktioniert auch heute noch", erzählt er. Große Bedeutung maß er dem Bodenleben bei und damit dem Humusaufbau. "Ich lasse Natur stattfinden", erklärt Helmut Christ.
Zusammen mit seiner Frau Angelika (63) und den neun Kindern der Familie machte er das Weingut zu dem, was es heute ist. 15,8 Hektar Rebfläche, zwei Hektar Obst und zwei Hektar Grünland gehören zum Betrieb, den Sohn Michael seit 2016 leitet. Er ist vom Gründungsgedanken seines Vaters überzeugt.
Er legt den Fokus auf traditionelle Reben wie Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling oder Burgunder. Als mittelfristiges Ziel hat er sich gesetzt, 30 Prozent pilzwiderstandsfähige Rebsorten anzubauen. Johanniter oder Souvignier gris, Blütenmuskateller und Sauvignac sind schon im Anbau.
Naturkreislauf: Der Trester landet wieder im Weinberg
Die Natur spielt eine große Rolle im Weingut. "Mit unseren Weinen wollen wir ein Genuss-Erlebnis aus der Natur schaffen", heißt es im Jubiläumsflyer. Und natürlich gibt es Jubiläumsweine. Und es gibt "wilde Weine", die naturbelassen sind, zum Teil ohne zugesetzte Sulfite und auch ohne Filtration.
Michael Christ bleibt bei Bio. "Wir wissen, dass Bio funktioniert", sagt er. So werde der Betrieb auch weiterentwickelt. Die Natur sei dabei der größte Schatz. So gebe es einen Nährstoffkreislauf, bei dem zum Beispiel der Tresterkompost wieder in den Weinbergen ausgebracht wird.
Er freut sich über die Wertschätzung für seine Weine, die er von Kunden erfährt. Auch in renommierten Weinführern wie Gault Millau, Eichelmann, Vinum oder Feinschmecker haben die Weine Sterne bekommen. Dennoch bleiben sie erschwinglich, denn so lautet sein Credo: Bio soll für alle möglich sein.