Auf den ersten Paukenschlag folgt die nächste Überraschung: Am Dienstag erst hatte die Winzergemeinschaft Franken (GWF) bekannt gegeben, dass ihr Geschäftsführender Vorstand, Cornelius Lauter, und der Vorstandsvorsitzende, Andreas Oehm, auf eigenen Wunsch von ihren Posten zurücktreten. Schon tags darauf schlägt die GWF der Vertreterversammlung ein neues Vorstandsduo vor.
Martin Geißler aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg), bisher stellvertretender Vorstandsvorsitzender, soll nun an die erste Stelle rücken. Sein Stellvertreter soll Steffen Zink aus Stetten (Main-Spessart-Kreis) werden. Beide sind selbst Genossenschaftswinzer und müssen auf der Vertreterversammlung am Dienstag, 25. Juni, offiziell bestätigt werden. In einem Brief an die GWF-Winzerinnen und -Winzer informiert der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Ulsamer aus Frickenhausen (Lkr. Würzburg) darüber. Ulsamer ist in der Übergangszeit der höchste Repräsentant der GWF.
Die designierte Vorstandsspitze werde von einer "erfahrenen und kompetenten Geschäftsleitung" unterstützt, unter anderem von Prokurist Stefan Heeke. Deswegen sei die GWF "voll handlungsfähig", betont Ulsamer im Gespräch mit der Redaktion.
Dem Brief zufolge trafen die Rücktritte die GWF "in keiner Weise unvorbereitet", so schreibt Ulsamer zusammen mit Geißler und Heeke. "Sie waren das Ergebnis eines bereits eingeleiteten Veränderungsprozesses zur Zukunftsgestaltung der GWF." Ulsamer zufolge hätten Lauter und Oehm beide "freie Willensentscheidungen getroffen".
Ex-Vorstandsvorsitzender Oehm: Schwierige Lage im Weinbau und bei der GWF
Auf Nachfrage sagt der zurückgetretene Andreas Ohm, dass die aktuelle Situation der GWF zu den Rücktritten von Cornelius Lauter und ihm geführt hätten. Die aber habe vor allem mit der schwierigen Lage im internationalen Weinbau zu tun. Hinzu käme gerade in Franken die Hypothek schlechter Erntebilanzen 2019 und 2020. Bei der GWF sei es jeweils nur gut die halbe Ernte gewesen.
So habe in den konsumfreundlichen Corona-Jahren die Menge gefehlt. Danach seien die Kosten explodiert und der Absatz gesunken. Daher habe die GWF 2023 das zweite Jahr in Folge ein großes Minus in der Jahresbilanz gehabt, was sich auf die Erlöse der Genossenschaftswinzer auswirke.
Da stelle sich die Frage: Wie solle es weitergehen und wen mache man dafür verantwortlich?, sagt Oehm. Auch wenn die schlechte Bilanz vor allem externe Gründe habe. Das habe in der vorigen Woche zur Kündigung von Geschäftsführer Cornelius Lauter geführt. Daraufhin habe auch Oehm die Konsequenzen gezogen. Er sei seit 20 Jahren bei der GWF; sein Herzblut hänge an dieser Genossenschaft. Darum habe er angeboten, dass er immer zur Verfügung stehe, wenn sein Rat gefragt sei.