Was für ein schöner und was für ein schrecklicher Moment, als der Name Silena Werner fällt: Im ohrenbetäubenden Jubel um die neue Fränkische Weinkönigin ist für die zwei Kandidatinnen neben ihr der Traum von der Krone soeben in tausend Scherben zerbröselt: Alisa Hofmann aus Sulzfeld und Miriam Kirch aus Fahr sind wie vom Blitz getroffen, doch Haltung bewahren sie auch jetzt.
Tapfer lächelnd gratulieren sie der Siegerin, bekommen Blumen und ein dickes Lob von Weinbaupräsident Artur Steinmann, tosenden Applaus. Abgang von der Bühne, und jetzt muss die ganze Enttäuschung raus: Miriam flüchtet mit ihrer Familie nach draußen ins Foyer, vergießt im Arm von Mama Monika bittere Tränen, kann es nicht fassen.
Mit Herzblut
Alisa flüchtet sich auf den Schoß von Mama Sieglinde, schluchzt ihre ganze Enttäuschung heraus. Es sind herzzerreißende Bilder, die noch einmal eines unterstreichen: Da haben sich Zwei voller Herzblut und Leidenschaft für eine Sache engagiert, hatten starke Szenen auf der Bühne, sahen toll aus – und doch fühlt es sich jetzt im ersten Moment an wie: Alles vergebens, alles für die Katz.
Das ist natürlich nicht so, ist eine Momentaufnahme. „Ich finde, Miriam war die Beste, hätte mindestens in die Stichwahl kommen müssen“, hadert ihre Mama, selbst 1984 Fränkische Weinkönigin, in der ersten Enttäuschung ein wenig mit der Jury. Miriams Anekdoten waren herrlich: Wie sie und ihre Geschwister beim Fassputzen immer den Weinstein gesammelt haben, er zur Tauschwährung geworden ist. Du spülst, dafür kriegst du einen Stein. Oder vom Chirurgie-Praktikum, der Action, wenn der Hubschrauber kommt.
Toll auch ihre Erklärung, warum sie die ideale Königin wäre: „Ich habe mir immer gesagt: Wenn der Richtige kommt, mache ic den ersten Schritt. Franken und ich wären ein schönes Paar“.
Cooler Auftritt
Alisas Hofmanns Papa Heinrich fand besonders cool am Auftritt seiner Tochter, dass sie Moderator Axel-Robert Müller dazu brachte, die Grundschritte vom Gardetanz auf der Bühne zu vollführen. „Er wollte sie foppen, sie hat prima gekontert. Schön war aber dann auch, dass er so mitgemacht hat“. Mama Sieglinde war froh, dass Alisa so locker rübergekommen ist. „Sie war total erleichtert nach ihrem ersten Bühnenauftritt.
“ Bei allem Herzblut für ihre Tochter erkannte die Mama auch die Leistung der Mitbewerberinnen vorbehaltlos an: „Es kann nur eine gewinnen. Ich kann das Ergebnis akzeptieren, auch wenn es bitter ist.“
Das Schöne ist: Nach der ersten Enttäuschung kehrte bei den Kandidatinnen auch wieder das Lachen zurück: Miriam stand, umringt von Freundinnen, im Saal und freute sich auf die Spontanfeier am Abend zu Hause in Fahr. „Wir müssen ja noch klären, wer am längsten durchhält aus der Familie, ob ich das Feierbiest werde.“
Auch Alisa, deren seitliche Steckfrisur Viele begeisterte, fand ihr ansteckendes Lachen bald wieder. Sie wolle es mit Familie, Freunden und dem ganzen Ort richtig krachen lassen, sagte sie zum Abschied Richtung Sulzfeld. Dort wartete vielleicht ein Riesling, den sie so blumig beschreiben hatte: „Er ist wie ein Musikstück der allerbesten Art. Mit ihm kann man eine ganze Halle bespielen.“
Landrätin: Viel Niveau
Angetan von der Wahl in den Veisthöchheimer Mainfrankensälen war Tamara Bischof. „Ich finde bewundernswert, was die Drei mit ihren 20, 21 Jahren auf der Bühne geleistet haben, wie viel Niveau das hatte“, ordnete die Landrätin das Ganze treffend ein, und schob nach. „Das hätte ich in dem Alter nicht gekonnt.“ Sie bedankte sich bei Alisa und Miriam für den „großartigen Auftritt. Sie haben unserem Landkreis viel Ehre gemacht.“
Bischof glaubt nicht, dass das Resultat etwas mit der Diskussion um die angebliche Bevorzugung des Landkreises Kitzingen zu tun hatte, diesmal Schweinfurt sozusagen dran gewesen sei. „Das würde Silena Werner nicht gerecht,“ findet sie und verweist auf eine wichtigen Punkt: „Egal, wer die Krone hat: Die meisten Auftritte sind bei uns im Landkreis!“
Wie praktisch, dass Silena von der Mainschleife kommt und von Stammheim nur einen kurzen Wege hat!