Die Aufgabe war gewaltig: Nach dem Abzug der Amerikaner 2006 standen in Kitzingen 400 Hektar US-Liegenschaften leer. Der Begriff von der Jahrhundertaufgabe machte die Runde. Am Donnerstag ist mit der Wohnsiedlung Marshall Heights die letzte große Liegenschaft verkauft worden.
Spätestens seit 2007 weiß man in Kitzingen, was Konversion heißt, was es bedeutet, ehemalige Militärflächen zivil zu nutzen, sie in Gewerbe- oder/und Industrieflächen umzuwandeln. Zwei Kasernenanlagen, die Larson Barracks im Westen und die Harvey Barracks im Osten, dazu die große Wohnsiedlung Marshall Heights, sowie die kleineren Richthofen Circle und Corlette Circle standen von heute auf morgen leer. Was ist daraus geworden?
Larson Barracks: Der südliche Teil der Larson Barracks wurde 1936 für die Wehrmacht errichtet. 1945 wurde die Kaserne von den US-Streitkräften ausgebaut. Vor dem Abzug waren rund 3500 Soldaten stationiert. Nach einem EU-weiten Bieterverfahren wurde die Liegenschaft im Oktober 2010 verkauft. Inzwischen hat sich auf dem Kasernengelände mit rund 52 Hektar der Innopark entwickelt. Dahinter steht die Innopark Kitzingen GmbH, die sich mit ihren Plänen für einen innovativen Gewerbepark für unterschiedliche Branchen den Zuschlag sicherte. Heute präsentiert sich der Innopark als modernes Gewerbezentrum. Jüngsten Angaben des Betreibers zufolge sind bisher über 440 Arbeitsplätze geschaffen worden.
Die Harvey Barracks waren von 1917 bis 1920 Militärfliegerstation des Deutschen Reiches. Von 1920 bis 1932 war auf dem Standort eine Pigmentfabrik und eine Holzimprägnierungsfabrik ansässig. Ab 1933 kam die Nutzung als Militärflugplatz der Deutschen Luftwaffe. Nach Bombardierung im Jahre 1945 übernahm die US-Army den Militärflugplatz. Er wurde als Standort für Panzer- und Transporteinheiten genutzt.
Das Areal mit rund 200 Hektar Gesamtfläche, davon 70 Hektar für Gewerbe und Industrie, und über 100 Gebäuden wurde im Juni 2013 an die blumquadrat GmbH verkauft. Die Firma mit Wurzeln in Iphofen entwickelt das Gelände zum Technologiepark conneKT. Die Planungen und Abstimmung mit den Behörden haben gedauert, jetzt steht die endgültige Genehmigung des Bebauungsplans unmittelbar bevor. Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass der Autozulieferer Schaeffler auf dem Gelände sein neues Logistikzentrum bauen und rund 250 Arbeitsplätze schaffen wird.
Neben den beiden Kasernen gab es in Kitzingen drei Wohnsiedlungen. Die Marshall Heights an der Bundesstraße 8 mit ihren rund 710 Wohneinheiten, darunter 30 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 608 Wohneinheiten, mit Freiflächen, Spielplätzen und Parkplätzen sowie 30 Einfamilien- bzw. Doppelhäuser mit insgesamt 104 Wohneinheiten wurde jetzt an die Objektentwicklung Wittmann UG aus Kitzingen verkauft.
Der Richthofen Circle (Offizierswohnsiedlung) und Corlette Circle (Unteroffizierwohnsiedlung) – beide an der Straße nach Großlangheim sind 2010 und 2011 verkauft worden. Im Richthofen Circle, auf dem einmal sieben Wohngebäude mit 108 Wohneinheiten, das Kasino und einige kleinere Bauten aus dem Jahr 1945 standen, haben sich auf gut neun Hektar Freizeiteinrichtungen mit und ohne Pferden entwickelt. Es gibt Wohnmöglichkeiten unterschiedlichster Art, dazu im ehemaligen Offiziersheim ein Hotel.
Der Corlette Circle steht ebenfalls vor einer neuen Nutzung. 2011 hat die Gebäude ein Kitzinger Immobilienmakler gekauft. Derzeit läuft der Umbau der Gebäude, die im Frühjahr für eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber zur Verfügung stehen sollen.
Nicht vergessen sollte man den 65 Hektar großen Golfplatz mit der 18-Loch-Anlage, der gleich nach dem Abzug in den Besitz des Kitzinger Golfclubs überging. Vielleicht die schnellste und problemloseste Form der Konversion in Kitzingen.
Verkauft seit dem Frühjahr 2014 ist auch die ehemalige Bunkeranlage der US-Armee im Klosterforst. Die rund elf Hektar große Fläche an der Panzerstraße durch den Wald wird als Lager genutzt. Pläne für eine Pilzzucht oder Photovoltaikanlage sind nicht umgesetzt worden.
Vor dem Start steht auch der Flugplatz am Rande des Gewerbeparks conneKT. Dessen Eigentümer ging vor kurzem ebenso wie die Spitze des Luftsport-Cubs, der den Platz betreiben wird, davon aus, dass im zweiten Quartal 2015 wieder geflogen werden kann.
Was von den 400 Hektar übrig bleibt, sind kleinere Grundstücke und Gebäude, die noch auf den Verkauf warten.