Wer so lange dabei ist, bekommt irgendwann ein Problem mit den Auszeichnungen: Die Ehrennadel in Gold als höchste Auszeichnung der Stadt Dettelbach hat Roland Hardörfer (64) bereits bekommen. Als er jetzt in der ersten Sitzung des Jahres auf eigenen Wunsch als Stadtrat schied, hätte es denn schon Doppel-Gold sein müssen. Der Abschied fiel wehmütig aus: Nach 33 Jahren ging am Montag eine Ära zu Ende.
Anfang Januar hatte Hardörfer (Freie Wähler) schriftlich um die Entlassung aus dem Gremium gebeten, dem er seit 1990 angehörte. "Eine persönliche Entscheidung", wie er betonte. Für ihn gehe es jetzt um einen neuen Lebensabschnitt und darum, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu wollen. Und er betonte noch einmal, dass ihm der Schritt nicht leicht gefallen sei: "Ich wollte die Periode eigentlich ganz zu Ende machen."
Bedauern über den Austritt
Das Bedauern über das freiwillige Scheiden war groß und fiel unisono aus. "Ich würde am liebsten nicht zustimmen", sagte etwa Bürgermeister Matthias Bielek. Er sprach zudem davon, dass "eine kommunalpolitische Ära zu Ende" gehe. Quer durch alle Fraktionen gab es jede Menge Lob für das politische Urgestein. Raimund Sauer etwa bedankte sich für das "immer offene Ohr" des dienstältesten Stadtrates. Für die SPD sagte Eva-Maria Weimann, dass man Hardörfer "schmerzlich vermissen" werde.
Das geballte Lob über ihn kam von allen Seiten: Fair, sachlicher Umgangston, konstruktive Art waren nur einige Stichworte. Dazu der Hinweis, dass Hardörfer stets über den Tellerrand hinausgeblickt habe und sein Wissensschatz künftig fehlen werde.
65 Stadtratsmitglieder erlebt
Die Liste der Ausschüsse, denen er im Laufe der Jahre angehörte, war ellenlang. Er war Fraktionsvorsitzender des Bürgerblocks, später dann der Freien Wähler. Der Bürgermeister hatte zudem genau nachgezählt: Im Laufe der Zeit erlebte der Dettelbacher Arzt, der seit 2002 zudem Kreisrat ist und das auch bis zum Ende der Periode bleiben wird, genau 65 Stadtratsmitglieder sowie drei Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Bis zuletzt habe er sich "erfolgreich gegen soziale Medien gewehrt", so Bielek mit einem Schmunzeln. Dann blieb dem Bürgermeister nur, "Alles Gute im Stadtratsunruhestand" zu wünschen, ehe es längeren stehenden Applaus, eine Urkunde sowie mehrere Präsente für Roland Hardörfer gab.