Der Markt Wiesentheid muss künftig etwas kleinere Brötchen backen, was seine Finanzen betrifft. Darauf wies Bürgermeister Klaus Köhler erneut bei der Vorberatung zum Haushalt für das kommende Jahr hin. "Ich warne seit einiger Zeit, dass die rosigen Jahre vorbei sind. Um nicht noch mehr Schulden zu machen, haben wir einige Projekte verschoben, was den Baubeginn betrifft", sagte er eingangs der Besprechung mit den Ausschussmitgliedern.
In erster Linie war damit der angedachte Neubau des Bauhofs gemeint, für den bereits in unmittelbarer Nähe zur Kläranlage ein Grundstück bereit steht. Außerdem wurde der bereits beschlossene neue Jugendtreff am Mehrgenerationenplatz aufgeschoben. Für beides werden zunächst nur Planungskosten eingestellt. Beim ehemaligen Gasthof Ratsstube wird zunächst nur der Bestand gesichert.
Insgesamt rechnet die Kommune für 2024 mit einem Etat von rund 32 Millionen Euro. Er fällt damit um voraussichtlich fünf Prozent niedriger aus als der diesjährige. In der Kalkulation sind im rund 16 Millionen Euro umfassende Vermögenshaushalt bei den Investitionen 1,5 Millionen Euro weniger vorgesehen. Der Verwaltungshaushalt (15,7 Millionen Euro) steigt dagegen leicht an.
Kämmerin spricht von "sehr angespannter" Kassenlage
Zum Abgleich des Zahlenwerks wird die komplette Rücklage in Höhe von etwa acht Millionen Euro eingeplant, so Bürgermeister Köhler. Dazu muss die Kommune einen Kredit in Höhe von 5,53 Millionen Euro aufnehmen. Das würde bedeuten, dass die aktuell schuldenfreie Gemeinde in einem Jahr eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1110 Euro aufweisen wird.
Im Vorbericht beschrieb Kämmerin Christine Volk die Kassenlage deswegen als "sehr angespannt". Was die Ausschussmitglieder mit Sorge betrachteten war, dass das einst große Polster an Rücklagen verschwunden ist. Hinzu komme der Kredit, "das sind etwa 15 Millionen Euro, die irgendwie weg sind", meinte Ratsmitglied Georg Stürmer. Hinzu komme die Pro-Kopf-Verschuldung, da könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
Bürgermeister Köhler versuchte, das Ganze etwas zu relativieren. In den letzten Jahren habe man nur etwa ein Drittel des im Vermögenshaushalt geplanten Geldes tatsächlich ausgegeben. Das werde diesmal wohl ähnlich sein. Köhler hielt es für "unwahrscheinlich", dass eine tatsächliche Aufnahme des Kredit nötig werde. Er wies auf die teuren Pflichtausgaben hin, wie dem Bau der neuen Kindertagesstätte, oder der Sanierung der Schule.
Schwarzmalerei ist für die Räte jedoch keine Option
Ausschussmitglied Hans Müller monierte in dem Zusammenhang erneut, dass seiner Ansicht nach der Haushalt bei den Investitionen mit 16,3 Millionen Euro zu sehr aufgebläht sei. Zumal man im Schnitt der letzten Jahre lediglich 4,4 Millionen Euro tatsächlich ausgegeben habe. "Wir bauen öfters Luftschlösser, die sich nicht verwirklichen lassen." Ihn sorgte die freie Finanzspanne, die mit 200.000 Euro nicht üppig sei.
Dagegen zeigten sich Helma Schug und Walter Rosentritt angesichts der Zahlen weniger besorgt. Das Szenario kenne man aus den letzten Jahren, außerdem habe der Markt auch "bleibende Werte geschaffen", so Schug. Rosentritt wies darauf hin, dass diesmal unter anderem gleich in zwei Feuerwehrhäuser (Geesdorf, Reupelsdorf) und zwei Baugebiete (Feuerbach, Reupelsdorf) investiert werde. Bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten taten sich die Ausschussmitglieder jedoch schwer. Größere und teure Projekte wie Umgehungsstraße, Hochwasserschutz, Umgestaltung Säulesmarkt, wolle und könne man nicht so einfach schieben.
Ganz schwarzmalen müsse man auch nicht, so die Gemeindevertreter. Schließlich bleibe die Gemeinde bei der Steuerkraft weiter auf Platz drei im Landkreis. Ebenso würden keine Schlüsselzuweisungen benötigt, die Gewerbesteuer soll 5,5 Millionen Euro bringen. Das Zahlenwerk wird nach einigen kleineren Änderungen nun dem Gemeinderat zur Genehmigung vorgelegt.