Ein Dirigent steht selbstverständlich vor dem Orchester. Geht dieser während eines Konzerts von und vor die Bühne, um selbst ein Instrument in die Hand zu nehmen, braucht es Ersatz. Wenn dieser dann eine 24-jährige Dame ist, sogleich noch die Tochter des Dirigenten, ist das eine bemerkenswerte Geschichte, die die Blasmusik im Landkreis schreibt. So geschehen beim Konzert des Kitzinger Kreisorchesters in der Iphöfer Karl-Knauf Halle, als Linda Graf von ihrem Vater Siegfried Graf den Dirigentenstab übernahm, für ein Stück, das Posaunen-Solo "Happy Trombones".
Linda Graf hat sprichwörtlich Musik im Blut. Wie soll es auch anders sein, wenn man in eine Musikerfamilie geboren wird. Neben Instrumenten wie Klavier, Oboe und Querflöte, die sie beherrscht, hat die angehende Gymnasiallehrerin für Musik die staatlichen Prüfungen für Ensembleleitung und Dirigieren erfolgreich abgelegt. Daher lag es auf der Hand, dass sie sich bei den Vorbereitungen auf das Kreisorchester auch als Dozentin mit einbringt.
Proben im Registersatz und im Gesamtspiel
Zusammen mit weiteren Ausbildern und ihrem Vater Siegfried Graf, in der Gesamtleitung, hatten sich 50 Musikerinnen und Musiker des Landkreises auf dieses Konzert vorbereitet, bei dem Linda dann ihre Premiere als "Kreisdirigentin" hatte. An insgesamt neun Tagen traf man sich, probte im Registersatz und im Gesamtspiel. Neben der Konzentration auf Takt, Noten, Vorzeichen und Zusammenspiel stand Spaß und zwischenmenschlicher Austausch im Vordergrund, wie Sibylle Säger, Vorsitzende im Kreisverband, in ihrer Moderation durchklingen ließ.
"Die musikalische Reise, auf die das Kreisorchester alle zwei Jahre geht, zaubert jedes Mal eine prickelnde Atmosphäre ins Orchester und Publikum. Wir wollen ein Orchester für alle sein, jeder ist wichtig, jeder bringt viel Freude und Leidenschaft mit und so verbindet unsere Blasmusik alle Generationen", so Säger. Das Kreisorchester war der beste Beweis dafür. Vom 13-jährigen Schlagzeuger Adam Lenzer aus Iphofen bis zum 78-jährigen Flügelhornist Georg Klose aus Stadelschwarzach, waren alle Generationen vertreten, harmonierten im wahrsten Sinne und alle hatten Spaß. Für Nachwuchsmusikerin Anna-Lena Wilferth aus Willanzheim ist das Kreisorchester "einfach nur cool" und die 52-jährige Klarinettistin Sigrid Stegner aus Wüstenfelden "freut sich über ein für sie neues Repertoire und die vielen netten Leute, die man hier kennenlernt".
Von Strauss bis Udo Jürgens
Seit über zehn Jahren leitet Siegfried Graf aus Willanzheim das Kitzinger Kreisorchester und immer wieder auf Neue schafft er einen blasmusikalischen Mix, der bestens ankommt. Von "Also sprach Zarathustra" (Richard Strauss), "An der schönen blauen Donau" (Johann Strauss) über "Music" (John Miles), dem "Ungarischen Tanz No. 5" (Johannes Brahms), das "Halbe Jahrhundert" (Very Rickenbacher) bis hin zu "My Way" (Frank Sinatra) zeigte das Orchester große Vielfalt bei hoher Qualität. Beim gut sechsminütigen Udo-Jürgens-Medley wurde die mit gut 250 Zuhörerinnen und Zuhörern gefüllte Konzerthalle in Iphofen fast ein bisschen zur Schlager-Arena.
Langjähriges Engagement in Kreisverband
Kein Konzert ohne Organisation, kein Kreisverband ohne Führungskräfte. Voller Dankbarkeit zeichnete Dominic Johanni (stellvertretender Bezirksvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes NBMB) drei engagierte Menschen im Kitzinger Kreisverband aus. Seit vielen Jahren leiten sie den Kreisverband. Matthias Hildebrand (30 Jahre), Sybille Säger und Siegfried Graf (beide 10 Jahre).
Die teilnehmenden Musikvereine beim Kreisorchester 2024 waren: Musikzug FFW Iphofen, Kolping-Musik-Corps Kitzingen. Musikverein Cäcilia Nordheim am Main, Winzerkapelle Rödelsee, Musikverein Sommerach, Blaskapelle Stadelschwarzach, Musikverein Wiesentheid, Musikverein Willanzheim.