
Der Saal der Dettelbacher Maintalhalle war voll. Von den Krisen in der Welt wollte sich am Samstagabend keiner der vielen Gäste abbringen lassen. Faschingsstimmung pur. Schon beim Eintreten in den "Faschingstempel", wie ein Elferrat den Saal beschrieb, gab es Hochstimmung. Und eine grandiose Auswahl an Kostümen: Angefangen von einer "kleinen Reblaus" über Pfarrer und Mönche, Schiffskapitäne und Phantasiegebilde war alles vertreten. Einmütig saßen Strafgefangene neben Polizisten, und sie feierten, bis der Arzt kam.
Einfach losgelöst. Die wohl auffälligste Kostümierung bei der Sitzung der Dettelbacher Karnevalsgesellschaft (DeKaGe): eine in Blau kunstvoll modellierte männliche Person mit ähnlicher weiblicher Begleitung. Es war der Dettelbacher Bürgermeister Matthias Bielek mit seiner Frau. Er stellte aus dem Filmwerk "Avatar" ein nicht menschliches Wesen dar (Jake Sully) und seine Frau die "Neytiri". Zwischen den Feiernden ein ständiges "Dettelbach, Helau!"
Mittendrin: ein schwitzender, aber glücklicher Steffen Drescher. Er ist der Dettelbacher Sitzungspräsident, "das örtliche Faschingsurgestein, ohne das wohl nichts mehr gehen würde", wie es Wolfgang Kuhl, der Präsident des kleinsten Faschingsvereins, der "Erlabrunner Unneigschmeggten", sagte. Kuhl und Drescher sind alte Faschingsfreunde und besuchen sich mit ihren Räten immer wieder.
Der Dettelbacher Fasching wird von fünf Vereinen getragen
Wer aufpasste, konnte zwischen all der Konfettistimmung allerdings durchaus besorgte Töne heraushören. Veranstalter der großen Prunksitzung ist nicht die DeKaGe alleine, sondern ein Zusammenschluss von fünf sehr aktiven Dettelbacher Vereinen. Der Jugendtanzsportclub (JTSC), die Kolpingfamilie, der katholische Frauenbund und vom VfR Bibergau die Abteilung Männerballett. "Wir sind alleine nicht mehr in der Lage, eine solche Veranstaltung zu organisieren", sagt Drescher. "Uns fehlen dazu die Mitglieder. Deshalb gibt es in Dettelbach heuer auch kein Prinzenpaar." Sein Appell: "Wer Lust und Laune auf Fasching hat, möge sich bei uns melden!"
Punkt 19.11 Uhr dann der Start in eine Reise durch die Welt der Narren. Die Lokalmatadorin Doris Horner machte den Anfang als Protokoller des Bundestages und mit einer äußerst kritischen Betrachtung des politischen Geschehens. Dann wurde es tierisch. Der Bauchredner Marcelini kam mit seinem Hund Oskar, mit dem er ständig Probleme hat. Auf ihn folgte der Dorfprozeltener Comedian Wolfgang Huskitsch. Lustig die Szene, als der Präsident ihn als "Stadtprozeltener" ärgerte.

Der nächste Auftritt kam aus Mittelfranken. Der singende Präsident der Karnevalsgesellschaft "Nürnberger Trichter", Norbert Knorr, heizte dem Saal mit fetzigen und stimmungsvollen Liedern ein. Zwischen den Darbietungen kamen die Jüngsten des JTSC zum Zuge. Angefangen von den Minis, den Muskatzinchen über die Ortegas bis hin zur Modern-Dance-Gruppe – hinreißende Tanzdarbietungen!
Küsschen hier, Orden da. Was nicht fehlen durfte bei solch einer Veranstaltung, war die Ehrung verdienter Mitglieder. Diese nahm der Präsident gerne mit seiner Vertreterin Susanne Sauer in Kauf. Die Orden wurden von der Föderation Europäischer Narren (FEN) gestiftet. Der "Narr von Europa" ging an Donna und Sven Berthold.
Als Richter ist Peter Kuhn gnadenlos und unnachahmlich
Und dann kam er: Richter Peter Kuhn. Schon beim Durchschreiten des Saals verspürte man seine Autorität. Unnachahmlich seine geschliffenen Texte voll hintergründigem Humor. "Ein Genuss beim Zuhören", wie ein Gast meinte. "Dem möchte ich nicht unter die Finger kommen, wenn der tatsächlich Richter wäre."
Danach wurde es dunkel im Saal. Zwischendurch blitzten blaue Scheinwerferlichter. Spannung blitzte auf. Nach und nach kamen Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne und begannen eine hingebungsvolle Tanzvorstellung. Die "Dance Academy" aus Schweinfurt bot eine Reise durch die Nacht. "Eine Elite-Tanztruppe", wie sie der Sitzungspräsident beschrieb. Schlag auf Schlag ging es weiter: jetzt das Albertshöfer "Ständerles Sextett". Obwohl sie sich Sextett nennen, sind es zehn Männer. Ihre musikalischen Ständchen sind geprägt von derbem Humor, wie sie selbst sagen. Trotz vorgerückter Stunde war die Stimmung weiter bestens.

Die Tanzsportgarde Veitshöchheim bot eine Ansammlung der Superlative. 31 Frauen und Männer gaben Tanzeinlagen, wie man sie selten sieht. Im Publikum brodelte es. Keinen hielt es mehr auf seinen Plätzen. Nach der gut zwanzigminütigen Show waren nicht nur die Künstler erschöpft, sondern auch die Gäste, was der letzten Gruppe keinen Abbruch bescherte. Das Bibergauer Männerballett, eine Gruppe von Cowboys, spielte Situationen wie üble Schlägereien im "Biberie´s Salon". Hohe sportliche Einlagen im Faschingswahnsinn, bei dem sich alle im Saal einig waren: The show must go on! Der Dettelbacher Fasching darf nicht sterben!
Mitwirkende, Garden: JTSC Dettelbach (Minis, Muskatzinchen, Ortegas, Modern Dance), Showtanzgruppe TSG Veitshöchheim, Dance Academy (Schweinfurt), Männerballett VfR Bibergau. Büttenredner und Comedy: Doris Horner (Brück), Marcelini mit Hund Oskar (Coburg), Wolfgang Huskitsch (Dorfprozelten), Peter Kuhn (Schweinfurt), Ständerles Sextett (Albertshofen), Norbert Knorr (Nürnberg). Musik: Schwarzier Buam.