
Etwa 1850 wanderten zwei Brüder aus der Familie Oerter in Repperndorf nach Amerika aus, um ihr Glück als deutsche Einwanderer auf dem neuen Kontinent zu suchen. Das Geld zur Schiffsreise beschafften sie sich auf nicht ganz legale Weise. Bis zum Ersten Weltkrieg bestanden immer wieder Briefkontakte mit den Brüdern und ihren Nachkommen. Da Amerika aber der alten Heimat Deutschland gegenüber zum Kriegsgegner wurde, schliefen die Kontakte ein. Der deutsche wie der amerikanische Zweig hörten nichts mehr voneinander.
Der Repperndorfer Christoph Oerter und seine Tochter Sandra fanden heraus, dass eine Familie Oerter um 1803 erstmals in Repperndorf auftaucht und sich mit Landwirtschaft und Weinbau beschäftigte.
Vor einigen Jahren kam Randy Baehr mit seiner Ehefrau Patricia auf einer Rundreise mit einer Reisegruppe durch Deutschland nach Repperndorf, um sich nach der Herkunft der Vorfahren zu erkundigen und heute lebende Verwandte ausfindig zu machen. Wegen der Pandemie fand aber kein Treffen statt. Fest stand nur – und so war auch das Gefühl - "wir sind verwandt".
Das holten Patricia und Randy Baehr nun nach und brachten einen in Amerika mithilfe des Internets erstellten Stammbaum der Familie Oerter mit, der bis 1596 rekonstruiert wurde. Erster nachweisbarer Name ist Sebastian Oerter.
Einsicht in ein öffentlich zugängliches Archiv genommen
Randy Baehr ist vermutlich ein Ur-Ur-Enkel der Auswanderer, der Vater seiner Mutter trug noch den Namen Oerter. Randy arbeitete in St. Louis an der Industrie- und Handelskammer und nahm Einsicht in ein umfangreiches öffentlich zugängliches Archiv, wo er handschriftliche Dokumente in Sütterlin-Schrift fand und entzifferte, ohne ausreichende Deutschkenntnisse eine Herausforderung.
Über den Austausch von alten Bildern, auf denen die Namen der abgebildeten Personen oft nicht alle bekannt waren, gelang es, die Zusammenhänge herzustellen. So wurde herausgefunden, dass die beiden Brüder, die Repperndorf vor mehr als 170 Jahren verließen, Kaspar und Johann Martin hießen. Über den Verbleib des Letztgenannten ist nichts bekannt.
Familiengedanke wurde wieder neu belebt
In der Sportgeschichte taucht der vierfache amerikanische Olympiateilnehmer Al Oerter als Diskuswerfer auf, von dem man allerdings nur weiß, dass er mit der Familie verwandt ist, aber nicht wie. Er errang bei allen Olympischen Spielen in Melbourne (1956), Rom (1960), Tokio (1964) und Mexiko (1968) jeweils Gold und warf mehrfach anerkannte Weltrekorde. Als Mitglied der amerikanischen Delegation zur Olympiade 1972 in München soll er auch einmal in Repperndorf gewesen sein, habe dort aber niemanden angetroffen. Er verstarb 2007.
Für die Familien steht fest, dass der Kontakt nicht wieder auf Jahrzehnte einschlafen, sondern fortbestehen soll. Der mitgebrachte Stammbaum hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Familiengedanke bei den Nachfahren neu belebt wurde.