
Der Järkendorfer Bert Grebner ist mit seinem Holzrückepferd "Bazi" im Wald unterwegs. "Waldaufräumen" nennt er das. Bis zu 15 Meter lange Baumstämme zieht das Pferd kraftvoll quer durch den Wald zu den sogenannten Rückegassen, wo sie abgelegt werden. Vor 20 Jahren war der heute 69-Jährige mit damals drei Pferden bis in den Spessart unterwegs, und hat Holz aus dem Wald geholt. Er war damals in einem Forstunternehmen angestellt. "Doch diese Zeiten sind vorbei", meint er traurig.
Spezielle Arbeitsmaschinen für den Wald, sogenannte "Harvester", machen jetzt diese Arbeiten. "Schneller und billiger, aber ohne Rücksicht auf die Natur. Die schweren Maschinen zerstören den Boden", sagt er. Bis vor wenigen Jahren arbeitete er noch alleine weiter. Vor etlichen Jahren hat er bei der Münchener Hengstkörung seinen "Bazi" gekauft, einen Süddeutschen Kaltbluthengst. "Ein prächtiges Tier", strahlt er. Grebner und Bazi sind ein Team und haben zueinander eine große, fast innige Beziehung.

Von seinem Vater hat er in den 60er Jahren die Waldarbeit mit Pferden gelernt. "Das musst du drin haben oder nicht!" Er hatte es drin! Oft spricht Grebner mit dem Pferd, das dann seine Ohren spitzt und ganz ruhig wird. Die Kommandos sind kurz und werden von "Bazi" sofort ausgeführt. "Wir arbeiten mit den Selbstlauten", sagt Grebner. Töne mit "I" bedeuten links, mit "O" rechts. Ein langes "Aaa" heißt "Halt" und bei "Hüü" darf Bazi loslaufen. "Doch ich sag' oft zu ihm ,Hob - geh weiter!'. Das versteht er auch". In kurzen Arbeitspausen stehen Besitzer und Pferd ganz nah beieinander und nehmen tiefen Blickkontakt auf. Minutenlang. Absolute Stille herrscht im Wald. Zwiesprache? "Der weiß genau, was ich von ihm will und ich weiß, was ich von ihm erwarten kann." Übrigens: Am Fellwirbel im Kopfbereich kann man den Charakter eines Pferdes erkennen, sagt Grebner. "Wenn er zwei hat, ist er ein Teufel!" Und es gibt fleißige Tiere und faule. Genauso wie beim Menschen.

Gut einen halben Tag kann der 69-Jährige mit dem Tier arbeiten. Er merkt, wenn "Bazi" noch Spaß hat und wenn er müde wird. Grebner ist ein absoluter Naturmensch. Zahllos sind seine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Forst. Er ist Jäger und Heger, bildet angehende Jäger aus und nimmt die Staatliche Jägerprüfung mit ab. Im Bauernverband ist er Obmann und stellvertretender Kreisjägermeister im Landkreis Kitzingen. Die Aufzählungen könnten noch weiter gehen.
Doch ein Hobby weicht komplett davon ab. Und dennoch pflegt er es mit aller Hingabe: Er spielt eine Steirische Harmonika – eine "Ziach" wie der Volksmund sagt. Ein eher seltenes Instrument aus der Familie der Ziehharmonikas. Jeden Montag fährt er zu seinem Musiklehrer in die Rhön. "Eine Auszeit für die Seele", wie er meint.

Die Waldarbeiten mit dem Pferd macht er nur noch selten. Ab und zu wird er zu Vorstellungen eingeladen, was gerade Kindern eine Riesen-Freude macht. Dass die Zeiten des Holzrückens mithilfe von Pferden vorbei sind, bedauert auch Michael Grimm, Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Aber: "Wir müssen eben mit der Zeit gehen. Früher wurde das Getreide mit der Sense gemäht und die Kühe wurden mit der Hand gemolken. Jetzt ist das eben alles anders. Und: Wir dürfen nicht der Nostalgie nachhängen."
Bert Grebner ist mit diesen Sätzen zwar nicht einverstanden, weiß aber auch, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist. Was also wird aus dem stolzen Kaltbluthengst? "Eigentlich wollte ich den Bazi verkaufen. Aber das mache ich jetzt doch nicht. Er bekommt sein Gnadenbrot auf meinem Hof!"
