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Iffigheim
Mit Handicap in Ausbildung: Wie die 17-jährige Anna Strauß mithilfe einer Arbeitsassistenz durchstartet
Ihre ständige Begleiterin Gudrun Stör (links) unterstützt Anna Strauß am Arbeitsplatz und macht damit die Ausbildung erst möglich.
Foto: Verena Strauß | Ihre ständige Begleiterin Gudrun Stör (links) unterstützt Anna Strauß am Arbeitsplatz und macht damit die Ausbildung erst möglich.
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 17.04.2024 10:53 Uhr

Eine Inklusionsgeschichte muss nicht mit der Schulzeit enden, sie kann auch im Berufsleben eine erfolgreiche Fortsetzung finden und sogar zum Musterbeispiel werden. Es geht um Anna Strauß, die im Rollstuhl sitzt.

Die noch 17-Jährige aus dem Seinsheimer Ortsteil Iffigheim hat die Realschule mit einem sehr guten Zeugnis verlassen und am 1. August 2023 eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten in der Verwaltungsberufsgenossenschaft in Würzburg begonnen.

Vom Fahrdienst bis hin zu Bürotätigkeiten

Sie bekam Dank ihres guten Abschlusszeugnisses einen Ausbildungsvertrag, nicht wegen, sondern trotz ihrer körperlichen Beeinträchtigung. Der Weg dorthin war allerdings für Anna und ihre Mutter Verena alles andere als einfach. Der Grund: Es musste eine Arbeitsassistenz gefunden werden, denn Anna kann zwar selbständig arbeiten, aber nur im unmittelbaren Umfeld und in Reichweite. Ein weiterer Grund: Einen solchen Fall hat es in Unterfranken noch nicht gegeben.

Im Zusammenspiel mit vielen Beteiligten wurde beim gemeinnützigen Verein Fortschritt Würzburg eine Lösung für das Dienstleistungsmodell gefunden. Gudrun Stör ist für Anna zur Alltagsbegleitung geworden und erledigt vom Fahrdienst über das Büro alles, was Anna nicht kann, sowohl persönlich wie am Arbeitsplatz. Für Anna wesentlich, denn sie kann mit dem Bildschirm, der Maus und der Tastatur arbeiten – mehr geht nicht.

Nun absolviert sie eine dreijährige Ausbildung mit Büroarbeit, lernt Paragrafen und arbeitet überwiegend am Computer. Eine Aktenablage, die für sie ein Problem wäre, gibt es nicht mehr und Kundenkontakte mit Betrieben sowie Selbstversicherten wie Leih- und Zeitarbeitern, Sportlern, Unternehmern und Privatpersonen erfolgen ausschließlich digital, natürlich auch im Homeoffice.

Annas Mutter recherchierte Fördermittel

Eine Herausforderung stellten die vierwöchigen Berufsschulbesuche im Blockunterricht und Seminare mit 16 Wochen an der Hochschule der Deutschen Gesellschaft für Unfallversicherungen (DGUV) in Bonn-Rhein-Sieg, Campus Hennef, zur fachspezifischen Ausbildung, dar.

Denn niemand wusste, wer für welche Kosten aufkommt. Da es keinen Bezugsfall gab, war Mutter Verena lange auf der Suche. Selbst bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes war nur bekannt, dass es Unterstützung gibt, aber nicht wie diese in Anspruch genommen werden kann. Zur letzten Klärung saßen die Agentur für Arbeit, das Inklusionsamt und die Pflegekasse dann am runden Tisch. Ein Erfolg: Alle beteiligen sich als Geldgeber und machen dadurch das zunächst Aussichtslose möglich.

Mutter Verena, Gudrun Stör und vor allem Anna wollen der Agentur für Arbeit und anderen Menschen in ähnlicher Situation Mut machen, eine Lösung zu finden – sei die Suche auch noch so anstrengend und aufwändig. Alle drei sind sich einig, dass sich die Anstrengung lohnt, denn Arbeit wird so erledigt wie von anderen Menschen auch. Anna unterstreicht, dass sie gefordert werden will und das macht sie, indem sie auch Kolleginnen und Kollegen hilft. Sie bewahrt sich damit dank der Unterstützung der Arbeitsassistenz ihre weitgehende Selbständigkeit.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass Anna Strauß die Mittelschule besucht hat. Das ist falsch. Sie schloss die Realschule mit sehr gutem Ergebnis ab.

 
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