Der Fall einer elfköpfigen Familie, die in Iphofen dringend eine neue Bleibe gesucht hat, ging jüngst genauso durch die Medien wie das Endlosthema Kitzinger „Notwohngebiet“ für Obdachlose und Hartz-IV-Empfänger. Dabei sind diese Extremfälle nur die Spitze eines Eisbergs. Denn tatsächlich suchen auch viele normalverdienende Familien eine bezahlbare Bleibe. Und das nicht nur in überteuerten Großstädten wie München, Frankfurt oder Stuttgart, sondern auch hier – auf dem Land.
Freistaat schüttet Zuschüsse aus
Ein Ansatz, dieser Not zu begegnen, sind Programme des sozialen Wohnungsbaus. Der Freistaat hat deshalb bereits 2015 den „Wohnungspakt Bayern“ aufgelegt, mit dessen Hilfe bis 2019 jährlich 6000 bis 7000 neue Wohnungen im Land entstehen sollen. In diesem Rahmen stehen für ein kommunales Förderprogramm von 2016 bis 2019 pro Jahr 150 Millionen Euro bereit, mit denen jährlich mindestens 1500 neue Mietwohnungen gebaut werden sollen. Das Programm stellte Claus Kiesel von der Regierung von Unterfranken kürzlich den Bürgermeistern im Landkreis Kitzingen vor. Kiesel warb eindrücklich dafür, diese Fördergelder zu nutzen.
Programm für die Mitte der Gesellschaft
Kiesel hatte schnell Beispiele parat, wie sie in fast jeder Kommune vorkommen: Nicht nur Obdachlose und Flüchtlinge, sondern auch durchschnittliche Familien suchen bezahlbaren Wohnraum. „Das Programm zielt auf die Mitte der Gesellschaft“, erklärte Kiesel den Rathaus-Chefs. Mit dem „Wohnungspakt Bayern“ könne eine Kommune bauen, erweitern, modernisieren, Grundstücke oder Gebäude kaufen. Dazu muss eine Stadt oder Gemeinde Eigentümer des Grundstücks oder des Gebäudes sein, denn nur sie erhält die Zuschüsse.
Zuschuss und Darlehen
Die Förderung sieht vor, dass die Kommunen 30 Prozent der zuschussfähigen Kosten als Zuschuss bekommen. Für weitere 60 Prozent könne man ein Null-Zins-Darlehen bekommen – bei zehn Jahren Laufzeit. Voraussetzung für die Förderung sei ein Eigenanteil der Kommune von wenigstens zehn Prozent. An die Zuschüsse gekoppelt ist eine Vermietung, die sich an einkommensschwachen Haushalten orientiert, und eine 20-jährige Bindung der Gebäude als Sozialwohnung. Danach können die Kommunen darüber frei verfügen. Einzelne Wohnungen könnten zwischen 40 und 90 Quadratmeter groß sein, was einem Platzbedarf von einer bis vier Personen entspreche.
Kiesel hatte den Bürgermeistern ein anschauliches Beispiel aus ihrem Landkreis mitgebracht: In Mainbernheim ist in der Kirchgasse 2 mithilfe des Förderprogramms ein Mehrfamilienhaus entstanden, womit zugleich eine Lücke im Altort geschlossen werden konnte. Damit habe die Stadt „Familien glücklich gemacht“, die nicht finanzstark seien, bewertete Kiesel das Projekt.
Hilfe für finanzschwache Bürger
Er hatte die Abrechnung dabei: 490 000 Euro hatte das Haus mit drei Mietwohnungen gekosten. Die Stadt bekam 146 000 Euro als Zuschuss und 293 000 Euro als Darlehen. Der sofort fällige Eigenanteil lag für Mainbernheim bei 50 000 Euro. „Ein lohnendes Angebot, von dem alle profitieren“, lautete Kiesels Fazit. „Ich hoffe, Sie greifen kräftig in den Topf – zugunsten Ihrer finanzschwachen Mitbürger. Fördermittel sind ausreichend vorhanden.“