Er hat viel von der Welt gesehen, exotische Länder zu einer Zeit bereist, als das noch keinesfalls üblich war. Alfred Schmitt war ein Abenteurer. Jetzt ist der gebürtige Kitzinger im Alter von 84 Jahren verstorben.
Alfred Schmitt wurde in eine schwere Zeit hineingeboren. Juni 1936: Drei Jahre vor Kriegsbeginn. Seine Eltern waren ein Bestandteil des ortsansässigen Textilgeschäftes Schmitt und Ballinger, das alteingesessenen Kitzingern noch immer ein Begriff sein dürfte. Sein Bruder Kurt Schmitt leitete viele Jahre das Knauf-Museum in Iphofen und engagierte sich später als Gästeführer im Deutschen Fastnachtmuseum. An seinen abenteuerlustigen Bruder hat er lebendige Erinnerungen.
Auf dem Frachter nach Ceylon
Mit 22 Jahren zog es Alfred Schmitt in die weite Welt. Er kaufte sich eine gebrauchte Zündapp und fuhr über die Alpen bis nach Genua. Dort fragte er die Kapitäne der großen Frachter nach einer Mitfahrgelegenheit. Er arbeitete an Bord und erhielt im Gegenzug Kost und Logis frei. Der erste Frachter, der ihn mitnahm, fuhr nach Colombo, in die Hauptstadt des heutigen Sri Lanka. Von dort ging es immer weiter, quer durch den indischen Subkontinent, dann Richtung Himalaya und Nepal. Über abenteuerliche Passstraßen gelangte er nach Afghanistan und erlebte in der Hauptstadt Kabul eine große Überraschung: Der Bürgermeister sprach fließend Deutsch, weil er in Göttingen studiert hatte. Über den unerwarteten Gast aus Deutschland freute der sich sehr. „Er hat meinem Bruder Geld geschenkt und ihn aufgefordert, sich eine schöne Zeit in Kabul zu machen.“
Doch Alfred Schmitt zog es mit seiner Zündapp weiter nach Persien. In Teheran verkaufte er sein Moped, fuhr mit dem Zug über Ankara und Istanbul zurück in die Heimat. In Kitzingen hielt er bei der Vhs Vorträge über seine Abenteuer und schon bald zog es ihn wieder fort. Er reiste durch Nord- und Mittelamerika, lebte ein Jahr in Spanien. Anstellungen fand er immer wieder. In New York arbeitete er in einer Friedhofsgärtnerei, in der Türkei beaufsichtigte er die Wiederaufforstung gerodeter Flächen außerhalb von Istanbul. Für die Firma Hoechst war er in Thailand und China tätig. „Er hat ein buntes Leben gelebt und wahnsinnig viel von der Welt gesehen“, sagt sein Bruder. Alfred Schmitt ist an seinem letzten Wohnsitz Bad Soden-Neuenheim verstorben.
Foto: K. Schmitt