Die Sonne scheint vom Himmel. Nur ein paar vereinzelte Wolken sind zu sehen, die Temperaturen klettern wieder Richtung 30 Grad. Einige Leute, die an der Mainpromenade in Kitzingen entlang schlendern, vermitteln den Eindruck, als würden sie auf etwas warten.
Kurze Zeit später ist ein immer lauter werdendes Motorengeräusch zu hören – und da taucht auch schon die Nixe auf und macht am Ufer fest. Einer nach dem anderen steigt aus dem Fährschiff: Familien mit kleinen Kindern, Senioren, Paare... Man wundert sich, dass überhaupt so viele Personen Platz an Bord finden. Die Fahrten der Nixe sind derzeit sehr beliebt.
Die Nixe ist ein 1959 gebautes Fährschiff. Nachdem die alte Mainbrücke in Ochsenfurt vor Jahren gesperrt und erneuert werden musste, hatte die Stadt Ochsenfurt das Boot als Übergangslösung gekauft, damit die Bürger ohne lange Umwege den Main queren konnten. Zuvor war sie in Linz am Rhein und Remagen als Fähre eingesetzt gewesen. Während die Brücke nicht genutzt werden konnte, pendelte das Schiff also von einem Mainufer zum anderen.
Der Ochsenfurter Verkehrsverein kümmerte sich um sie, bis sie am Heiligabend 2011 ihre vermeintlich letzte Fahrt bestritt. Doch die Bewohner Ochsenfurts hatten ihre kleine Nixe schon sehr ins Herz geschlossen und waren der Meinung, dass die Nixe jetzt einfach zu Ochsenfurt dazu gehöre. So wurde ein Förderverein gegründet, der sich des Bootes annahm.
Nüber und rüber, nauf und nunner
Seit Mai 2012 bietet sie nun von Mai bis Oktober wieder Fährfahrten von einem Mainufer zum anderen, auch „nüber oder rüber“ genannt, und Panoramafahrten, „den Mee a weng nauf und a weng nunner“. Auf Wunsch und Buchung fährt sie auch gerne mal woanders hin, beispielsweise bis nach Markbreit. Die weitesten Strecken, die bislang zurückgelegt wurden, gingen bis nach Veitshöchheim mainabwärts und Dettelbach mainaufwärts. Wohin man fahren will ist egal, solange dort eine Schiffsanlegestelle ist und man abends wieder in Ochsenfurt ankommt. Der Zielort sollte innerhalb einer Tagestour liegen.
In diesem Sommer werden seit 1. Juli und bis 2. September erstmals auch jeden Freitag Linienfahrten angeboten. Von Ochsenfurt geht es über Marktbreit bis nach Kitzingen und wieder zurück. Nachdem die Panoramarunde in Ochsenfurt schon gut angenommen wurde, dreht das Schiff jetzt auch in Kitzingen noch zwei extra Runden von je 30 Minuten in Richtung Mainstockheim:
Eine halbe Stunde eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen und die Kulisse Kitzingens und des Landkreises vom Wasser aus bewundern können. Die Linienfahrten werden gut angenommen und sind nicht selten ausgebucht – 69 Plätze hat die Nixe zu Verfügung.
Auch Fahrradfahrer nehmen das Angebot gerne an. So kann man eine Strecke mit dem Fahrrad fahren und zurück geht es dann mit dem Boot. Wenn die Nixe jedoch sehr voll ist, entscheidet der Kapitän, ob die Fahrradfahrer noch mitgenommen werden können, denn ein Fahrrad verbraucht ziemlich viel Platz an Deck. „Zur Not schmeißen wir das Fahrrad auf das Deck oder ziehen es hinter uns her“, witzelt Schiffskapitän Ralf Wiertelorz – er ist stets bemüht, eine Lösung für die Fahrradfahrer zu finden.
Die Nixe finanziert sich teilweise durch Spenden, aber größtenteils selbst. Letztes Jahr musste jedoch der Motor gegen einen neuen umweltfreundlicheren und emissionsärmeren ausgetauscht werden, was eine große Investition war, berichtet Emil Kopp.
Von Niedersachsen nach Franken
Kopp ist neben Ralf Wiertelorz einer von vier Schiffskapitänen der Nixe. Er besitzt das Schifffahrtspatent, das Voraussetzung ist, um die Nixe fahren zu dürfen, erzählt er. Der gebürtige Franke wohnt derzeit in Niedersachsen. Über das Wochenende kommt er nun aber extra wieder in die Region, um die Nixe sicher über den Main zu lenken. Es mache ihm einfach unheimlich viel Spaß die Nixe zu fahren. „Man lernt immer neue Leute können.“ Emil Kopp hat aber auch schon häufiger Bekannte, die er ewig nicht mehr gesehen hatte, dann auf der Nixe getroffen.
Mit dem Schiff zu fahren, findet er nach wie vor sehr reizvoll: „Vom Wasser aus sieht alles anders aus, viel schöner“, sagt er. Beim Autofahren ändere sich die Landschaft sehr schnell, man nimmt sie kaum wahr. Vom Wasser aus könne man die Landschaft dagegen genießen. Und genau das sei auch der Grund dafür, dass die Schifffahrten mit der Nixe so gut angenommen werden.
Ruhig gleitet die Nixe durch das glitzernde Wasser. Ein Wellengang ist kaum zu spüren, außer, ein Sportboot braust an ihr vorbei. Bald ist die Kitzinger Kulisse mit winkenden Passanten verschwunden und man gleitet auf dem grünlich schimmernden Fluss zwischen dicht bewachsenen Ufern hindurch. Außer dem Motorengeräusch und dem leisen Wellengeräusch ist nicht zu hören.
Der Fahrtwind streift leicht ums Gesicht – und er ist es auch, der die Fahrt selbst bei heißen Temperaturen so angenehm erscheinen lässt.
Außer der Nixe und dem Sportboot ist niemand auf dem Wasser unterwegs. Grund dafür ist der niedrige Wasserstand, der vor allem in der Donau und dem Rhein für massive Probleme sorgt. Für die größeren Transport- und Kreuzfahrtschiffe ein Verhängnis. „Noch haben wir Wasser für die Nixe“, sagt Kopp. Mit einem Tiefgang von 80 Zentimetern kann das Boot weiterhin ohne Probleme über das Wasser gleiten, solange kein allgemeines Fahrverbot vom Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt kommt.
Panoramafahrt
Auf dem Rückweg aber wird die Nixe diesmal vermutlich nicht alleine sein, denn bei der Anfahrt der Bootsanlegestelle in Kitzingen bekommen die Kapitäne einen Funkspruch eines Sportbootes, das sich ihnen anschließen will, um eine längere Wartezeit vor der Schleuse zu vermeiden. Fahren kaum Frachtschiffe, kann die für ein einzelnes kleines Boot sonst schon etwas länger werden.
Erstmal aber dreht die Nixe noch zwei Runden von Kitzingen Richtung Mainstockheim. Und bevor sie sich dann wieder auf den Rückweg Richtung Ochsenfurt macht, sammelt sie viele ihrer vorherigen Gästen wieder ein – diese haben die Zeit genutzt, während die Nixe die beiden Panoramarunden gedreht hat, und in Kitzingen einen kurzen Stopp für eine Kaffee- und Kuchen-Pause eingelegt.
Fahrplan und Preise der Nixe
Das Schiff: Baujahr 1959, Länge 17,70 m, Breite 4,40 m, Tiefgang: 0,80 m, Leergewicht: 20 t, zulässiges Gesamtgewicht: 40 t, 69 Plätze.
Fahrplan: Samstags, sonntags und feiertags fährt die Nixe ab zwei voll zahlenden Gästen ohne festen Fahrplan, am besten vorher kurz auf der Homepage die-nixe.de informieren, ob es eventuell Einschränkungen gibt. Freitags bietet die Nixe noch bis zum 2. September eine Linienfahrt von Ochsenfurt nach Kitzingen. Abfahrt ist um 9 Uhr in Ochsenfurt, zirka 10 Uhr in Marktbreit und 11 Uhr in Kitzingen. 11.30 Uhr und 12.15 Uhr werden zwei Panoramarunden gedreht, bevor sich die Nixe um 13 Uhr wieder auf den Rückweg Richtung Ochsenfurt macht. Aufgrund von Niedrigwasser des Mains kann es zu Verzögerungen beim Schleusen kommen, so dass sich die Zeiten etwas verschieben können.
Aktionen: Am 3. Oktober findet eine Sonderfahrt „Main Wein Wasser“ statt, auf der Weinerlebnisführerin Andrea Trumpfheller innerhalb von zwei Stunden etwas über den Wein und die Umgebung Richtung Frickenhausen erzählt. Die Fahrt kostet 15 Euro, eine Anmeldung ist erforderlich. Ansonsten kann man auf der Nixe heiraten oder sie für andere Veranstaltungen buchen.
Preise: Eine Fährfahrt „nüber oder rüber“ kostet 1 Euro, die Panorama-Fahrt in Ochsenfurt oder in Kitzingen 5 Euro. Die Fahrt von Ochsenfurt nach Kitzingen kostet elf Euro. Für die Mitnahme des Fahrrads wird ein Euro fällig. Jugendliche von sechs bis 15 Jahren zahlen nur die Hälfte, Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos. (Joge)