"Singen, Tanzen und Musizieren gehören als grundlegende Form der Lebensäußerung", sagt der Gruppenchorleiter der Sängergruppe Bad Windsheim und stellvertretende Kreis-Chorleiter Fürth im Fränkischen Sängerbund Christian Glowatzki. Im Laufe Zeit sei mit der Sängerbewegung eine eigene Kultur mit der Gründung von Sängerbünden entstanden.
Daraus wiederum entstand ein säkulares Laienchorwesen mit einer Singe-Akademie als Wurzel. Die erste ihrer Art gründete Carl Friedrich Fasch zusammen mit einigen Privatschülern 1791 in Berlin. Die Singe-Akademie mit zu Beginn 28 Mitgliedern legte den Grundstein für die Entstehung eines organisierten Chorwesens. Nach Faschs Tod im Jahr 1800 übernahm Carl Friedrich Zelter den auf inzwischen 137 Mitglieder angewachsenen gemischten Chor. 1808 entstand unter Zelter die Berliner Liedertafel als erster deutscher Männerchor. In der Singe-Akademie entwickelte sich eine strukturierte Vereinsform mit Satzung und einem Vorstand, die den Übergang von der höfischen zur bürgerlichen Musikkultur begleitete.
Die Rückbesinnung auf volkstümliche Werte und die Freude am geselligen Miteinander fanden im 19. Jahrhundert Niederschlag im Männerchorwesen. Viele heute noch aktive Männerchöre gehen auf ein Gründungsdatum in dieser Zeit zurück, beispielsweise die Gemischten Chöre 1848 Dettelbach und 1866 Iphofen sowie die Männerchöre 1853 Obernbreit und 1864 Markt Einersheim.
Veredelung der Volkssitten
In der Folge wurde 1862 in Bamberg der Fränkische Sängerbund "zum Zwecke der gemeinsamen Pflege und Förderung des deutschen Männergesanges und dadurch Veredelung der Volkssitten und Wahrung des deutschen Sinnes" gegründet.
In der Folge entstanden Sängerkreise wie Fürth und Würzburg, zu dem die von Elke Kuhn geführte Sängergruppe Kitzingen gehört.
Die Aufgaben von Sängerkreis und Sängergruppen sind vielfältig. Sie reichen von der Pflege sämtlicher Chorgattungen über die musikalische und vereinsorganisatorische Ausbildung der Mitglieder, Hilfe bei musikalischen Events, Förderung und musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen bis zur Ausrichtung überregionaler Konzerte. Der Sängerkreis als Dachorganisation erfüllt damit bis heute eine große Aufgabe von enormer Wichtigkeit.
Überliefertes Bewahren
Gelebte Tradition sieht Glowatzki nicht als stures Abnicken althergebrachter und lebloser Formen, sondern als eine Tradition, die gelebt wird und Überliefertes bewahrt.
Die Chorlandschaft hat sich im Laufe der Zeit jedoch gewandelt und stark erweitert. Dass heute ein massives Sterben gerade von Männerchören zu beobachten ist, bezeichnet der Chorleiter als Ausdruck einer kulturellen und traditionellen Ermüdung. Es spiele sicher eine Rolle, dass Tradition und deren Pflege nicht mehr im eigentlichen Sinn verstanden werden.