
Ein früher Frühling im März und Sommertemperaturen an Ostern, Wärme. Und dazwischen? Das Metal Franconia Festival. Spitzen da schon die Eisheiligen vorwitzig ein paar Wochen zu früh um die Ecke? Saukalt ist’s, beim gemütlichen Spaziergang über den er Campingplatz vor der Dettelbacher Frankenhalle. Auf dem sich erstaunlich viele Zelte aneinanderreihen. Mit lustigen Gesellen davor, die sich die zu erwartenden nächtlichen null Grad am späten Freitagnachmittag schon mal schön trinken. Und natürlich heizen drinnen die Bands mit reichlich Heavy Metal ein.
Nach lokalem Aufgalopp wird’s gleich mal richtig hart: Death Metal, klassisch, roh und kompromisslos. LIK aus Schweden ballern mächtig einen raus und selten ist’s in der zweckentfremdeten Viehhalle bei dem zum neunten Mal stattfindenden Zwei-Tages-Festival vor Acht so voll gewesen. Und es kommen sogar noch ein paar Headbanger mehr ins Warme: God Dethroned beackern das gleiche Feld wie LIK, nur eine Spur verspielter. Die Holländer um Bandgründer und Sänger Henri Sattler sind fast drei Jahrzehnte im Geschäft – und was hat der Bursche für ein sattes Organ.

So ziemlich Full House – rund 1000 Fans sind’s insgesamt - hat’s dann bei Feuerschwanz. Die Erlanger Spaßvögel hangeln sich mit ihrer bunten Bühnenshow zwar textlich am Rand der Banalität entlang, doch die Töne sitzen und die Mittelalter-Fangemeinde kommt auf ihre Kosten – Partytime. Irgendwie auch bei Sodom, nur eben ganz anders. Tom Angelripper und seine Thrash-Metal-Pioniere aus dem Pott rumpeln durch ein bretthartes Set aus knapp vierzig Jahren gedroschener Aggro-Poesie. Als Onkel Tom huldigt Herr Such, so sein bürgerlicher Name, fröhlich dem Alkohol, mit Sodom setzt er sich mit Kriegsthematik auseinander. Ob wirklich Viele den Texten lauschen? Zumindest fliegen die Matten.
Bewegung im unterfränkischen Underground
Tag zwei zeigt dann binnen nicht mal zwei Stunden, wie es in der lokalen Underground-Szene laufen kann. Die Schweinfurter Thrasher Brain Damage geben ihr letztes Konzert als Live-Band, die Würzburger Sasquatch sind noch am Durchstarten mit tieftönigem Death Metal. Der Grat zwischen aufwändigem Hobby und erträglichem Hauptberuf ist im Metal ein besonders schmaler.

Dass es musikalisch in die Hose gehen kann, beweisen erst Asenblut mit stumpfem Pagan-Death-Black-Irgendwas und Grailknights mit Power-meets-Mittelalter-meets-Comedy-meets-Disco-Geschwurbel. Auszuhalten nur im Hinblick auf ein finales Trio von Format: Nothgard wissen, wie epischer Melo-Death geht, die kultigen Frankfurter Krawallschachteln Tankard um Springmaus Gerre kommen selbst mit einem Stromausfall klar und Die Apokalyptischen Reiter machen die Hütte mit ihrer wilden Mixtur aus NDH, Death und unglaublichem Gespür für Melodie brechend voll. Bitter nur für die Camper: Draußen hat’s schon wieder nur drei Grad.