Die Welt dreht sich einfach zu schnell. Deshalb steht auch in jedem zweiten Ratgeber, dass man sich entschleunigen soll. Und zwar schnell. Was nicht so einfach ist, weil beispielsweise für diese Kolumne in 20 Minuten Abgabeschluss ist. Immerhin habe ich es geschafft, ein Schild am Schreibtisch anzubringen, um meinem neuen Lebensgefühl Ausdruck zu verleihen: „Achtung, hier nur Schritttempo denken!“
Nach dem Entschleunigen kommt das Verbannen. Ab einem gewissen Alter müssen sich Männer entscheiden. Soll es so weiter gehen? Oder ist es nicht besser, auszusortieren und Leute aus seinem Leben zu kicken, die den Neunmalklugen geben und einen ständig mit ihren vermeintlich guten Ratschlägen belehren wollen?
Um diesen Menschenschlag los zu werden, reicht zum Glück ein Satz: „Tut mir leid, es war mir kurz entfallen, dass du Experte darin bist, wie ich mein Leben zu leben habe. Moment, ich schreibe mit . . .“
Je älter man wird, desto mehr ist klar, wie seltsam das Leben doch ist. Weshalb noch ein zweites Schild auf dem Schreibtisch steht: „Wir ignorieren die, die uns wollen. Wir wollen die, die uns ignorieren, lieben die, die uns verletzten und verletzen die, die uns am meisten lieben.“
Um solche Zitate zu finden, muss man lesen. Vielleicht ist ja die Lösung: Lesen, lesen, lesen. Entschleunigt automatisch. Zumal Lesen wie Denken mit fremdem Gehirn ist, wie uns schon der alte Schopenhauer mit auf den Weg gab. Im Umkehrschluss wäre Fernsehen dann so etwas wie Gehirnradiergummi. Was ein wenig erklärt, warum die Apparate heutzutage so unfassbar groß sind.
Nettes Schlusswort. Ich kann die Kolumne jetzt abgeben. Im Schritttempo.
Mein Leben als Mann erscheint immer donnerstags – als ausgleichende Gerechtigkeit abwechselnd mit dem „Frauenversteher“.