Die Kaisereiche im Geiselwinder Gemeindeteil Füttersee hat schon mehrere Stürme – sogar Brände – überstanden. Der letzte Sturm allerdings, der Ende September kräftig über die Region blies, setzte dem Baumriesen, der laut einer Sage aus der Zeit von Kaiser Karl dem Großen stammen soll, dermaßen zu, dass etliche riesige Äste zu Boden gingen. Dazu trat ein Riss auf einer Seite der imposanten, gut 30 Meter großen Stieleiche zutage, der Schlimmes befürchten ließ.
Dass die Eiche viele Naturfreunde elektrisiert, zeigte sich gerade in den Tagen nach dem heftigen Orkan. Eine richtige Völkerwanderung habe zuletzt statt gefunden, die sich den Baum nach den Schäden angeschaut hätten, berichtet Geiselwinds zweite Bürgermeisterin Annemarie Mauer, die in Füttersee wohnt. Kein Wunder, ist die Kaisereiche doch das Wahrzeichen. Jedes Jahr wird Ende Juni dort ein Gottesdienst gefeiert, dem sich ein Sommerfest anschließt. Sogar Trauungen fanden bereits an der idyllisch gelegenen Stelle statt.
Aus Sorge um den Zustand des Naturdenkmals ließ die Gemeinde Geiselwind eigens Fachleute kommen, um das Befinden der Stieleiche genau unter die Lupe zu nehmen. Auch Geiselwinds Bürgermeister Ernst Nickel war gekommen, um zu erfahren, wie es um den Patienten bestellt ist. Er schaute zu, wie mit Johannes Pätzold und Michael Wirth in den Hubsteiger kletterten, um den rund 800 Jahre alten Baumsenior von oben und aus nächster Nähe zu begutachten.
Dem Baum helfen
Der Sachverständige für Bäume und der Fachmann im Bereich Garten- und Landschaftsbau schauten nicht nur, sie schnitten auch einige Äste ab. Was nicht so leicht sei, sagt Michael Wirth. Man wolle dem Baum helfen, ihn aber auch nicht zu sehr schaden. Einerseits Gewicht heraus schneiden, andererseits fachgerecht erhalten, das sei „immer ein schmaler Grat.“
Das Ausschneiden sei nötig gewesen, um weiteren Schaden abzuwenden, so Pätzold. Es gelte zu verhindern, dass die komplette Krone heraus breche. So mussten im oberen Bereich einige Äste heraus genommen werden, weil die Rinde an der Außenseite sichtlich dünn seit, betonte er.
Das lässt sich an den Stellen erkennen, wo Äste abgebrochen sind, wie Pätzold zeigte und erläuterte. Unter der Rinde ist nur ein schmaler Streifen, bis es innen hohl wird. Die Restwandstärke des Baumes müsse zunächst bestimmt werden, erst dann könne man eine endgültige Aussage über die Standsicherheit machen, meinte der Baumpfleger.
Massive Braunfäule
Später in einer Arbeitspause erklärt Fachmann Pätzold, dass der Sturm die Bruchstellen im Baum gefunden und betätigt habe. Der Riss an der Ostseite, der einst wohl durch einen Blitzeinschlag vor einigen Jahren entstand, sei durch das Unwetter aufgegangen. Am Riss hatte sich „massive Braunfäule“, also ein Pilz, gebildet. Dieser sei für den Fortbestand nicht unbedingt gefährlich. Ein Baum verhalte sich durchaus intelligent, wenn er merke, dass er bedroht sei, zieht er sich zurück, wirft das schlechtere, alte Holz ab und schiebt neues, junges Holz von innen nach, geben die Fachmänner nicht nur Bürgermeister Nickel etwas Unterricht.
Pätzold schwärmt regelrecht von dem rund 30 Meter hohen Naturdenkmal, das er vorher nicht selbst gesehen hatte. „Der ist schon 800 Jahre hier, hat einiges erlebt. Heutzutage ist es besonders, dass er steht. Und ich darf ihn schneiden.“ Mit Vorsicht, denn „jeder Schnitt tut auch mir in der Seele weh, weil ich 200 oder 300 Jahre mit einem Mal weg schneide.“
Weiteres Vorgehen
Auch das weitere Vorgehen stellten die Fachleute dar. Sobald man mit dem Schneiden fertig sei, werde ein Gutachten erstellt. Pätzold und Wirth sind zuversichtlich, dass sich die Kaisereiche erhalten lässt. „Bis so ein Baum stirbt, das dauert ewig. Der überlebt uns alle noch“, schaut Michael Wirth auf das etwas gebeutelte Prachtexemplar.
Über diese Vorhersage ist auch Annemarie Mauer erleichtert. „Wir sind froh, dass wir ihn erhalten können. Die Kaisereiche ist mehr als ein Baum.“ Das ließ sich bei dem Ortstermin von allen Beteiligten heraus hören.