Der Kitzinger Bauausschuss beschäftigte sich jüngst mit einem wiederkehrenden Thema: Ein Discounter, den der Stadtrat einst mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern genehmigt hat, will auf über 1000 Quadratmeter vergrößern. Der Grund: Der Markt will nicht noch mehr Ware verkaufen, sondern sie schöner präsentieren und zugleich den Kunden das Einkaufen erleichtern. Zum Beispiel durch niedrigere Regale und breitere Korridore.
Netto will um ein Viertel wachsen
Aktuell beantragt die Kette Netto die Erweiterung der Filiale Am Dreistock 14 auf 1030 Quadratmeter. Doch der Discounter ist nicht der erste und wird wohl auch nicht der letzte bleiben, der dies wünscht, erklärte Stadtplaner Torsten Fischer. Zehn Jahre ist es her, dass die Stadt Kitzingen den Bebauungsplan aufstellte, der Netto auf 800 Quadratmeter beschränkte. Inzwischen müssen auch Discounter den Kunden ein besseres Einkaufserlebnis bieten. Hauptsache billig – das reicht im Konkurrenzkampf nicht mehr. Da die Erweiterung nicht mit einer Vergrößerung des Sortiments oder der Artikelanzahl einhergehen soll, haben weder der Handelsverband Bayern noch das Fachbüro Stadt und Handel Einwände. Fischer ergänzte, dass auch der Gesetzgeber auf die Erfordernisse der Zeit reagiert und die Gesetzeslage angepasst habe.
Auf Nachfrage von Thomas Rank (CSU) erklärte der Stadtplaner, dass man dennoch jeden Einzelfall für sich betrachten müsse und nicht pauschal jedem Markt eine Erweiterung auf über 1000 Quadratmeter zubilligen könne. Im vorliegenden Antrag genüge es, wegen der Umstrukturierung den Bebauungsplan zu ändern; der Flächennutzungsplan müsse nicht angepasst werden. Hierzu erwartet Fischer auch von der Regierung von Unterfranken grünes Licht.
Pauluhn: Sortimente beschränken
Jens Pauluhn (ÖDP) hätte die Planänderung gern mit Auflagen versehen. Sein Vorschlag: die Flächen im Netto-Markt, die innenstadtrelevante Sortimente anbieten, zu begrenzen. Andere Städte hätten solche Reglementierungen. Denn schließlich habe die Stadt einst die Verkaufsflächen der Märkte mit Blick auf die Innenstadt-Geschäfte bewusst beschränkt. OB Siegfried Müller griff den Vorstoß auf und schlug ergänzend vor, Waren, die keine Lebensmittel sind, zu begrenzen.
Doch Stadtplaner Fischer argumentierte, das Sortiment lasse sich bei Umbauten nicht begrenzen, allenfalls bei Neubauten. Außerdem sei ein Discounter gerade über seine Sortimente definiert. Letzteres stimmt so nicht: Ein Discounter ist generell ein Markt, der Produkte zu Niedrigpreisen anbietet, oft Eigenmarken von Filialketten, die günstiger als Markenartikel angeboten werden. Über die Zusammensetzung der Warengruppen sagt der Begriff Discounter nichts aus. Pauluhn, im Beruf Stadtbaumeister in Ochsenfurt, widersprach Fischer im ersten Punkt: Auch bei Umbauten seien Vorgaben der Stadt zulässig. Er bat Fischer, das zu prüfen.
Am Ende hatte Pauluhns Vorstoß keinen Erfolg. Gegen seine Stimme und die von Brigitte Endres-Paul (SPD) stimmte der Bauausschuss der Markterweiterung ohne weitere Auflagen zu.