Raus aus den Schlagzeilen ist die Kitzinger Wohnsiedlung Marshall Heights, seit der Stadtrat mehrheitlich (mit 15:14 Stimmen) den Bürgerentscheid zur Ausübung des Vorkaufsrechts gestoppt hat (wir berichteten). Allerdings ist damit auch der Weg frei für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die 32 Hektar an den Investor zu bringen: „Wir bereiten derzeit das Bieterverfahren Marshall Heights vor“, erklärte Bima-Verkaufsleiterin Monika Maucher.
Obwohl das Erstzugriffsrecht für die Stadt vom Tisch ist, bleibt Kitzingen beim geplanten Verkauf mit im Boot. Das Bieterverfahren werde „in Abstimmung mit der Stadt“ durchgeführt, betonte Maucher. Am 31. Juli sei dazu ein Gespräch mit Oberbürgermeister Siegfried Müller geplant. Vorher gibt's allerdings Klärungsbedarf. OB Müller wartet schon seit längerem auf eine Antwort der Bima auf ein Schreiben der Stadt, in dem es sich um ein städtebauliches Entwicklungskonzept für die Wohnsiedlung dreht. Schließlich geht es um 736 Wohneinheiten auf dem Gelände – praktisch um einen Stadtteil.
Dass die Stadt selbst ein Nutzungskonzept entwirft, schließt Müller derzeit aus. Die Bauverwaltung sei durch die Arbeiten für den Bebauungsplan zur Nachnutzung der Harvey Barracks – als Industriepark „conneKT“ – stark ausgelastet: „Die Leute sind schon überm Anschlag.“
Damit bleibt die Bima am Zug, die zuletzt beim Vor-Ort-Termin mit dem Stadtrat im April einen Verkauf an Investoren für gut möglich hielt: „Wir haben immer wieder Nachfragen“, sagte damals die Würzburger Bima-Gebietsleiterin Larissa Komnick. Den Daumen auf dem 32-Hektar-Gebiet hat aber auch die Stadt Kitzingen – über ihre Planungshoheit. Wie sie die ausüben will, ist aber mangels irgendeinen Konzepts völlig unklar. Wahrscheinlich ist es, dass eine Mehrheit im Stadtrat gegen einen Erhalt aller 736 Wohneinheiten in Marshall Heights stimmen wird – in der Sorge, dass dann der Mietmarkt zusammenbrechen könnte.
Unklar ist auch, was mit dem Ratsbegehren erreicht werden soll, das im April mit 18 gegen elf Stimmen auf den Weg gebracht wurde und seither in der Versenkung verschwunden ist. Grobziel wäre ein Standort für Wohnen und nicht störendes Gewerbe. Offen lassen wollen die Initiatoren die Möglichkeit, dass die Stadt sich beim europaweiten Bieterverfahren beteiligt und Teile der 32 Hektar erwirbt. Wobei das den bisherigen Zielsetzungen der Bima widerspricht: Das Gelände soll als Ganzes veräußert werden.
Wenn Marshall Heights noch in diesem Jahr über den Verkaufstisch ginge, dürften sich die Verantwortlichen in Stadt und Bima gegenseitig auf die Schultern klopfen: Schließlich wäre mit der Wohnsiedlung das letzte Gelände aus der Zeit der US-Armee verkauft, die 2006 mit ihrem Rückzug aus Kitzingen rund 450 Hektar an Fläche zurückließ.
Allerdings: Die Wohnsiedlung wird sicher kein Schnäppchen, egal wie hoch der Verkaufspreis ist. Wer Marshall Heights kauft, muss mit erheblichen Sanierungskosten rechnen, auch wenn die Gebäude – wie der Vor-Ort-Termin nach sieben Jahren Leerstand zeigte – vergleichsweise gut dastehen.