"Ich bin eine Märchentante": Märchen aus aller Welt sind es , die Traute Rausch in den vergangenen rund 30 Jahren an viele, an ganz viele Kinder weiter gegeben hat. Alte Märchen der Gebrüder Grimm oder von Christian Andersen, aber auch Geschichten von Paul Maar oder Astrid Lindgren sind es, die die "Märchentante" immer neuen Generationen an Kindern vorgelesen oder empfohlen hat.
Sie weiß gar nicht mehr, wer sie damals vor rund 30 Jahren gefragt hatte, ob sie nicht ehrenamtlich im Marktbreiter Büchereiteam mitarbeiten möchte. Die Stadtbücherei war auch damals schon im Seinsheimer Schloss untergebracht, allerdings auf deutlich kleinerer Fläche. Und natürlich hatte Traute Rausch gleich zugesagt, waren die Arbeit mit Kindern und auch das Lesen selber doch Leidenschaften von ihr.
Denn Traute Rausch war Lehrerin, Volksschullehrerin genau gesagt, sie konnte die Klassen 1 bis 9 unterrichten, bis sie später in der Grundschule tätig war. Geboren ist sie in Hamburg, studiert hat sie in Hannover und Würzburg und hier ist sie dann auch "hängen geblieben", irgendwann als Lehrerin in Marktbreit.
In der Bücherei war sie dann ehrenamtlich für die Ausleihe der Bücher zuständig. Darüber hinaus hat sie sich vor allem um die Kinder gekümmert, als "Märchentante" eben. Denn Vorlesen war immer wichtig für sie, Vorlesen von Märchenbüchern, von aktuellen Kinderbücher, aber auch von Klassikern der Kinderliteratur, Pipi Langstrumpf etwa oder auch der Michel von Lönneberga. Und für die jüngeren Kinder gab es dann auch schon einmal ein Bilderbuch mit weniger Text dabei. "Wichtig war fast immer, dass wir im Anschluss etwas gemeinsam basteln konnten", sagt Traute Rausch.
Natürlich hat sich in den 30 Jahren in der Stadtbücherei in Marktbreit einiges verändert. Da ist erst ein mal der Platz, von dem es im Schloss heute viel mehr gibt, denn zusammen mit dem Medienangebot ist auch das Raumangebot gewachsen. Und das Wort Medienabgebot sagt auch schon aus: Heute ist das deutlich mehr, als "bloß" das Buch. Da sind CDs und DVDs dazu gekommen und auch noch die eBook-Reader, die elektronischen Bücher, die so gar nichts mehr mit dem Papierbuch zu tun haben., außer dem Inhalt vielleicht.
Was Traute Rausch schon ein wenig bedauert. Ja, für Menschen, die viel unterwegs sind, haben die eBook-Reader durchaus ihre Berechtigung. Aber für sie ist das denn doch kein ernsthafter Ersatz für die Haptik eines Buches, für die unterschiedlichen Papiersorten, die Umschläge, die Gerüche.
Insgesamt aber, so der Eindruck von Traute Rausch, wird heute weniger gelesen, die digitalen Angebote für Kinder sind wohl zu reizvoll und es wird wohl auch zu Hause weniger vorgelesen. Da hat natürlich eine "Märchentante" wie Traute Rausch durchaus ihre Berechtigung, wie es auch Büchereileiterin Andrea Grohmann am Donnerstagvormittag betonte, als sie zusammen mit Bürgermeister Harald Kopp und Kulturreferentin Christiane Berneth Traute Rausch in den "Ruhestand" verabschiedete.
Ruhestand, weil es derzeit eben keine Vorlesenachmittag gibt, weil da nichts gebastelt wird und auch die Gitarre der "Märchentante" schweigt. Wo es aber auch, so es wieder "normale" Zeiten in der Bücherei gibt, eine Traute Rausch gibt, die gerne wieder einspringt, wenn Not am Mann ist.