
Ohne Diskussion, ohne große Fragen, dafür aber mit einem fast zweistündigen Vortrag von Kämmerer Wolfgang Schmer, verabschiedete der Marktbreiter Stadtrat am Montagabend einstimmig den Haushalt für das Jahr 2022. Etwas spät, das gaben sowohl Bürgermeister Harald Kopp, als auch der Kämmerer zu, da schon fast das halbe Jahr vergangen ist, dafür aber, so Schmer, mit belastbareren Zahlen.
Dabei mochte man während der Präsentation der Zahlen fast meinen, nicht das Jahr 2022, sondern 2023 stünde im Mittelpunkt der Erläuterungen. Denn heuer geht es im Etat noch einigermaßen gesittet zu, sind die Zahlen einigermaßen übersichtlich und auch kalkulierbar. Doch: "Schwierig ist, die Lage künftig vorauszusehen, das kann auch alles in sich zusammen brechen", so die Befürchtung des Bürgermeisters, "Corona, der Ukraine Krieg, die Klimakrise, das geht ja alles in die Zukunft."
2022 gehen die Verantwortlichen noch von einem Gesamtvolumen des Haushalts in Höhe von rund 13,4 Millionen Euro aus, wobei auf den Verwaltungsetat knappe zehn Millionen und den Vermögensetat rund 3,5 Millionen Euro entfallen. Schulden werden dafür keine gemacht, die größten Ausgaben im Vermögenshaushalt sind das Baugebiet Ohrenberg mit der Zufahrt, Investitionen in Straßen, den Wohnmobilstellplatz und Zuschüsse an Kirchen für Sanierungsarbeiten.
Großes Plus: Es gibt keine Schulden
Was das ganz große Plus des Haushalts ist: Es gibt keine Schulden. Der letzte Kredit wurde 2012 aufgenommen und 2019 vollständig zurück gezahlt. Somit ist kein Schuldendienst zu leisten und die Pro-Kopf-Verschuldung liegt natürlich bei Null. Indirekt allerdings steht die Stadt denn doch in der Miese: Schulverbände und die VG belasten mit rund einer Million Euro.
Wohl haben einzelne Rätinnen und Räte und auch die Fraktionen Wünsche zum Haushalt angemeldet, die wurden, so der Kämmerer, wenn mit Zahlen belastbar, auch eingearbeitet, ansonsten wird auf Zahlen gewartet. Welche Projekte und Vorhaben dies sind, wurde in der Sitzung aber nicht erwähnt.
Und so bleibt der Blick in die Zukunft: "Für den 2023er Haushalt wird sich sicher viel tun, in welcher Hinsicht auch immer", so das Schmer'sche Orakel. Denn kommendes Jahr sollen die Investitionen auf über acht Millionen Euro gewaltig ansteigen. Das ist dann nur noch über eine Kreditaufnahme möglich, die auf 3,6 Millionen Euro geschätzt wird. Die Mainufergestaltung, der Hochbehälter, die Schmiedsgasse und die Schustergasse, das Industriegleis, das Baugebiet Ohrenberg, der Zuschuss zur BNE in Marktsteft und weitere Investitionen stehen im Haushalt. Geld kann da der Verkauf der Baugrundstücke am Ohrenberg bringen – wenn der Bauboom auch weiter so anhält. Da kann aber auch die Kreditaufnahme schnell mal eine Million höher ausfallen, so der Kämmerer, wenn weniger Einnahmen als geplant fließen und die Gewerbesteuer geringer ausfällt.
Und da ist es auch nur ein kleiner Trost, wenn Schmer in seinem Rundgang durch die Zahlen des Etats auch immer wieder mal Stellen anspricht, in denen die Stadt mehr Geld erwirtschaften kann. Etwa bei der Bücherei, der Vermietung des Lagerhauses oder auch beim Industriegleis. Der Kämmerer schränkt das aber auch gleich wieder ein, wenn er sagt: "Viel werden wir da auch nicht machen."
Und noch ein schöner Spruch zum Haushalt 2022 vom Bürgermeister: "Rein rechnerisch geht er auf und funktioniert."