Mario Hofmann kennt Wiesenbronn wie seine Westentasche. Dort aufgewachsen, blickte er schon als Kind in jeden Winkel. Kannte er einen Fleck noch nicht, dann lernte er ihn durch Opa Michael kennen. Michael Hofmann war 36 Jahre Gemeinderat und 24 Jahre lang Zweiter Bürgermeister in Wiesenbronn und oft mit dem Rad im Ort unterwegs. "Komm Mario, wir drehen eine Runde", sagte er oft vor seinen Touren, bei denen sein Enkel hinten auf dem Gepäckträger saß.
"Opa hat mir viel beigebracht", sagt Mario Hofmann, der in die Fußstapfen seines Großvaters treten will. Allerdings als Bürgermeister und nicht als dessen Stellvertreter. Für die Freien Bürger Wiesenbronn will der 38-Jährige ins Rathaus einziehen. Schließlich war in den vergangenen Jahrzehnten fast immer ein Hofmann im Gemeinderat. Jetzt, nachdem der berufliche Weg als Winzer gefestigt, die Frau fürs Leben gefunden und die zwei Kinder aus dem Gröbsten raus sind, fühlt sich Hofmann bereit für dieses Amt. Schon vor sechs Jahren habe er mit dem Gedanken gespielt, aber es war "noch nicht die Zeit dazu".
Auch wenn er noch nicht aktiv in der Wiesenbronner Politik mitmischt, kennt er sich aus. Immer wieder besucht er Gemeinderatssitzungen, liest Ratsprotokolle und hat auch schon einen Antrag gestellt. Auf 1000 Euro wollte er vor ein paar Jahren die Hundesteuer erhöhen lassen, weil ihm die Haufen störten. Erhöht wurde die Steuer nicht, aber Tütenspender wurden aufgestellt. "Mein Ziel, auf das Problem aufmerksam zu machen, habe ich damit erreicht", sagt Hofmann und lacht. "Keine Bange: Als Bürgermeister werde ich die Hundesteuer nicht erhöhen." Er hat andere Ideen für Wiesenbronn.
Energieunabhängig sieht der Winzer sein Dorf. "Warum soll Wiesenbronn nicht schon 2030 klimaneutral sein?", fragt er sich. Die Weichen für die Zukunft würden jetzt gestellt. Wiesenbronn hat Gemeindewald. Warum denke man da im Gemeinderat nicht über ein Hackschnitzel- oder Blockheizkraftwerk für den Ort nach. Hofmann kennt das Zitat von Bundeskanzler Helmut Schmidt, dass derjenige, der Visionen hat, zum Arzt soll, aber er sagt: "Träume sind doch erlaubt."
Keine Laster mehr durch Wiesenbronn
Konkreter sind seine Ziele bei Kläranlage, Krämerladen und Umgehungsstraße. "Es muss doch möglich sein, dass keine Laster mehr durch Wiesenbronn fahren", sagt er bestimmt. Er ist gegen die Umgehungsstraße, will lieber ein Durchfahrtsverbot erreichen und das staatliche Bauamt aus der Reserve locken, damit es verrät, was es vorhat.
Nächste Baustelle Krämerladen: Den Laden wieder so zu eröffnen wie er vor der Insolvenz war, wäre die "Maximallösung". "Wir müssen auf jeden Fall über eine Minimallösung nachdenken", erklärt Hofmann. Die Nahversorgung sei für die Wiesenbronner und Touristen wichtig. Doch im Moment stocke das Insolvenzverfahren.
Der Bürgermeister gibt die Richtung vor
Bei der Kläranlage drängt die Zeit. Die bisherigen Absprachen mit den Nachbargemeinde seien nicht optimal gelaufen. "Man müsste darüber nochmal reden", sagt Hofmann. Seiner Meinung nach wäre eine gemeinsame Lösung für Castell, Wiesenbronn und Großlangheim am kostengünstigsten für alle Beteiligten.
Energisch wird Hofmann, wenn es ums Bürgerhaus geht. Die Idee sei gut, aber "das Haus liegt nicht optimal". Die Entscheidung sei gefallen, "aber der Bürgermeister darf sich damit beschäftigen, wie es genutzt wird". Dazu will sich Hofmann mit den Wiesenbronnern austauschen. Er will den Bürgern zuhören, will auf ihre Ideen und Meinungen eingehen. "Aber der Bürgermeister muss schon sagen, in welche Richtung er will", sagt er selbstbewusst. Als Bürgermeister säße Hofmann selbst am Lenker und nicht mehr auf dem Gepäckträger.
Partei: Freie Bürger Wiesenbronn
Wohnort: Wiesenbronn
Beruf: staatlich geprüfter Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft, Kellermeister
Ehrenämter: Vorsitzender des Weinbauvereins, Mitglied des Prüfungsausschusses für Winzermeister- und Technikerprüfung, Beirat vom Kindergartenverein
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Hobbys: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.", Familie und Natur
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