Seit Jahrhunderten gibt es in vielen katholisch geprägten Orten, besonders in Süddeutschland und im Alpenraum, den schönen Adventsbrauch des Frauentragens. Dabei wird eine Marienfigur oder ein Marienbild jeweils für ein bis zwei Tage von Haus zu Haus weitergetragen und für einen Tag beherbergt.
Die vorweihnachtliche Zeit steht ja im Zeichen des Aufbruchs und Wanderns. So berichtet die Bibel vom Besuch der Hl. Maria bei ihrer Cousine Elisabeth; Josef und Maria sind unterwegs nach Bethlehem. Die Wanderschaft der Marienfigur lässt die Gemeinde in der Adventszeit näher zusammenrücken und ist auch eine Nachgestaltung des biblischen Berichts im Lukasevangelium "... denn in der Herberge war kein Platz für sie...". Vor allem im 19. Jh. gab es, z.B. in Prag, die Variante einer schwangeren Marienfigur, die nach dem adventlichen Frauentragen an Heiligabend in die Kirche zurückkehrte. Häufig ist die Figur eine Nachbildung der schwangeren Madonna des "Bogenberger Gnadenbildes" aus dem gleichnamigen niederbayerischen Wallfahrtsort.
Die Dettelbacher Tradition nahm ihren Anfang 1985 mit einer Ebenholzmadonna aus Tansania, die Missionsschwester Dr. Christiane Spannheimer, gebürtige Dettelbacherin, dem Frauenbund schenkte. Die damalige Vorsitzende Gertrude Weichsel und Stadtpfarrer Pater Egino hatten die Idee, diesen Brauch in Dettelbach einzuführen. Seitdem wird die schwarze Madonna im Gottesdienst am 1. Adventssonntag "ausgesandt" und wandert bis zum 6. Januar von Hand zu Hand und von Haus zu Haus. Bis heute tragen sich die "Herbergsleute" dann in einem kleinen Büchlein ein, manchmal sind ein paar Gedanken oder Sprüche hinzugefügt.
Zum ersten Mal ist Maria nun im Dettelbacher Ortsteil Neuses am Berg unterwegs, wohin sie Elisabeth Rost, Vorsitzende des Frauenbundes, zu der von ihr gestalteten "Halben Stunde" am 1. Adventssonntag mitbrachte.
Von: Dieter Ofenhitzer (Kirchenpfleger, Kath. Kirchenstiftung Neuses am Berg)