
"Du musst etwas tun!" – Diesen Vorsatz hat sich Manfred Paul gefasst. Er hat Zeit gebraucht, um sich politisch zu engagieren, aber jetzt will er es mit ganzer Kraft für seine Heimatstadt Kitzingen. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters. Paul wird kurz vor der Kommunalwahl 2020 62 Jahre alt, ist damit der zweitälteste unter den sechs OB-Kandidaten und nur für eine Amtszeit wählbar.
Aber der kaufmännische Geschäftsleiter der Knauf Engineering GmbH (Iphofen) lässt keinen Zweifel, dass er voller Tatendrang ist und auch in sechs Jahren Amtszeit einiges bewegen will. Weil "Lust auf Neues" sich als roter Faden durch sein ganzes Leben zieht, kämpft Paul innerlich mit dem von ihm konstatierten Stillstand in der Großen Kreisstadt. Ihm bleiben zu viele Projekte liegen, ihm fehlt der Dialog zwischen Rathaus und Bürgern und vor allem vermisst er Führung, Visionen und Ziele für seine Stadt: "Wo ich als OB agieren kann, muss ich agieren wollen!" – Paul will.
Paul erarbeitet Ziele in "Zukunftsforen"
Seine Ziele fallen nicht vom Himmel, sondern er erarbeitet sie in seinen "Zukunftsforen": Der OB-Kandidat der SPD lädt dazu hochrangige Vertreter der Bereiche Wirtschaft, Umwelt, Verkehr und Wohnen zu Diskussionsrunden ein. Die sind mit zuletzt rund 80 Bürgern relativ gut besucht. Paul will mit diesen Abenden für sich selbst und fürs Publikum Informationen sammeln, wie Kitzingen es besser machen könnte. Denn da er selbst nicht, wie seine Frau Brigitte Endres-Paul, im Stadtrat sitzt, bezeichnet er sich in vielen Fragen noch als Lernenden.
Nichtsdestotrotz ist der Kandidat, der sich eher dem konservativen Spektrum seiner Partei zurechnet, gut vernetzt. Paul war zehn Jahre Vorsitzender des Stadtmarketingvereins und kennt daher nicht nur die Innenstadt mit ihren Problemen und Wünschen, sondern er hat auch viele Kontakte in die Kommunalpolitik und zu den Betrieben.
"Solidarität" ist ein Schlagwort, mit dem Paul seine 18-jährige Mitgliedschaft in der SPD erklärt. Aber der Begriff fällt auch, wenn er erzählt, warum er 15 Jahre den Sportverein seines Geburtsorts Wiesenbronn geführt hat oder sich für die Spitze des Stadtmarketingvereins gewinnen ließ. Paul wollte immer anpacken, Probleme beseitigen, Perspektiven schaffen.
So hat er es im Berufsleben gelernt, als er in jungen Jahren nach mehreren Stationen zu Knauf wechselte und unter dem damals führenden Gesellschafter Nikolaus Knauf in alle Welt geschickt wurde, um neue Betriebe in Südamerika und Asien aufzubauen. Fremde Kulturen, unterschiedliche Mentalitäten, verschiedene Verhandlungsstrategien: Paul hatte nie Angst vor neuen Aufgaben – allerdings hohen Respekt. Er packte an, baute auf und stieg auf. Jetzt, mit 61 Jahren, will er wieder neue Wege gehen.
Beispiel Innenstadt: "Einkaufen, essen und Kultur locken Besucher in die Innenstadt", lautet Pauls Überzeugung, der nach diesem Motto selbst gern fremde Städte besucht. Deshalb will er neben einer attraktiven Einkaufsstruktur auch kulturelle Anziehungspunkte schaffen und ausbauen. Als Stadtmarketingverein-Vorsitzender hat er das schon begonnen und zahlreiche Aktionen ins Leben gerufen; als OB würde er gern die Kultur stärken. "Mir blutet das Herz, wenn ich auf das stillgelegte Stadtmuseum schaue", sagt er zum Beispiel.
"Ich habe es satt, dass immer wieder über Kitzingen gelästert wird", weil zu wenig vorangehe, sagt Paul. Er möchte endlich das Innenstadtkonzept mit allen Betroffenen besprechen und dann umsetzen: veränderte Verkehrswege, einen attraktiven ÖPNV für alle Stadtteile und in die Gewerbegebiete, dafür weniger Autos in der Stadt. "Das muss man gemeinsam diskutieren", lautet Pauls Überzeugung. Wie es nicht laufen soll, zeigt für ihn der Streit ums Bürgerzentrum: ein OB Müller, der nicht ausreichend mit den dort untergebrachten Vereinen spricht – ein Dachverein, der stur alle Alternativen abweist.
OB-Kandidat will Stillstand beseitigen

Stillstand sieht Paul auch im sozialen Wohnungsbau. Er versteht nicht, dass nach dem Abbruch der Häuser in der Breslauer Straße nichts weitergeht; dabei hatte die Stadtverwaltung den Ersten Spatenstich für Ende 2019 angekündigt. Der SPD-Ortsvorsitzende will deutlich mehr städtischen Wohnraum anbieten, auch in den Marshall Heights. Außerdem will er jungen Familien den Zuzug durch neue Baugebiete ermöglichen, gern der Natur zuliebe mit Reihen- statt Einzelhäusern. Für die Sanierung der Innenstadt würde er "alle Fördertöpfe anzapfen", die es gibt.
Das gilt auch für Kinderbetreuungsplätze: Den Fehlbedarf nennt Paul dramatisch. Denn die Kombination aus Wohnraum und Kinderbetreuung sei für die Wirtschaft ein wichtiges Argument, um Mitarbeiter in die Stadt zu locken. Gleiches gilt für die weichen Standortfaktoren Kultur und Freizeitangebote. Für Paul haben alle Themen miteinander zu tun. Auch das Miteinander von OB, Verwaltung und Stadtrat. Er würde als Leiter beider Gremien einen "vernünftigen Arbeitsmodus" anstreben, denn er schätzt die Arbeit im Rathaus und in den politischen Gruppierungen.
"Die Aufbruchsstimmung unter Willy Brandt", sagt Paul, habe ihn einst in die SPD gezogen, Aufbruch durchzog sein Berufsleben und diesen Aufbruch will er in den nächsten sechs Jahren in Kitzingen etablieren.
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