Das Thema Sicherheit und Leben in der Altstadt von Prichsenstadt brennt vielen Menschen dort derzeit ziemlich unter den Nägeln. Das zeigte wieder einmal die Bürgerversammlung, zu der Bürgermeister René Schlehr geladen hatte. Über 120 Personen waren ins Schützenhaus gekommen, wo sie ihrem Ärger Luft machten und manches ansprachen. Schlehr bat in der Versammlung immer wieder darum, auch Möglichkeiten zu einer Lösung aufzuzeigen.
Das war längst nicht alles, was in den zweieinhalb Stunden diskutiert wurde. Angeprangert wurde der generelle Zustand des Städtchens, das "sein Flair verloren habe", wie ein Versammlungsteilnehmer meinte. Ein anderer fand gar, "man könnte hier einen Horrorfilm drehen, wenn es dämmert". Hinzu gesellten sich bekannte Dauerbrenner wie Parkplätze in der Altstadt, oder Schwierigkeiten mit dem Renovieren und Bauen in den denkmalgeschützten Bereichen.
Nicht alle Bewohner der Altstadt halten sich an die Regeln des Zusammenlebens
Im Zentrum stand der Punkt Leben und Sicherheit in der Altstadt und wie es dort weitergehen solle. Bereits im Mai hatte eine Bürgerinitiative deswegen eine Liste mit Unterschriften überreicht und um die Versammlung gebeten. Denn: Einige Häuser im Bereich der Altstadt werden laut Schlehr von Menschen aus Osteuropa bewohnt. Diese hielten sich jedoch nicht an manche hier gültigen Grundregeln, wie es Schlehr ausdrückte. Rund 40 seien gemeldet, teilte der Bürgermeister auf Anfrage mit. Generell sei es auch für die Nachbarn schwierig zu überblicken, wer alles dort wohne. "Es ist ein Kommen und Gehen. Übermorgen sind wieder neue da", berichtete Ilse Glos von der Bürgerinitiative.
Ähnlich geht es wohl der Stadt. Der Bürgermeister erwähnte einige Beschwerden, die ihm gemeldet worden waren: Schäden an Privateigentum, Hausmauern oder Autos, bewohnte Häuser in sichtlich schlechtem Zustand oder Schwierigkeiten mit der Müll-Entsorgung.
Ein Motorrad ohne Kennzeichen rast durch die Gassen
Die Liste setzten später Anwohnerinnen und Anwohner fort. Sie erzählten, dass dort Kinder bis weit nach Mitternacht in den Gassen spielten und für Lärm sorgten, wie etwa Mike Heming berichtete. Dass ein Motorrad ohne Kennzeichen bisweilen durch die Altstadt rase, oder dass sich auch Ältere am Kinderspielplatz aufhielten. Stefan Slater sagte, er habe Angst, seine Kinder allein auf den Spielplatz zu schicken.
Hinzu komme der teils sehr schlechte Zustand der Gebäude, in denen sie wohnten. Eins davon, das ehemalige Link-Anwesen, sei laut eines Gutachtens als "stark einsturzgefährdet" beurteilt worden, sagte mit Thomas Buchholz ein anwesender Architekt. Dennoch wohnten Leute in dem markanten Haus am nordöstlichen Eingang zur Altstadt. Ein Abriss werde nur genehmigt, wenn ein Konzept vorhanden sei, was dort weiter geschehe, trug der Bürgermeister vor.
Ein Treffen mit einem Übersetzer ist geplant
In ein anderes, seit 20 Jahren nicht bewohntes Haus, seien ohne Sanierung einfach Leute eingezogen, monierte ein Besucher. Das Landratsamt habe die Gebäude überprüft und diese als bewohnbar angesehen, so Schlehr. In vielen Fragen verwies der Bürgermeister darauf, dass ihm die Hände gebunden seien. Er habe bereits versucht, mit den Hausbesitzern und den osteuropäischen Mietern ein gemeinsames Treffen zu vereinbaren, bisher ohne Erfolg.
Schlehr kündigte an, er werde nichts unversucht lassen. Er will noch in den nächsten Wochen einen weiteren Versuch starten, alle an einen Tisch zu bekommen, mit einem Übersetzer. Das schien auch im Sinne einiger Bürgerinnen und Bürger.
Weiterer Wunsch der Versammlung war, dass die Altstadt attraktiver werde, damit sich junge Menschen dort ansiedeln. Das sei schwierig, weil das Sanieren von denkmalgeschützten Gebäuden oft zu umständlich und zu teuer sei, zeigte Ewald Roppelt an Beispielen auf. So seien die Zuschüsse der Stadt für eine Sanierung lediglich "Peanuts", er vermisse eine Beratung. Zudem komme man kaum mit einem größeren Fahrzeug in die Altstadt, "man kann weder wenden noch parken."
Dauerbrenner-Thema Parken: kein Durchkommen in den engen Gassen
Weiter in der Versammlung erwiesen sich die Parkplätze in der Altstadt als heißes Thema. Bei Veranstaltungen im Freihof würden oft auch die kleinen Gassen zugeparkt. Dabei gäbe es ausgewiesene Flächen außerhalb, die nicht genutzt würden. "Immer wieder das gleiche Thema. Wenn das nicht konsequenter bestraft wird, kriegst du da keine Ruhe rein", fand Johannes Heim. Weiter musste Bürgermeister Schlehr Fragen zur finanziellen Situation der Stadt beantworten. Auch Themen wie die Kitas, der Glasfaserausbau, oder die Dorferneuerung wurden gestreift.
Eine Idee für den Herrn Roppelt hätte ich noch. Einfach das Stadtor und den Stadtturm abbauen und schon kann man mit großen Baufahrzeugen durch die Stadt fahren.
Angefangen beim Bürgermeister, der es offensichtlich nicht mit seinem Rat kann.
ich würde mal sagen, junge Leute ziehen dahin wo die Arbeit ist (und sie ihre Kinder betreut kriegen), und zurück bleiben die Leute, die sich nichts anderes leisten können oder nicht mehr weg wollen.
Trifft prinzipiell offenbar auch für Prichsenstadt zu; die Daten finden Sie hier:
https://www.statistik.bayern.de/mam/statistik/gebiet_bevoelkerung/demographischer_wandel/demographische_profile/09675158.pdf
Ich hole ja dabei immer gerne weiter aus in der Richtung, dass auch ein funktionierender ÖPNV einen Standortfaktor darstellt, aber irgendwie scheinen alle möglichen Leute gerade in der Ecke das besser zu wissen...
https://www.google.de/maps/dir/Prichsenstadt/Schweinfurt/@49.8889046,9.9913162,47469m/data=!3m2!1e3!4b1!4m19!4m18!1m5!1m1!1s0x47a2663923dd04a5:0x41db728f06212b0!2m2!1d10.3481321!2d49.8179155!1m5!1m1!1s0x47a2f7903f69438d:0x41db728f0620990!2m2!1d10.2200758!2d50.0494345!2m4!5e0!5e1!5e2!5e3!3e3?entry=ttu
https://www.landkreis-schweinfurt.de/fileadmin/inhalt_service-info/SG12_Kreisentwicklung-Regionalmanagement/Internet_8217_ab_01.01.2023.pdf
aber die Konkurrenz ist (so man halt eines hat...) unbedingt das eigene Auto, und da braucht man ca. eine halbe Stunde. Es gab mal eine Bahnstrecke, und mit aktuellem Fahrzeugmaterial (Hybrid-Triebwagen) wäre man umweltfreundlich/ komfortabel/ klimatisiert/ ohne Umsteigen innerhalb von vielleicht 40 min von Bahnhof (gabs auch in "Prischti") zu Bahnhof gefahren. Weil Eisenbahn nun bekanntlich von gestern ist ("qualmende Diesellok/ rumpelige Wagen"), will man aber - zumindest seitens der politisch Verantwortlichen - diese Option nicht ziehen.
OK. Bleibt die Gegend halt weiter abgehängt.