Seine Werke befinden sich in einem Museum in Kalifornien und einer Pinakothek am Gardasee, sind Teil einer Sammlung in einem Schloss in Italien: Andreas Roth hat sich mit seinen postimpressionistischen Landschaftsmalereien einen Namen gemacht. Anlässlich seines 150. Geburtstags zeigt das Museum Malerwinkelhaus ab dem 30. Oktober eine kleine Ausstellung mit Werken des gebürtigen Kleinochsenfurters.
Menschen flanieren durch Gassen
Margarete Przybylla und Prof. Heinz Volz ist die Freude anzusehen: Es ist kein „normaler“ Besuch im Malerwinkelhaus an diesem Tag. Die Vorsitzende des Freundeskreises Museum Malerwinkelhaus und ihr Stellvertreter haben Museumsleiterin Simone Michel-von Dungern zwei Bilder mitgebracht. Türme und historische Mauern sind darauf zu sehen – typische Merkmale der Marktbreiter Altstadt – dazu Menschen, die durch die engen Gassen flanieren. Gemalt hat die beiden Bilder Andreas Roth. Lange waren sie im Besitz von Friedrich Schönwald, der sie dann dem Freundeskreis geschenkt hat. Dieser hat sie nun der Museumsleiterin überreicht, damit sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit besitzt das Museum nun insgesamt sechs Werke des Malers. Simone Michel-von Dungern stockt sie durch Leihgaben auf und präsentiert ab Samstag, 30. Oktober, eine kleine Ausstellung von Andreas Roth, passend zum 150. Geburtstag, der am 1. November ansteht. Martin und Andreas Leipold, Enkel und Urenkel des Malers, hätten die Idee freudig aufgenommen und auch unterstützt, indem sie nicht nur Informationen, sondern auch Fotografien und Briefe zur Verfügung stellen, so die Museumsleiterin.
Geboren wurde Andreas Roth nur wenige Kilometer von Marktbreit entfernt in einer katholischen Bauernfamilie in Kleinochsenfurt. Er wurde früh Vater eines Sohnes, Albin, doch die Eltern der Mutter erlaubten eine Heirat des jungen Paars nicht. Albin blieb bei seiner Mutter Amalia Leipold, die später jung verstarb. Mit etwa 20 Jahren verließ Roth Kleinochsenfurt aufgrund familiärer Spannungen. Womit er in den nächsten Jahren seinen Lebensunterhalt bestritt, ist unbekannt. 1897 studierte er in der „Naturklasse“ bei Prof. Nikolaos Gysis und begann um die Jahrhundertwende Europa zu bereisen. „Er hielt in der Schweiz, in Österreich sowie in Norditalien bevorzugt Berg- und Seen-, aber auch Stadtlandschaften fest“, berichtet Simone Michel-von Dungern. Er heiratete Mathilde Speckbacher, die Familie ließ sich in Italien nieder, ein Sohn wurde geboren. Roth gab in dieser Zeit unter anderem Postkarten mit Gemälden vom Gebiet rund um den oberen Gardasee heraus.
1917 kehrte Andreas Roth offiziell nach Kleinochsenfurt zurück. 1919 entstanden zahlreiche Gemälde mit Marktbreiter Motiven, wohl als Auftragsarbeit. Er malte die Schillerallee, den Flurersturm, den Weißen Turm, das Malerwinkelhaus, den Marktplatz, das Stadtbild. „Manche Motive fertigte er wohl in Serie“, vermutet die Museumsleiterin, da sich einige Bilder nur in Kleinigkeiten voneinander unterscheiden.
Zweiter Sohn starb 1931
Ende der 1920er Jahre lernte Andreas Roth seinen mittlerweile erwachsenen Sohn Albin kennen. Zudem unternahm er in dieser Zeit seine erste Reise in die USA. Nachdem sein zweiter Sohn 1931 gestorben war, siedelte der Maler in die Vereinigten Staaten um. Mit der Machtergreifung Hitlers habe dies aber wohl nichts zu tun gehabt, sondern wahrscheinlich ausschließlich künstlerische Hintergründe, so Michel-von Dungern. Roth mietete sich in Los Angeles im King Edward Hotel ein – das habe ihn wohl zu seinem Zusatznamen „Edward“ Andreas Roth inspiriert. Neben Landschaften malte er dort auch Blumen und Porträts. Ab 1937 reiste er mehrfach nach Kanada, dort faszinierten ihn besonders die Schnee- und Gletscherlandschaften der Rocky Mountains. 1949 starb Edward Andreas Roth an Lungenkrebs. Sein Nachlass, der nach Deutschland geschickt wurde, enthielt Bilder und Skizzen kanadischer und kalifornischer Landschaften, aber auch Fotografien und Briefe seines Vaters an ihn und von ihm an seinen Sohn Albin.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Freundeskreis dem Museum ein beziehungsweise in diesem Fall zwei Roth-Werke überreicht. Bereits 2019 konnte Margarete Przybylla ein Roth-Bild übergeben und zwar mit dem bekanntesten Motiv der Stadt, dem Malerwinkelhaus.
Info: Die Ausstellung mit Werken von Andreas Roth startet am Samstag, 30. Oktober, im Malerwinkelhaus und kann zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden: Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.