
Stiften gehen – aber richtig! Unter diesem Motto gibt es in Kitzingen seit Ende 2023 eine Bürgerstiftung. Deren Ziel formuliert Ralph Hartner so: "Wir können vielleicht nicht die Welt retten, aber das Leben in unserer Stadt ein Stück weit besser machen." Der reiselustige frühere Hauptamtsleiter, der aus Etwashausen stammt und dort lebt, wünscht sich, dass jedes Kind im Leben eine faire Chance bekommt. Was das mit der "Stiftung unser Kitzingen" zu tun hat, erklärt er im Interview.
Ralph Hartner: Grundsätzlich verfolgt jede Stiftung einen Zweck, den der Stifter festlegt. Die Stadt Kitzingen hat die "Stiftung unser Kitzingen" als Bürgerstiftung mit einem Gründungskapital von 25.000 Euro errichtet. Ihr Zweck umfasst die freiwilligen Aufgaben der Kommune, für die letztlich nie genug Geld da ist.
Hartner: ... die sozialen und kulturellen Belange der hier lebenden Menschen. Bildung, Sport, Naturschutz, Kinder- und Jugendhilfe, Hilfe in Notlagen.

Hartner: Vereinfacht ausgedrückt kann man das so sagen. Kitzingen ist eine Kommune, die finanziell im bayerischen Durchschnitt liegt. Und obwohl – das kann ich aus meiner beruflichen Erfahrung sagen – die Stadt überdurchschnittlich viel über ihre Pflichtaufgaben hinaus tut, reicht es nie für alles Wünschenswerte, wie Sie es nennen.
Hartner: Erst dieser Tage war zu lesen, dass 20 Prozent unserer Kinder in Armut aufwachsen müssen. Natürlich bekommen die betroffenen Familien soziale Leistungen. Dennoch schaffen es viele Eltern nicht, das Geld für die Mittagsverpflegung an der Schule aufzubringen. Ein weiteres Beispiel: Nicht alle Familien können ihren Kindern den Schulausflug finanzieren. Jetzt frage ich Sie: Fallen diese Beispiele unter Wünschenswertes oder Selbstverständliches?

Hartner: Es geht gewiss nicht darum, mit den Stiftungsgeldern Luxus zu finanzieren, sondern Unterstützung dort zu leisten, wo wie sinnvoll und nötig erscheint.
Hartner: Neben dem Gründungskapital der Stadt benötigen wir Spenden von Menschen, denen das soziale Leben in ihrer Stadt am Herzen liegt. Oder von Unternehmern, die damit ihre Verbundenheit zur Heimat zum Ausdruck bringen wollen. Es gibt sicher viele Motive zu spenden – bis hin zur Steuerersparnis, denn jede Spende kann steuerlich geltend gemacht werden.

Hartner: Der Stadtrat hat neben dem OB sechs Personen aus dem kulturellen, sozialen und sportlichen Leben in den Stiftungsrat bestellt: Dekanin Kerstin Baderschneider, Sümeyra Özkan, Georg Feser, Kurt Semmler, Hermann Reifenscheid und mich. Wir sind ehrenamtlich tätig und entscheiden in Sitzungen über die eingereichten Anträge.
Hartner: Denken Sie an die Würzburger Bürgerspitalstiftung, die seit 800 Jahren ihren Stiftungszweck erfüllt, oder an die Sparkassenstiftung des Landkreises Kitzingen, die jedes Jahr unzählige Projekte finanziert. Diese großartigen Beispiele möchte ich auf die städtische Ebene übertragen. Ich bin davon überzeugt und habe das vielfach erlebt, dass es hierzulande viel Großzügigkeit und Mitmenschlichkeit gibt. Wir sind zwar in vielen Bereichen egoistischer geworden, aber wenn es irgendwo eine Katastrophe gibt, sind es immer 'die Deutschen', die besonders viel spenden. Hand aufs Herz: Ist es nicht ein wunderbares Gefühl, helfen zu können – und noch dazu vor Ort?