Ein Ansturm sieht anders aus. An diesem Werktag-Nachmittag schlendern nur wenige Besucher über das Gelände der Mainfranken-Messe, die am Sonntag endete. Die meisten Aussteller aus dem Landkreis Kitzingen sind dennoch zufrieden. Die Organisatoren erst recht.
„Es sind wesentlich weniger Besucher da als sonst“, konstatiert Gerhard Seitz. Und der Geschäftsführer von Metallbau Kanler&Seitz in Geiselwind muss es wissen. In den letzten 15 Jahren war er sieben Mal auf der Messe mit einem Stand vertreten. „In diesem Jahr haben wir mehr Zeit für die Kunden“, unterstreicht er die Vorteile. Und die würden verstärkt mit konkreten Fragen und Wünschen kommen. „Die Qualität der Anfragen ist besser geworden“, sagt Seitz und zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf der Messe zufrieden.
Positive Bewertung
20 000 Besucher sind an den ersten fünf Tagen auf das Gelände an den Würzburger Mainwiesen gekommen. Die Hälfte von dem, was an den letzten beiden Veranstaltungen gezählt wurde. „In diesem besonderen Jahr ist die Mainfranken-Messe kleiner“, erinnert Pressereferentin Kathrin Winkler. Statt 600 Ausstellern in den Jahren 2017 beziehungsweise 2019 sind es in diesem Jahr „nur“ 300 Aussteller. „Von daher ist das Verhältnis an Besuchern zu Ausstellern gleichbleibend“, argumentiert die Pressereferentin, die den Messe-Start trotz der niedrigeren Besucherzahlen „in dieser besonderen Zeit“ positiv wertet.
Dominik Maierhöfer war bei den letzten beiden Ausstellungen mit seinem Inklusionsbetrieb „Main Garten“ auch auf der Messe präsent. „Corona ist definitiv Schuld an dem geringeren Interesse“, sagt er. Viele ältere Menschen hätten auch ihre Schwierigkeiten mit dem Kauf von Karten gehabt, befürchtet Silvia Richter. Sie begleitet ihren Mann, der im Außengelände den „Pössl-Center-Marktbreit“ mit seinen Wohnmobilen präsentiert. Im Vorverkauf habe es nur online-Karten gegeben – für manche ältere Mitbürger eine kaum zu nehmende Hürde, so Richter.
Vielfalt der Aussteller
„Das mit den Tickets war tatsächlich anfangs schwieriger“, gibt Pressereferentin Kathrin Winkler zu. Die Vorgaben lauteten: alle Besucher müssen digital registriert werden. „Deswegen haben wir den Online-Ticketshop in den Fokus gestellt.“ Kurz vor der Messe konnten dann doch noch Vorverkaufsstellen in der Würzburger Innenstadt eröffnet werden. An den Eingängen zur Mainfranken-Messe gibt es mittlerweile auch eingeschränkte Möglichkeiten zum Kauf von Karten. „Je nach Kapazität“, sagt Winkler. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Besucher-Registrierung wird es hier allerdings zu längeren Wartezeiten kommen, warnt sie.
Bekanntheitsgrad steigern
Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, meint Dominik Maierhöfer. Die Vielfalt der Aussteller ist für ihn ausschlaggebend für die Qualität einer Messe. „Und die ist gegeben“, sagt er. Nach der langen Corona-Pause sei es höchste Zeit, wieder persönlich ins Gespräch mit potenziellen Kunden zu kommen, sich zu präsentieren. „Ich bekomme jetzt noch Anfragen von Leuten, die vor zwei Jahren an unserem Stand waren“, erzählt er. Gegen eine ähnliche Resonanz hätte Bluron Sabani sicher nichts einzuwenden. Mit seinem Geschäftspartner hat er vor zweieinhalb Jahren die Müller Terrassen-Design GmbH übernommen und im Kitzinger Stadtteil Hoheim neue Ausstellungsflächen gebaut. Auf der Mainfrankenmesse ist er zum ersten Mal und will den Auftritt dafür nutzen, den Bekanntheitsgrad seines Unternehmens in der Region zu steigern. „Es gibt ja selbst in Kitzingen Bürger, die noch nichts von uns gehört haben“, sagt er.
Die Investitionen in den Messeauftritt haben sich für ihn schon nach wenigen Tagen gelohnt, einige Aufträge konnten vor Ort abgeschlossen werden. „Wir wollen auch auf den anderen Messen in Unterfranken präsent sein“, kündigt er an.
Für Gerhard Seitz bleiben die Messen auch in Zeiten des Internets und online-Handels ein wichtiges Standbein, um sich und seine Produkte zu präsentieren. „Mehr als die Hälfte der Anfragen kommen mittlerweile über das Internet“, berichtet der Geschäftsführer. Der direkte Kundenkontakt sei dennoch entscheidend. „Wir leben davon, dass uns Kunden weiter empfehlen.“
Neun Firmen aus dem Landkreis
Insgesamt stellten neun Firmen aus dem Landkreis Kitzingen ihre Produkte auf der Mainfrankenmesse aus. Die meisten von ihnen haben die Corona-Zeit gut überstanden. „Die Zeit war nicht einfach“, sagt Gerhard Seitz. 2019 hat sein Unternehmen neu gebaut, ist ins Geiselwinder Gewerbegebiet umgezogen. In Januar und Februar 2020 sind die neuen Hallen und Büroräume eingerichtet worden. „Wir hatten ganze acht Tage Produktion in den neuen Hallen“, erinnert sich Seitz. „Dann kam der Lockdown.“ Dennoch habe sein Unternehmer immer volle Auftragsbücher gehabt und nur sechs Wochen lang Kurzarbeit anmelden müssen.
„Durchgängig beschäftigt“ waren auch die Mitarbeiter von „Main Garten“. Dominik Maierhöfer berichtet sogar von einer verstärkten Nachfrage. Klar: Viele Menschen haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um ihre Gärten und Häuser auf Vordermann zu bringen. Davon profitierten auch Bluron Sabani und sein Geschäftspartner. „Der Rückzugsort daheim ist für viele Menschen wichtiger geworden“, sagt er. Die Angebote zur Schaffung eines Outdoor-Wohnzimmer seien stark nachgefragt gewesen. „Wir haben während der Pandemie mehr Geschäfte gemacht als vorher.“