
Statt Comedy und Klamauk bot der Volkacher Kabarett Sommer diesmal mit dem "Konstantin Wecker Trio" ein ganz anderes Format. Dass Wecker, eine Größe der deutschen Liedermacher-Szene, auch mit seinen 75 Jahren nichts von seiner Klasse verloren hat und nach wie vor sein Publikum in den Bann zieht, das bewies der Auftritt auf dem idyllischen Festplatz.
"Ich danke euch für diesen schönen und bewegenden Abend", verneigte sich der Altmeister nach gut zwei Stunden vor den Zuhörerinnen und Zuhörern wie auch vor der Atmosphäre in Volkach. Dort fand der Abschluss von Weckers diesjährigen Open-Air-Konzerten als statt. Das Konzert hatte viele ruhige, nachdenkliche, beinahe besinnliche Momente, untermalt mit den genialen Klängen seiner Begleiter Jo Barnikel (Klavier) und der Cellistin Fanny Kammerlander. Zwischendurch setzte sich der Liedermacher auch selbst ans Klavier, jedoch überließ er den Part meist Barnikel
Wer zu Konstantin Wecker geht, der weiß, was ihn erwartet. Das war auch diesmal nicht nur "Poesie und Musik", wie angekündigt. Der Münchner wird nicht müde, als Mahner zu wirken, der sich nach über 40 Jahren für eine Welt ohne Waffen und Kriege einsetzt. "Egal, was sie dir versprechen, trag nie eine Uniform", diesen Satz gab er dem Publikum gleich zum Anfang mit.
Aus dem Leben erzählt
Ruhig und besinnlich wurde der anspruchsvolle erste Teil, in dem er viel aus seinem Leben erzählte, aus der Kindheit, von seinen Eltern, die ihn für Musik und Poesie begeisterten. Als Beleg spielte er eine Tonaufnahme von sich vor, wie er als Zwölfjähriger eine Opernarie sang. Wecker garnierte das Ganze mit Lesungen aus seinen Werken, aber auch mit kurzen Texten von Literatur-Klassikern wie Novalis.
"Zwischen Zärtlichkeit und Wut", damit begann der zweite, eher musikalischere Teil. In diesen hatte Konstantin Wecker wieder etwas Geschichtsstunde verpackt. Er erinnerte an die Geschwister Scholl, spielte ein Stück von Mikis Theodorakis ("Lied der Lieder") und später eines von Lucio Dalla.
Nachdenkliche Zwischentöne hatte er, dem ein Bandscheibenvorfall erst kürzlich sein Alter ins Bewusstsein gerufen hatte, wie er sagte. Wecker sang auch über das schwierige Thema Demenz. Kämpferisch wie eh und je gab er zwischendurch den Mahner gegen Aufrüstung und Faschismus. Er wetterte, dass im Ukraine-Konflikt Milliarden für die Aufrüstung keinen Frieden schaffen werden, sondern nur die Aktienkurse der Waffenindustrie nach oben treiben würde.
Den Hauptteil bildete die Musik, die das Trio einstreute, gefühlvoll und genial, mit Weckers Liedern wie "Utopia". Das stammt aus seinem letzten Album und ist inspiriert von John Lennons "Imagine."
Publikum tanzte mit
Zum Ende hin nahm die Musik richtig Fahrt auf, etwa bei "Ich singe, weil ich ein Lied habe". Fanny Kammerlander sang dabei gefühlvoll mit, in italienisch und spanisch. Nicht erst Mercedes Sosas "Gracias a la Vida" ließ viele in den ersten Reihen längst von ihren Plätzen aufstehen und mittanzen. Dass er dem Leben danke, unterstrich Konstantin Wecker nicht nur dabei. Bayerrisch und klassisch ließ der Liedermacher den bemerkenswerten Abend ausklingen mit Franz Schuberts "Tropferl im Meer."
Das Publikum goutierte das Ganze begeistert, auch dank einer hervorragenden Tonanlage. Selbst in den hinteren Bereichen war die Akustik sehr gut.
Der Volkacher Kabarett Sommer klingt am Wochenende aus. Am Samstag sind Viva Voce zu Gast, am Sonntag heißt es "ausgelacht". Dann sind Volker Heißmann und Martin Rassau zum Abschluss noch einmal auf der Bühne. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.