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BÜTTHARD/BIBERGAU
Liebeserklärung an den Wald
Mit Simon Abeln im Wald       -  Diplom-Forstwirt Simon Abeln mit seinem Weimaraner Ferdinand in einem Waldstück bei Bütthard. Der Bibergauer hat ein Buch geschrieben, in dem er 111 Gründe zusammenträgt, den hiesigen Wald zu lieben.
Foto: Daniel Peter | Diplom-Forstwirt Simon Abeln mit seinem Weimaraner Ferdinand in einem Waldstück bei Bütthard. Der Bibergauer hat ein Buch geschrieben, in dem er 111 Gründe zusammenträgt, den hiesigen Wald zu lieben.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:35 Uhr

Ob Simon Abelns Ehefrau eifersüchtig ist? Grund dazu hätte sie. So leidenschaftlich, ja liebevoll, spricht ihr Mann vom Wald. Fast jede freie Minute verbringt der Forstwirt und Jäger in seinem Revier bei Bütthard (Landkreis Würzburg). Oft ist Ferdinand, sein fünf Jahre alter Weimaraner, dabei. „Meine Frau kommt manchmal zum Spazieren mit. Dafür komme ich ihr bei anderen Sachen entgegen und bringe auch öfters einen Strauß Waldblumen mit“, sagt er lachend.

Weil er ein Stimmungsmacher ist

Mit kräftigen Schritten läuft Abeln durch den Büttharder Wald. Ferdinand flitzt voraus. Die Sonne scheint durch die Baumkronen, Blütenstaub flirrt in der Luft. Seine Begeisterung für den Wald teilt der 45-Jährige jetzt mit jedem. Viele Gründe hat er gesammelt, warum sich ein Ausflug in den Wald lohnt. Sein Buch „111 Gründe, den Wald zu lieben“ ist eine Aufforderung, öfter in den Wald zu gehen, ihn zu erleben und ihn zu genießen, aber auch das Offensichtliche nicht als selbstverständlich zu nehmen. „Klar, weiß jeder, dass die Bäume tagsüber Sauerstoff produzieren, aber wer denkt daran, dass es Laubbäume im Winter nicht tun“, sagt Abeln und atmet tief ein.

Ein Geruch aus Humus, Harz und Feuchtigkeit liegt in der Luft. Die Sonnenstrahlen bleiben im Gewirr aus Fichtennadeln hängen. Dicht an dicht stehen die Nadelbäume. In so einem düsteren Wald müssen sich Hänsel und Gretel verlaufen haben. „Der Wald ist ein Stimmungsmacher“, sagt Simon Abeln. Zu jeder Tageszeit, zu jeder Jahreszeit fühlt sich der Wald anders an. Knackende Äste und Dämmerung lassen uns schaudern, Vogelgezwitscher auf einer sonnigen Lichtung hebt gleich die Laune. Diese unterschiedlichen Stimmungen in den verschiedenen Waldarten sind das, was ihn am meisten am Wald fasziniert. „Das war der erste Grund, der mir eingefallen ist.“

Weil man dort Trüffel finden kann

Ein Jahr lang hat Abeln an dem Buch geschrieben. 50 Gründe fielen ihm schnell ein. Beim Schreiben sind ihm die restlichen Gründe gekommen. Einer seiner Lieblingsgründe: Weil man dort Trüffel finden kann. „Kaum einer weiß, dass Deutschland ein heimliches Trüffelland ist“, erzählt Abeln begeistert. Viele Trüffelsucher sind in den beiden Weltkriegen gestorben und mit ihnen das Wissen, wo Trüffel wachsen. Macht nichts. Trüffel dürfen nicht geerntet werden. Die Edelpilze stehen seit 1986 auf der Roten Liste.

Kein Geheimnis dagegen ist, wo Bärlauch wächst. Ein Hauch Knoblauch weht durch die Baumstämme. Ferdinand interessiert das herzlich wenig. Er schnuppert an einem großem Loch in der Erde: ein Dachsbau. Mehrere Tiere – oft mehrere Generationen – leben zusammen in langen unterirdischen Gängen. Meister Grimbart duldet aber auch Füchse in seinem Reich. „Burgfrieden heißt das dann“, erklärt Abeln.

Weil man dort gesund wird und jung bleibt

Frieden und Ruhe ist auch das, was die Menschen in den Wald zieht. Davon ist der Forstwirt überzeugt. „Der Wald entschleunigt. Er ist ein Ort der Erholung.“ Die Deutschen lieben den Wald, zur Zeit besonders. Abeln läuft gedankenverloren weiter. Trockenes Laub knackt unter seinen Füßen. „Im Wald findet man Werte wie Beständigkeit, Tradition und Gesundheit“, versucht er den aktuellen Hype um den Wald zu erklären.

Wie gesund ein Spaziergang im Wald ist, haben Forscher herausgefunden. Bäume warnen sich durch gasförmige, chemische Botenstoffe gegenseitig vor Schädlingen. Diese bioaktiven Substanzen werden auch vom menschlichen Immunsystem verstanden. Beim Einatmen dieser Stoffe erhöht der Körper die Anzahl der Killerzellen, deren Aufgabe es ist, Viren und möglichen Krebszellen den Garaus zu machen. Auch Blutdruck und Puls sinken beim Gang durch den Wald. Die Japaner fassen diese positiven Effekte des Waldes auf den Körper unter dem Begriff „Shinrin Yoku“ zusammen. Auf deutsch: Waldbaden. Hört sich cooler an als Waldspaziergang.

Weil er uns Demut lehrt

Abeln liebt den Wald seit er ein Kind ist. Aufgewachsen am Stuttgarter Stadtrand war er ständig im Wald unterwegs. „Meine Eltern hatten mehr Angst, wenn ich in der Stadt war“, erzählt er. Mit seinem Bruder spielte er oft im Wald, zum Beispiel Zapfenzielwurf. Das macht er heute seltener. „Aber nur, weil es hier so wenige Zapfen gibt“, sagt er lachend. Nach der Schule studierte er in Freiburg Forstwissenschaften und als er fertig war, wurden in Bayern und Baden-Württemberg gerade mal zwei Förster eingestellt.

Da er auch gerne schreibt, fing er bei der Rottendorfer Jagdfirma Frankonia im Bereich PR und Marketing an. Deshalb ist er vor etwa 20 Jahren nach Franken gezogen und deshalb hat er in Bütthard sein Revier. Es ist das ehemalige Firmenrevier. 1200 Hektar ist es groß und ständig im Wandel – wie der Biotopbaum: Ohne Krone, mit Pilzen überwachsen ist der absterbende Baum Heimat für viele Käfer, Insekten und Spechte. „Wenn einer leben will, muss ein anderer sterben“, sagt Abeln nachdenklich. In der Ferne läuten Glocken, Ferdinand spitzt die Ohren. „Der Kreislauf des Lebens wird einem im Wald besonders vor Augen geführt.“ Es erfülle ihn mit Demut, wenn er auf jahrhundertealte Bäume schaue. Was sie wohl schon alles erlebt haben?

Weil er ein Ort der Romantik ist

Das fragt er sich auch, wenn der Bibergauer geschnitzte Herzen in der Baumrinde sieht: „Sind die zwei noch zusammen?“ Er weiß, dass für viele der Liebesschwur im Stamm romantisch ist. Doch Romantik hin oder her – das Geschnitze verletzt den Baum. Durch die offenen Stellen können Pilze und Krankheiten ins Innere geraten. Es gibt andere Liebesbekundungen. Zum Beispiel ein Picknick auf einem Baumstumpf. Oder einen Heiratsantrag unter der Krone eines majestätischen Baumes. Da spricht er aber nicht aus eigener Erfahrung. „Ich habe meiner Frau keinen Antrag im Wald gemacht“, sagt Abeln und grinst. Einen Liebesbaum könnte er gemeinsam mit seiner Frau in dem wie er sagt „schönsten Ort der Welt“ pflanzen. Dann hätte sie wirklich keinen Grund, eifersüchtig zu sein.

Waldliebhaber, Jäger und Autor

Simon Abeln, geboren 1972, wusste schon im Kindergarten, was er werden wollte: Förster. Nach dem Abitur studierte er in Freiburg Forstwissenschaften. Da nach dem Studium keine Stelle als Förster frei war, machte er sein Hobby, das Schreiben, zum Beruf und verantwortet den Bereich Content und PR beim Jagdspezialisten Frankonia (Rottendorf). In seinem Blog www.waldbret.de schreibt der gebürtige Stuttgarter und heutige Bibergauer (Landkreis Kitzingen) über seine Lieblingsthemen: Wald, Natur und Jagd. Sein Buch „111 Gründe, den Wald zu lieben“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 320 Seiten, 14,99 Euro) ist eine Liebeserklärung an die Wälder. Denn: „Nur was man liebt, schützt man.“

Jägermeister-Kuchen aus dem Blog www.waldbret.de

Zutaten: 500 Gramm Butter, 400 Gramm Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 8 Eier, 200 Milliliter Jägermeister, 500 Gramm Mehl, 1 Päckchen Backpulver, 2 Teelöffel Kakao, 1 Teelöffel Lebkuchengewürz, 1 Teelöffel Zimt, 100 Gramm geraspelte Schokolade, 1 Glas Kirschen

Zubereitung: Alle Zutaten zu einem Rührteig verarbeiten. Den Teig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech streichen und mit Ober-Unter-Hitze bei 175 °C etwa eine Stunde backen. Danach mit Puderzucker bestäuben.

Mit Simon Abeln im Wald       -  Diplom-Forstwirt Simon Abeln im Wald, den er so liebt.
Foto: Daniel Peter | Diplom-Forstwirt Simon Abeln im Wald, den er so liebt.
Mit Simon Abeln im Wald       -  Ein Grund den Wald zu lieben: die Bäume!
Foto: Daniel Peter | Ein Grund den Wald zu lieben: die Bäume!
 
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