Das deutsch-deutsche Zusammenleben begleitete den Würzburger Journalisten Eberhard Schellenberger (65) privat und als langjährigen Reporter für den Bayerischen Rundfunk ein Leben lang und wurde zu seinem journalistischen „Lebensthema“. Bei seiner ersten privaten Einreise in die DDR legte die Stasi eine Akte von am Ende 400 Seiten über ihn an. Daraus hat er nun das Buch „Deckname Antenne“ gemacht, das im Würzburger Echter Verlag erschienen ist.
Eberhard Schellenberger kommt am Donnerstag, 27. April, nach Dettelbach und wird um 19 Uhr im Kultur- und Kommunikationszentrum aus dem Buch lesen. Dazu gibt es Fotos, Ausschnitte aus den Akten und Originaltöne. Der Eintritt beträgt 5 Euro und wird dem Sommerferien-Leseclub gespendet, teilt die Stadtbibliothek in einem Schreiben an die Presse, dem die folgenden Informationen entnommen sind, mit.
Als Eberhard Schellenberger 1983/1984 mit seiner Frau das erste Mal privat eine Brieffreundschaft in der ehemaligen DDR besuchte, heftete sich die Staatssicherheit an die Fersen des damaligen Jungjournalisten. Nach dem Mauerfall tauchten zwei Akten der Staatssicherheit über Schellenberger auf – die Akte „Journalist“ in Cottbus zu den privaten Reisen und die Akte „Antenne“ in Würzburgs Partnerstadt Suhl. Auf 400 Seiten fanden sich neben fast schon Skurrilem auch Nichtigkeiten und Belangloses, aber auch viel Perfides und es wird ihm klar, dass er in der DDR oft wie ein Staatsfeind behandelt wurde.
Die Stasi hörte Telefonate von ihm zwischen Suhl und Würzburg ab und dokumentierte sie ebenso wie mitgeschnittene Radiosendungen. Bei Besuchen in Suhl wurde Eberhard Schellenberger lückenlos überwacht, es entstanden minutengenaue Protokolle, die beispielhaft im Buch dokumentiert werden. Ausführlich geschildert wird auch die Nacht des Mauerfalls am 9./10. November 1989 am Beispiel des Grenzübergangs Eußenhausen-Meiningen. „Ich habe dieses Buch auch für die inzwischen nachgewachsene Generation geschrieben“, erklärt Schellenberger. „Denn auf diese wirken diese Geschichten und Erlebnisse aus der Mitte Deutschlands völlig unwirklich und unbegreiflich“. Zur Lesung gibt es begleitend eine Präsentation von Bildern, Ausschnitten von Stasiakten und Originaltöne aus dem BR-Archiv.