Zu „Geheimprojekt Steigweg“ vom 16. Oktober und "Müssen Aldi und Rewe weichen?" vom 25. Oktober erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Wer gegebene Chancen in der Vergangenheit und Gegenwart nicht wahrnimmt (Konversionsflächen, Deustergelände, Kaltensondheimer Straße, Schützengelände...) und weiter Gewerbegebiete ausweist, darf nicht über mangelnde Baugrundstücke klagen! Wenn ich werdende Familien ansiedle, brauchen diese neben Spielplätzen in drei Jahren eine Kita und in sechs Jahren eine Schule. Sollten wir nicht zuerst den bereits Ansässigen gerecht werden?
Nun sollen die Bürger und Investoren die fehlende Weitsicht des Stadtrates richten: Zwei Supermärkte sollen nach Marshall Heights umziehen zugunsten einer weiteren Grundschule; generell idealer Standort, Flächen schon versiegelt, leider fehlt dann die Nahversorgung. Grund und Boden sind das heutige Gold. Das Dilemma ist nur, dass der Boden auch Lebensgrundlage von Tieren und Pflanzen ist und noch zur Lebensmittelgewinnung reichen muss.
In Kitzingen setzt man auf Bauen, gefühlt überall. Ein Dank an die Investoren, die lang überfällige Projekte vorangebracht haben! Doch irgendwann muss es für eine Zeit reichen. Für wen soll noch gebaut werden? Zur Kapitalanlage Einzelner, die sich an unserem Gold bereichern, solange die Stadt nicht ein Veto einlegt, oder für Auswärtige als billigeren Wohnraum? Je mehr Menschen nach Kitzingen gelockt werden, desto voller werden die Straßen, desto knapper und teurer wird der Wohnraum.
Der geplante Geschossbau auf dem Schützengelände ist von der Grundidee her gut und zeitgemäß, leider an der falschen Stelle: schwieriger Verkehrspunkt mit altem Baumbewuchs und Fledermauspopulation („marode“ Baumhöhlen sind ihr Wohnort). Es gibt das EU-Artenschutzrecht, wegen dem Deutschland bereits verklagt wird. Dennoch weiter „Tiere umsiedeln“ und „Ausgleichsflächen schaffen“? Dieses Projekt wird sich auch auf das Image der „namhaften lokalen Bank“ auswirken. Andere Vision: ein neues Freizeitzentrum mit Außengastro und Minigolf, gar Freilichtbühne oder Gradierwerk?
Eine alles entscheidende Frage: Wie weit soll und kann Kitzingen angesichts Verkehrsstaus, fehlender Kitas und Ärzte noch wachsen? Die Geister, die man rief, wird man nicht mehr so schnell los. Ist die Endlosschleife von immer mehr (Wirtschaft, Arbeitsplätze, Wohnraum, Supermärkte) nicht veraltet? Leiden wir denn wirklich Not, dass wir bereit sind, weiter Opfer auf dem Altar von Wachstum um des Wachstums willen zu erbringen?
Das stete Konsumieren an Flächen, der weitere Raubbau an der Natur, fängt vor der eigenen Haustür an: Der Landkreis Kitzingen war bereits Spitzenreiter in Sachen Flächenversiegelung in Unterfranken. Doch auch zukünftige Generationen haben ein Recht auf Grund und Boden für ihre Zwecke, also Ressourcen schonen und Altbauten sanieren! Wo ist das Leitbild der „grünen Stadt am Fluss“ geblieben: mehr Parkanlagen und nachhaltige Begrünung der Innenstadt? Vielleicht sollte man besser sparen und haushalten für die Herausforderungen der Zukunft.
Heike Groh-Noderer
97318 Kitzingen
Ich hoffe die Stadträte lesen das auch und gehen noch Mal in sich.
Übrigens: In den Marshall-Heights wird ein Wohnblock nach den anderen saniert und bezogen. Das geht nun schon ca 5 Jahre so und noch immer gibt es dort keinen Spielplatz. Warum macht sich darüber nicht mal jemand Gedanken.