Zum Artikel "Die Vielfalt erhalten" vom 10. September erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Ihr Artikel über die Streuobstwiesen hat mich, inzwischen 96-jährig, an meine Kindheit in Schlesien erinnert. Dort hatten die Bauern alle Obstgärten, in denen viele Sorten zu finden waren: Äpfel, Birnen, Mirabellen, Pfirsiche und Quitten, alles war vorhanden. Fünf oder sechs Schafe waren in diesen Gärten täglich mit dabei. Die genügsamen Tiere ernährten sich von dem Gras, aber auch von den früher abfallenden wurmigen Äpfeln, den unteren Blättern und jungem Gehölz. Es gab keine Spritzmittel und man brauchte auch keine.
Die Schafe waren die Polizei für Würmer und Blattkrankheiten. Die Gärten wurden von den Schafen freigehalten, Schädlinge und aufkommendes Gebüsch hatten ein schweres Spiel, alles wurde mitgefressen. Weil die Schafe auch mal Junge bekamen, gab es immer auch mal Lammfleisch zu essen. Einmal im Jahr wurden die Tiere von ihrer Wolle befreit, die Betriebe sauber machten. Ein Teil der Wolle ging zurück an die Landfrauen. Ich erinnere mich gerne auch an die Winter, wenn sie daraus warme Jacken und Pullover strickten. Es war ein natürlicher Kreislauf mit dem Jahr in und wohl auch für die Natur.
Walther Tietzte
97337 Dettelbach-Bibergau