Zur Berichterstattung über die Entscheidung des Kitzinger Stadtrats, das Stadtmuseum zu schließen, erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Am vergangenen Donnerstag hat der Kitzinger Stadtrat in seiner Mehrheit den Beweis seines mangelhaften Geschichtsbewusstseins in Bezug auf die eigene Stadt geliefert, indem er beschloss, das seit 125 Jahren bestehende städtische Museum endgültig zu schließen und abzuwickeln.
Das in dieser großartigen Sammlung gegenständlich gewordene geschichtliche Erbe der Stadt soll möglichst schnell verschwinden! Wieso eigentlich? Weshalb sollen die Generationen, die uns nachfolgen, nicht mehr die Paul-Eber-Bibel vor Ort anschauen können, oder das Schiestl-Zimmer? Was ist falsch daran, zu erfahren, dass Kitzingen einst eine Weinhandelsstadt mit vielen jüdischen Weinhändlern war, oder im Dreieckshandel um die afrikanischen Sklaven beteiligt war? Schlussendlich die neuere und neueste Geschichte – wer bereitete hier den Boden für den Nationalsozialismus? Wie war das, als die Amerikaner da waren?
Zu wenige Besucher und ein schlechtes Konzept werden der Museumsleitung vorgeworfen. Das Museum sei nicht rentabel. Nun, kein Museum der Welt ist rentabel. Es dient den Bürgern einer Stadt oder eines Landes zur Bewahrung ihres Erbes, ihrer Besonderheiten und sonst nichts!
Ein neues Konzept war erarbeitet worden, doch nie im Stadtrat diskutiert, die Fraktionsvorsitzenden-Besprechung ersetzt nicht das Gremium!
Zudem kann ich mich an mannigfaltige Ausstellungen und Aktivitäten erinnern, wie die Aktionen um den Alchimisten Glauber, die Ausstellungen zum Reformationsjahr oder die Teilnahme bei „Kunst geht fremd“ und vieles mehr! Nur, wer nie dabei ist, weiß natürlich nicht, was läuft! Erst als der Museumsleitung sämtliche Mittel gekürzt worden waren, konnte nichts mehr unternommen werden! Dabei ist zu beachten, dass das Defizit von Jahr zu Jahr mitgeschleppt wurde und nicht jedes Jahr neu angehäuft.
Also, wem nützt die Schließung? Uns und unseren Nachfahren nicht, denn nur durch die Geschichte, auch unserer nächsten Umgebung, können wir uns die Gegenwart erklären und die Zukunft gestalten!
Ich hingegen fürchte, dass dem Museum andere kulturelle Einrichtungen folgen werden, die nicht genug „abwerfen“ oder vielleicht auch unbequem geworden sind!
Elvira Kahnt,
97318 Kitzingen