Zum Artikel „Kein Vorbild für die Schüler“ vom 27. Oktober erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Im Rahmen meines Studiums habe ich mich intensiv mit der fränkischen Mundartdichtung beschäftigt, als Wiesentheider speziell auch mit Nikolaus Fey. Damals in den 70er Jahren war Mundartdichtung wieder hoch im Kurs und somit erfolgte die Aufwertung des Dichters Nikolaus Fey durch verschiedene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, indem man das Geburtshaus in der Sophienstraße besonders kennzeichnete und u. a. der neu gebauten Schule den Namen des Dichters verlieh.
Jetzt – rund 50 Jahre später – denkt man daran, umgekehrte Schritte zu gehen. Zu Recht werden Namen von Persönlichkeiten, die im Nazi-Deutland Schlimmes gegen Menschen getan haben, kritisiert und auch das Andenken an sie in jeglicher Form rückgängig gemacht, seien es Namen von Straßen, Gebäuden oder auch anderes.
Nikolaus Fey war Mundartdichter und darüber hinaus ein Kämpfer und Bewahrer fränkischer Lebensart und Brauchtums. Das ist unbestritten. Die Ideologie des NS-Regimes, die Volkstum und Patriotismus in den Vordergrund stellte, kam ihm somit entgegen. Erst recht, als er für seinen Einsatz besonders gewürdigt wurde und mit rund 6000 Reichsmark jährlich eine stattliche Entlohnung für seine Tätigkeit erhielt. Für den kinderreichen und bedürftigen Fey war das eine besondere Anerkennung, die er auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht ablehnen konnte. So kann man ihn ohne Zweifel auch als Mitläufer bezeichnen.
Ihn aber auf die Stufe von Übeltätern, die anderen Menschen geschadet haben, zu stellen, entbehrt jeder Grundlage. Seine ihm übertragene Kontrollaufgabe für Kulturschaffende in Polen erledigte er unauffällig, ohne jemandem zu schaden. Im Gegenteil: Öffentlich äußerte er sich über die Gräueltaten in der damaligen Zeit, denen er auf seinen Reisen und in diesem fremden Land begegnet war.
Dass er negativen Einfluss auf die Jugend genommen hat, ist nicht nachweisbar, im Gegenteil. Seine Biografie als Zögling in St. Ottilien, seine christliche Einstellung, die sich auch in seinen Werken widerspiegelt, zeigt hier ein eindeutig anderes Bild. Es war für ihn eine innere Mission, eine Sendung, seine Liebe zur Heimat anderen mitzuteilen. Das tat er auch nach dem Krieg durch Vorträge und Lesungen, auch in Schulen. Dafür bekam er einen „Ehrensold“ des Landkreises Gerolzhofen, dank seines Fürsprechers Dr. Held, damals Landrat. Ist das das Bild eines überzeugten Nationalsozialisten?
Bei der Bewertung seiner Person sind die Fragen wichtig: Hat er anderen Menschen Schaden durch seine Tätigkeit in der NS-Zeit angerichtet? Und: Welche positive Wirkung hat er in seiner Umgebung ausgestrahlt? Das gegeneinander abzuwägen, wird die Aufgabe sein, wenn man ihm gerecht werden will. Keine leichte Aufgabe.
Josef Heining
97353 Wiesentheid
Nehmt doch als Namensgeber für öffentliche Einrichtungen, Straßen oder sogar Ehrenbürger nur Personen wo man gar nicht abwägen und damit "urteilen" muss.
Es gibt genug davon. In Kitzingen hat man das doch gerade mit der Umbennung gemacht !!!
Ich denk man sollte ausführlich aufklären und nicht unbedingt urteilen. …das Urteilen ist „riskant“ und wie hier toll beschrieben nicht einfach…wo fängt man an, wo hört man auf, wer war ein (noch) „Guter“, wer war ein „Böser“.