Unterm Weihnachtsbaum lag bei Martin Schwoerer vor zehn Jahren eine Carrerabahn. Die hatte seine Ehefrau Silke dorthin gelegt – wohl ohne zu ahnen, welche Ausmaße das Hobby ihres Mannes und seine Begeisterung für die kleinen, pfeilschnellen Autos noch annehmen sollte.
Zusammen mit Reinhold Posl und Robert Riethdorf gründete Schwoerer Anfang dieses Jahres beim Marktbreiter Hockeyclub eine eigene Abteilung für das Slotracing – wie das Carrerabahn-Fahren international heißt. Die Männer kannten sich vom Hockeyclub, wo ihre Töchter Sport treiben. Ihrem eigenen Hobby gehen sie in einem Raum im Obergeschoss des Vereinsheims nach. Da steht die Clubbahn. An der 27 Meter langen Rennstrecke wurden jüngst die ersten Vereinsmeister ermittelt, so eine Pressemitteilung.
Die Slotcar-Bahn lässt nicht nur die Herzen der mittlerweile zwölf Abteilungsmitglieder – darunter zwei Frauen – höher schlagen. Auch Kinderaugen beginnen bei ihrem Anblick zu leuchten. Um den Nachwuchs müssen die Slotracer sich also keine Sorgen machen. „Die Kinder sind schwer begeistert. Die kriegt man gar nicht mehr von der Bahn weg“, sagt Martin Schwoerer.
Er hofft, dass sich in Zukunft jemand findet, der den Nachwuchs betreut, denn ohne Aufsicht kann man die Kleinen nicht an die Bahn lassen, so der Abteilungsleiter.
Profis im Umgang mit der Bahn, ihrer Technik und den kleinen Rennautos sind die Vereinsmeister Robert Riethdorf und Waltraud Glockner. Beim Ausscheidungsrennen gegen Reinhold Posl meisterte Riethdorf im Finale nicht nur die Technik, sondern behielt auch die Nerven, schreibt der Verein. Taktik und Konzentration sind wichtig, weiß Schwoerer. Man müsse den Gegner zwar im Blick haben, dürfe ihm aber nicht einfach hinterherfahren, sondern müsse sein eigenes Rennen gestalten. Dann könne man auch einen Gegner mit einem etwas überlegeneren Auto bezwingen.
Die kleinen Rennautos haben es den Carrerabahn-Fahrern besonders angetan. Über die Slotcars wird sich ständig ausgetauscht. Die gängigsten Modelle gibt es im Handel zu kaufen. Sie kosten etwa 40 bis 60 Euro. Gibt es bestimmte Autos nicht als Slotracing-Rennwagen, formen die Mitglieder auch schon mal Spielzeugautos in Plastik nach und bauen sie auf dieser Grundlage für das Fahren auf der Bahn um. Die Reifen beziehen die Marktbreiter aus Portugal. „Da gibt es eine große Slotracing-Szene und die besten Reifen“, sagt der Abteilungsleiter.
Auch die Autos aus dem Handel werden oftmals noch durch Umbauten verbessert – „getunt“ sagen die Profis: mit einem Paar Aluminiumfelgen – Kosten rund 15 Euro – oder Motoren, die 35 000 Umdrehungen pro Minute leisten.
So ausgerüstet, schicken die Marktbreiter Slotracing-Anhänger die kleinen Rennwagen über die Clubbahn. Der Bahnrekord für die 27 Meter lange Strecke liegt derzeit bei 7,4 Sekunden. Übertragen auf ein reales Rennen in Lebensgröße wären das circa 400 Stundenkilometer – schneller als die Piloten der Formel 1 unterwegs sind.
Slotracing
Zum Begriff: Slotracing wird international als Oberbegriff für das Carrerabahn-Fahren benutzt. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet es in etwa „Schlitzrennen“ und deutet auf die Spur hin, in der die kleinen Rennautos im Maßstab 1:32 oder 1:24 fahren.
Geschichte: Erfunden wurde die Carrerabahn vom britischen Hersteller Scalextric. 1957 wurde in England die erste Slotracing-Rennbahn vorgestellt. Als die erste Carrerabahn 1963 in Deutschland erschien, löste sie einen Boom aus.
Technik: Es gibt zwei Betriebsweisen der Carrerabahn – analog und digital. Bei beiden werden die kleinen Rennwagen durch Stromimpulse in der Bahnspannung beschleunigt. Bei der digitalen Variante moduliert ein Computer das Signal in die Spannung ein. Dadurch können mehrere Autos gleichzeitig in der selben Spur fahren und durch Weichenstellungen werden Spurwechsel möglich. Außerdem kann der Computer anhand der berechneten Strecke und Geschwindigkeit eines Rennwagens Tankstopps simulieren. Nachteil der digitalen Variante ist derzeit jedoch noch ein Zeitversatz beim Impulsgeben.
Neugierig? Wer auch mal Rennbahnluft schnuppern möchte, ist bei den Marktbreiter Slotracern willkommen. Trainings- und Renntermine gibt es auf der Internetseite des Hockeyclubs unter www.marktbreiter-hc.de