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Rödelsee
Leidenschaft für Tauben: Die Orientalischen Roller sind Gruschkes Königinnen der Lüfte
Der Rödelseer Detlef Gruschke ist Züchter von Kunstflugtauben und lässt diese an Wettkämpfen teilnehmen. Mit seinen Orientalischen Rollern trainiert er dafür vor der Kulisse des Schwanbergs.
Foto: Hartmut Hess | Der Rödelseer Detlef Gruschke ist Züchter von Kunstflugtauben und lässt diese an Wettkämpfen teilnehmen. Mit seinen Orientalischen Rollern trainiert er dafür vor der Kulisse des Schwanbergs.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 08.04.2024 02:38 Uhr

Detlef Gruschke ist ein Meister seines Faches, das belegen auch jeweils sechs Deutsche- und Europameister-Titel. Er ist einer von wenigen Züchtern von Kunstflugtauben und Spezialist für Orientalische Roller. Seine Augen beginnen zu leuchten, wenn er von seinem Hobby erzählt. Eigentlich wollte Gruschke wegen Zeitmangel vergangenes Jahr aufhören, "doch die Tauben lassen mich einfach nicht los", sagt er. 

"Einst konnte ich Tauben nicht ausstehen, als mein Bruder Kurt damals Schlachttauben hielt", erzählt er weiter. Als er dann auf einem Markt in Weikersheim eine Vorführung von Kunstflugtauben sah, sei es um ihn geschehen gewesen. "Ich finde die Fähigkeiten der Tauben sensationell", so der Rödelseer Hobbywinzer.

Orientalische Roller schlagen Rollen in der Luft

Also schaffte er sich 1994 Rollentauben an. Für ihn gelten seine Orientalischen Roller als Königinnen der Lüfte. Die Tauben heißen so, weil sie in der Luft in Kombination mehrfach Rollen, Schrauben und Loopings schlagen. Das Rollen kann man den Tauben nicht beibringen, sondern es ist ein natürliches Balzverhalten der Taube, die recht jung Piepsen und als erwachsene Tiere Gurren. "Ich habe mit Mike Tyson einen berühmten Kollegen", erzählt er über den ehemaligen Box-Weltmeister und amerikanischen Taubenzüchter.

Diese Taube, die Detlef Gruschke in seinen Händen hält, ist ein Täuberich und deswegen wichtig für seine Zucht.
Foto: Hartmut Hess | Diese Taube, die Detlef Gruschke in seinen Händen hält, ist ein Täuberich und deswegen wichtig für seine Zucht.

Gruschkes Tauben nehmen auch an Wettkämpfen teil und vollführen in rund 100 Metern Höhe Kunststücke, im Anschluss sollen sie auf Kommando zum Boden zurückkehren. "Man muss Vertrauen in seine Tauben haben", nennt er eine Grundbedingung dafür. Denn manchmal wird es brenzlig, wenn Habichte oder Wanderfalken am Firmament auftauchen, um mit ihren Krallen die Tauben zu Beute zu machen. "Heuer habe ich schon vier Täubli verloren", sagt Gruschke mit ernster Miene. Um den Tauben in der Luft das Gefahren-Signal zu geben, arbeitet der Metzgergeselle am Boden mit einem Eimerdeckel oder seinen schneeweißen Dropper-Tauben.

Gruschke trainiert mehrmals pro Woche mit seinen Tauben vor dem Schwanberg

Er hat um die 20 seiner Kunstflugtauben im heimischen Taubenschlag, züchtet professionell und kann auch immer wieder Tauben an andere Züchter abgeben, wo sie für 25 bis 60 Euro pro Stück gehandelt werden. "Das Training ist sehr wichtig", betont der 54-Jährige, der im Vorfeld von Meisterschaften, die meistens zwischen Juni und August stattfinden, mehrmals pro Woche mit seinen Orientalischen Rollern vor der Silhouette des Schwanbergs übt. Das Training hilft zum Aufbau der Muskulatur und Gesunderhaltung der Tauben.

Detlef Gruschke ist Praktiker und hat sich deswegen einen mobilen Taubenschlag konstruiert, den er auf Rollen schiebt und mit wenigen Handgriffen an sein Auto montiert. Mit vier Wochen gewöhnt er seine gefiederten Schützlinge an Ausflüge, während er zu Hause auf eine passende Ernährung achtet. Denn durch unterschiedliches Futter, wie Gerste, Weizen, Sämereien, Mais oder Erbsen kann er Einfluss auf das Flugverhalten und die Länge der Flugzeit seiner Tauben nehmen. Bei einer Meisterschaft haben die im Trio aufsteigenden Roller eine Stunde Zeit, die geforderten und siegbringenden Punkte bei den Preisrichtern zu sammeln.

Im August ist die beste Jahreszeit für Vorführungen vorbei, denn dann beginnen die Tauben zu mausern, das heißt, sie verlieren ihre Federn und die Schwingen funktionieren nicht mehr richtig. Detlef Gruschke kommt zwar nicht vom Balkan, der als taubenverrückte Region gilt, dennoch geht er in seinem Hobby vollends auf und freut sich schon jetzt auf die anstehende Europameisterschaft vom 27. bis 29. Juni im unterfränkischen Hofheim (Lkr. Haßberge). Auch wenn er sich heuer keine Titelchancen ausrechnet, kann er es kaum erwarten, Zuchtfreunde wiederzutreffen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Detlef Gruschke hat sich einen mobilen Taubenschlag konstruiert um schneller und leichter mit seinen Schützlingen zum Trainieren oder auf Meisterschaften fahren zu können.
Foto: Hartmut Hess | Detlef Gruschke hat sich einen mobilen Taubenschlag konstruiert um schneller und leichter mit seinen Schützlingen zum Trainieren oder auf Meisterschaften fahren zu können.
 
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