Alles ist möglich. Oder beinahe alles. Wer mitmachen und mitbestimmen will, der ist am Montag, 7. Mai, bei der Besichtigungstour von Erich Gahr genau richtig.
Im Landkreis Kitzingen soll eine Solawi (Solidarische Landwirtschaft) gegründet werden. Die Grundidee dahinter: Eine Alternative zur industriell erzeugten Nahrung anbieten. Und das direkt vor Ort. Die Vhs Kitzingen hatte im März den Anstoß gegeben und Ende April zu einer zweiten Veranstaltung geladen. Ab jetzt muss die Solawi von selbst laufen. Die Basis dafür ist geschaffen: Immerhin 17 Interessenten kamen zur zweiten Info-Veranstaltung. Etwa die Hälfte von ihnen bekundete ernsthaftes Interesse, am Aufbau einer Solawi mitzuarbeiten und dafür Zeit und Energie zu investieren.
Hürden in der Anfangszeit
Acht ernsthafte Interessenten? Klingt nicht gerade viel. In Erlangen waren es vor vier Jahren allerdings noch weniger Enthusiasten, die sich zusammengetan haben. „Mischa“ war einer von ihnen. Er berichtete von den Anfangszeiten und von den Hürden, die übersprungen werden mussten. „Jede Solawi ist ein wenig anders strukturiert“, erzählte er. In Erlangen gab es anfangs beispielsweise nichts: keine Strukturen, keinen Landwirt, weder Hof noch Acker. Mittlerweile hat die Solawi Erlangen rund 140 Teilnehmer, es gibt einen „Winter-“ und einen „Sommerlandwirt“, ein Depot, in dem die frische Ware einmal pro Woche abgeholt werden kann. Etwa sechs Monate hat es vom ersten Treffen bis zur ersten Belieferung gedauert. Ein sportliches Zeitfenster, das Erich Gahr auch gerne umsetzen würde.
Vielfalt der Ideen
Der Etwashäuser Biogärtner hat sich in mehreren Seminaren über die möglichen Formen einer Solawi informiert. In zwei Jahren will er in Rente gehen. Bis dahin würde er gerne eine Kitzinger Solawi aufgebaut haben. „Ich habe meine Vorstellungen, will aber keinesfalls der Bestimmer sein“, betonte er beim Treffen in der Alten Synagoge. Eine Solawi lebe von der Vielfalt der Ideen und dem Engagement der Mitglieder. „Ich will gerne mitarbeiten und meine Erfahrungen einbringen“, erklärte Gahr.
In Kitzingen könnten manche Anfangsprobleme, die anderswo aufgetreten sind, schnell gelöst sein. Ein Depot wäre in Etwashausen auf dem Gelände des Biolandwirts denkbar, genug Anbaufläche könnte Erich Gahr zur Verfügung stellen. Er wünscht sich, dass möglichst viele Mitglieder auch aktiv mit anpacken – ob beim Anpflanzen, beim Pflegen der Fläche oder bei der Ernte. „Auf diese Art und Weise wächst der Bezug zu den Nahrungsmitteln“, meinte er. Natürlich müssten die aktiven Mitglieder einer Solawi auch entlohnt werden. Wer mitarbeitet, muss weniger für seinen Ernteteil bezahlen. Eine Idee, die in der Runde gut ankam.
Jeder kann sich einbringen
Wie genau eine Kitzinger Solawi ausschaut, welche rechtliche Form sie hat und welche Aufgaben auf ihre Mitglieder zukommen, werden die nächsten Treffen zeigen. Jeder kann sich einbringen, jedes Engagement ist willkommen, noch sind viele Wege offen. Eine Teilnehmerin schlug vor, einen Teil der Flächen zu kaufen, um Mandelbäume zu pflanzen oder Oliven anzubauen. In Freiburg hat die örtliche Solawi nach und nach eigene Flächen angekauft und beschäftigt selbst ihre Gärtner.
In Kitzingen ist die Solawi noch ganz am Anfang. „Es ist ein völlig offener Prozess“, meinte Vhs-Leiter Richard Arndt-Landbeck und prognostizierte: „Es werden bestimmt neue Leute hinzukommen und andere wegfallen.“ Eines ist jedoch sicher: Erich Gahr will eine Solawi in Kitzingen etablieren. Ein paar Mitstreiter hat er bereits gefunden.
Termin: Das nächste Treffen findet am Montag, 7. Mai, um 19 Uhr statt. Dabei werden die Kulturen in Erich Gahrs Betrieb in Etwashausen besichtigt. Treffpunkt ist der Parkplatz bei der Blumengärtnerei Lauk. Wer grundsätzlich Interesse an der Solawi Kitzingen hat, kann sich unter nettereini@outlook.de melden.