Auf die Landwirte kommen viele gravierende Veränderungen zu. Eine davon: Die Grenzwerte für den Ammoniak-Ausstoß verändern sich. Bis ins Jahr 2030 müssen sie um 29 Prozent gesenkt werden – im Vergleich zum Referenzjahr 2005.
Ohne bauliche und technische Veränderungen wird das nicht gehen. Ammoniak ist ein Gas, das bei der Ausbringung oder Lagerung von Wirtschaftsdüngern entsteht. Die Ausscheidungen von Tieren enthalten Anteile an Ammoniumstickstoff. Bei Kontakt mit der Atmosphäre wird der in gasförmiges Ammoniak umgewandelt.
Die EU-Richtlinie will ammoniakbedingte Schäden an naturnahen Ökosystemen verhindern – und damit auch eine Beeinträchtigung der Artenvielfalt. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist Ammoniak für die Zerstörung von naturnahen Ökosystemen durch Versauerung und Nährstoffüberversorgung mit verantwortlich.
Für den Menschen sind die Ammoniak-Emissionen auch nicht ungefährlich. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz identifizierten Ammoniak als wichtigste Ursache für die Luftbelastung, speziell in weiten Teilen Europas.
Laut der Forscher könnten pro Jahr weltweit 250.000 Todesfälle, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, vermieden werden, wenn die landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen um 50 Prozent niedriger wären. Die Landwirtschaft ist also besonders gefordert. Die größten Einsparpotenziale von Ammoniak bestehen im Wirtschafts- und Mineraldüngermanagement. Länder wie Dänemark machen es vor. Dort ist bereits 2002 eine Verpflichtung eingeführt worden, dass Gülle bodennah ausgebracht werden muss. Diese Form der Gülleausbringung ist laut Thomas Schwarzmann, Leiter des Staatsgutes in Schwarzenau, inzwischen auch in Deutschland zum Standard geworden. Aber auch bei der Rinder- und Schweinehaltung gibt es Einsparpotenziale, die angegangen werden müssen, um das Ziel einer Minderung von 29 Prozent bis 2030 zu erreichen. „Wir müssen alle dazu beitragen“, forderte Dr. Stefan Neser von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Teilnehmer der Schweinefachtagung in Schwarzenau zur Mitarbeit auf – und wurde deutlich: „Wir haben keine Zeit mehr. Wir brauchen Fortschritte.“ Ohne ein Mehr an Management wird es allerdings nicht gehen. Will heißen: auf die Landwirte kommen neben steigendem Bürokratieaufwand nicht nur hohe Investitionskosten, sondern auch Mehrarbeit zu.
Dreh- und Angelpunkt bei den Tierhaltern sei die Fütterung. Nur zehn Gramm weniger Rohprotein im Futter vermindert die Ammoniakemissionen um bis zu zehn Prozent. Dazu finden im Versuchs- und Bildungszentrum Schwarzenau umfangreiche Versuche statt. „Sie zeigen ganz klar auf, dass die Einsparung möglich ist, ohne im Stall auf Leistung zu verzichten“, so Schwarzmann.
Einfache Lösungen wird es nicht geben, betonte der Experte der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Dr. Neser. Und: Jeder Betrieb müsse einzeln betrachtet werden, weil überall andere Bedingungen herrschten. Mal sei eine Güllekühlung denkbar, mal ein Entmistungssystem, das Kot und Harn der Tiere trennt.
In einigen Betrieben sei der Einbau eines Biofilters für die Abluft praktikabel, bei Neubauten sei ein Tierwohlstall mit eigenem Kot-, Fress- und Liegebereich mit Auslauf die beste Lösung.
Die technische Abluftreinigung kann den Ammoniakausstoß um 70 bis 90 Prozent senken, die Investitions- und Betriebskosten dafür gefährden jedoch oft die Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Produktionsverfahrens.
Siegfried Voltz, 1. Vorsitzender des Fleischerzeugerringes Unterfranken, beendete die Tagung mit dem Fazit, dass bei allen zu ergreifenden Maßnahmen, die vorgestellt wurden, hohe Kostenbelastungen für die Landwirte entstehen und nicht gerade dazu beitragen, die schlechte Stimmung in der Landwirtschaft aufzuhellen.
Letzte Woche sagte man mir im Landwirtschaftsamt "Die Technikförderung kann zwar im neuen Kulap beantragt werden, wird aber nicht mehr gefördert".
Nur noch bestehende Verträge.
Tolle Sache!