Dass die AfD zunächst eine Anti-Euro-Partei war, scheint fast wie aus einer anderen Zeit. Dabei ist es noch gar nicht so lange her: 2013 ging es der Partei um den Euro-Austritt. Man wollte die Rückkehr zur D-Mark und keine weiteren Rettungspakete. Forderungen, die Christian Klingen aus dem Herzen sprachen und die ihn endgültig zu einem politischen Menschen werden ließen: Der Markt Einersheimer, der bisher das war, was man unter einem Wechselwähler versteht, trat in die Alternative für Deutschland ein.
Die Politik mitbestimmen
Der heute 53-Jährige fand Gefallen daran, mitzureden. Er sah seine Chance, die Dinge mitzubestimmen. Er und die neugegründete Partei – das passte irgendwie. Im Kreisverband Kitzingen-Schweinfurt übernahm Klingen als Vorsitzender das Ruder. Gleichzeitig engagierte er sich im Bezirksverband Unterfranken, dessen Vorsitz er 2016 übernahm. Außerdem ist er seit diesem Jahr Mitglied im Landesvorstand Bayern. Kurzum: Er macht Karriere und schickt sich an, Berufspolitiker zu werden.
Der nächste Schritt auf der Leiter nach oben steht im Grunde auch schon fest: Als Nummer eins auf der Liste für Unterfranken befindet sich Christian Klingen – nimmt man die aktuellen Umfragen als Grundlage – bereits mit beiden Beinen im Landtag. Wenn es so kommt, fällt die gemeinsame Fahrt mit Ehefrau Andrea zur Arbeit nach Würzburg künftig weg. Andrea Klingen ist ebenfalls Mitglied der AfD und steht ihrem Mann im Einsatz für die Partei als Generalsekretärin des Kreisverbandes in nichts nach. Die Klingens arbeiten in der Verwaltung: Er an der Universität, sie im Landratsamt. Wobei der Diplom-Verwaltungswirt nicht umsonst die Stabsstelle „Arbeitssicherheit, Tier- und Umweltschutz“ inne hat: Umwelt- und Tierschutz liegen ihm am Herzen.
Unbezahlter Urlaub
Artgerechte Haltung von Tieren, Verbot der Massentierhaltung und Verbot von Tiertransporten über längere Strecken – das sind mehr als nur Steckenpferde. Seit die Familie im Jahr 2000 nach Markt Einersheim zog, beflügelt ein großer Garten die entsprechenden Aktivitäten: Klingen nimmt Pflegetiere zu sich, hängt Nistkästen auf, kümmert sich um Streuobstwiesen.
Im Moment muss das allerdings hintanstehen – die Wahlkampfzeit geht in die heiße Phase. Klingen hat deshalb unbezahlten Urlaub genommen und macht das, was er schon bei seiner Bundestagskandidatur vergangenes Jahr gemacht hat: Der Direktkandidat zieht mit dem Bollerwagen umher und verteilt aus seinem Wahlkampfgefährt heraus Flyer. Um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei geht es, wie er betont, weiterhin zu einem großen Teil um Zuwanderung und innere Sicherheit. Er sieht sich als kompetenter Ansprechpartner: Schließlich war er selbst Polizist und sicherte Grenzen.
Direkte Demokratie
Der Wahlkämpfer Klingen hat sich einiges auf seine Fahnen geschrieben: So will er gegen die oft anzutreffende Politikmüdigkeit angehen. Mitbestimmen – das könnte hinhauen, wenn es „mehr direkte Demokratie auf allen politischen Ebenen“ gäbe. Als Beispiel nennt er die Volksabstimmungen in der Schweiz. Was ihn auch zu den Ursprüngen führt: Hätte die Bevölkerung seinerzeit über die Einführung des Euros abstimmen können, hätte es – davon geht Klingen ganz fest aus – den Euro in Deutschland gar nicht erst gegeben.
Dass die AfD oft in der Diskussion steht und sich viele an ihr reiben, kann er einerseits verstehen. Andererseits findet er es bedenklich, wenn – wie schon geschehen – sein Wahlkampfstand unter Polizeischutz gestellt werden muss. Dann fragt er sich, wie es um das Demokratieverständnis der AfD-Gegner bestellt ist. Zumal er betont: „AfD-Mitglieder sind normale Leute aus der Mitte der Gesellschaft!“
Leugnern keine Chance geben
Dass es in seiner Partei Auswüchse gibt, bestreitet er erst gar nicht – und nimmt vielmehr für sich in Anspruch, diese zu bekämpfen. NPD-Mitglieder beispielsweise werde die AfD prinzipiell „nicht aufnehmen“. Und wer – wie jüngst geschehen – Hitlers Gaskammern leugnet, müsse zwingend aus der Partei fliegen. Dafür setze er sich dann sogar persönlich ein. Ansonsten kann Klingen mit dem medialen Wirbel um die AfD gut umgehen. Er sieht die Dinge eher pragmatisch, frei nach dem Motto: Eine Protestpartei erzeugt nun einmal Protest.
Klare Kante – das soll auch künftig in München gelten. Deshalb kündigt er schon mal harte Opposition an. Will genau hinschauen, wo Steuern verschwendet werden. Und er will „gegen Filz und Vetternwirtschaft“ vorgehen, wie es auch auf seinen Plakaten steht. Wobei der 53-Jährige trotz der griffigen Aussagen so gar nicht wie ein Lautsprecher wirkt. Eher passt schon zu ihm das, was er als Überschrift seiner Politik auf einen Bierdeckel schreibt: „Heimat, Kultur und Tradition“. Bollerwagen inklusive.
Christian Klingen
Der Vorsitzende des unterfränkischen Bezirksverbands und des Kreisverbands Kitzingen der AfD ist 53 Jahre alt und in Würzburg geboren. Am Röntgengymnasium machte er sein Abitur, ab 1985 eine Ausbildung bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Nachdem er einige Jahre an verschiedenen Standorten der Polizei in Bayern eingesetzt war, studierte er an der Hochschule Hof bis zum Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt.
Daraufhin arbeitete Christian Klingen zunächst in der Personalabteilung der Universität Würzburg, anschließend ging er in der Stabstelle „Arbeitssicherheit, Tier- und Umweltschutz“. Seit 2000 wohnt er in Markt Einersheim.
Für Politik interessierte sich Klingen schon während seiner Schulzeit. Als die AfD 2013 gegründet wurde, trat er kurz danach der Partei bei. Im Bezirksverband der Partei war er zunächst Rechnungsprüfer. Als der Kreisverband Kitzingen Schweinfurt ins Leben gerufen wurde, wurde er Vorsitzender.
Seit 2016 ist er Vorsitzender des Bezirksverbandes Unterfranken und Mitglied der Programmkommission. Ehefrau Andrea Klingen ist ebenfalls Mitglied der AFD und Generalsekretärin des Kreisverbandes Kitzingen. fw
nur eine Stimme auf den grossen Wahlschein mit Hunderten von Namen.
Klingen *kreuzen werden sie nicht wollen. Sie wollen wählen....!
Die AFD kann sich bei jedem Migranten bedanken, denn ohne sie wäre die Lucke-Partei schon längst in der Versenkung verschwunden. Und ausser diesen beiden Themen, Asyl und Euro-Austritt, kommt nichts substanzielles von dort. Das ist keine Alternative.