
Ohne die Bauern geht auch beim Landkreis-Faschingsumzug nichts: Etwa zwei Dutzend Traktoren schleppten den Frohsinn hinter sich her. Und gleich beim zweiten Wagen – die gastgebenden Dettelbacher Narren mit Landrätin Tamara Bischof und Bürgermeister Matthias Bielek als Gäste auf dem Motivwagen waren gerade durch – ging es auch schon um den allgegenwärtigen Protest: Was ohne Landwirtschaft alles nicht geht. Ein Hoch auf den Ackerbau. Und warnende Plakate: "Schließt der Bauer das Tor, kommt das Essen aus dem Labor!"

Temperaturen im zweistelligen Bereich, ein Faschingswetter wie bestellt – nach vier Jahren Pause kam der Umzug bei bestem Sonnenschein wieder in die Gänge. Allerdings mit angezogener Handbremse: 30 Prozent weniger Wagen und wohl auch 30 Prozent weniger Zuschauer zeigen, dass der Umzug zu kämpfen hat. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf 7000 bis 8000 – das war schon mal üppiger.

Der Faschingsumzug mit der Kresse aus Albertshofen
Nach wie vor bei 1oo Prozent lag wie gewohnt der Spaßfaktor. Der einzige Umzug weit und breit, bei dem es nahezu unmöglich ist, ohne Kresse aus Albertshofen die Heimreise anzutreten. Die Stimmung: ausgelassen. Kamelle-Faktor: zehn von zehn Punkten.
Vor dem Historischen Rathaus ging es zu wie auf der Autobahn: Schon nach vier Wagen der erste Stau. Machte aber nichts, weil Gottlieb Wendehals auch da war, seine "Polonäse-Blankenese" schepperte aus Lautsprechern, die auf wundersame Weise genau in die historischen Rathausfenster passten und den Rathausplatz beschallten.

Es war, wie es sich für einen Gaudiwurm gehört, für alle was dabei: Die Prunkwagen der großen Gesellschaften vorneweg. Die Rödelseer hatten Harry Potter im Gepäck. Obervolkach punktete mit einer Popcorn-Maschine. Und die Mainfränkischen Werkstätten setzten auf Meerjungfrau Ariel. Sensationell wie immer die Geometer aus Buchbrunn, die diesmal zeigten, wer die größten Flaschen im Landkreis hat.
Wenn die Höpper auf Hofrat Walter Vierrether treffen

Am frechsten wohl die Höpper, die selbst Walter Vierrether keine Chance ließen. Der Kitzinger Hofrat war diesmal nicht selbst mit Mikro, sondern privat mit Enkel und Blumenhütchen da – wurde aber sofort von den Albertshöfern entdeckt, für seine "große Gosche" gerühmt und mit viel Helau bedacht.

Bei allem Frohsinn, der in der Maintalhalle seinen Ausklang fand, schwang auch die Ungewissheit mit: Nicht nur wegen der 30-Prozent-weniger-Regel ist unklar, ob es den Landkreis-Faschingsumzug weiterhin geben wird. Es könnte, so war nicht nur hinter einer vorgehaltenen Hand zu hören, vielleicht der letzte seiner Art. Es wäre schade – jammerschade.