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KITZINGEN
Kulturpreis der Stadt Kitzingen an Gerd Högner verliehen
Hohe Auszeichnung: Dem Kitzinger Verleger Gerd Högner wurde am Montagabend bei einer Feierstunde im historischen Sitzungssaal des Rathauses von Oberbürgermeister Siegfried Müller der Kulturpreis der Stadt Kitzingen verliehen.
Foto: Ralf Weiskopf | Hohe Auszeichnung: Dem Kitzinger Verleger Gerd Högner wurde am Montagabend bei einer Feierstunde im historischen Sitzungssaal des Rathauses von Oberbürgermeister Siegfried Müller der Kulturpreis der Stadt Kitzingen ...
Von unserem Mitarbeiter Ralf Weiskopf
 |  aktualisiert: 07.01.2016 14:55 Uhr

„Wir sind reich“, sagte am Mittwochabend der frisch gebackene Kulturpreisträger der Stadt Kitzingen, Gerd Högner. Der Preisträger meinte damit weder Gut noch Geld, sondern das reiche geschichtliche Erbe der Stadt. Seit Jahrzehnten bemüht sich der Verleger und ehemalige Buch- und Schreibwarenhändler, Teile dieses Erbes ans Tageslicht zu holen, um es einer breiten Leserschaft zu erschließen.

„Ich müsste mindestens 120 Jahre alt werden, um alles aufzuarbeiten, was mir Doris Badel an vergilbten Texten aus dem Stadtarchiv zur Verfügung stellt“, sagte Högner, der vor wenigen Tagen sein 71. Lebensjahr vollendete und weiter: „Als ich von der Zuerkennung des Preises erfahren habe, war ich wie vom Donner gerührt.“ Er nehme den Preis von Herzen an. Sich selbst bezeichnete er als pensionierten Geburtshelfer, der alten Texten neues Leben einhaucht.

Die Feierstunde fand im kleinen Kreis im historischen Sitzungssaal des Rathauses statt. Neben den Mitgliedern des Stadtrates waren ehemaligen Preisträger, Vertreter der Kirchen sowie die Familie und Freunde Högners eingeladen. Den Preis verlieh Oberbürgermeister Siegfried Müller. Die Laudatio hielt Dekan Hanspeter Kern. Musikalisch umrahmte das Saxophon-Quartett der Musikschule die Feier.

Er wolle seine Zuhörer dorthin entführen, wo ein Mensch viele Jahre von einer Thematik freiwillig gefangen oder besser fasziniert war, sagte Kern. Er erinnerte an das ehemalige Schreibwarengeschäft Högners. Zu dessen Sortiment gehörten damals Bücher. In einer Ecke hätten heimat- und stadtgeschichtlich Interessierte stets interessante Publikationen rund um Kitzingen und den Landkreis entdecken können, die sonst nur schwer oder gar nicht zu finden waren. Kern nannte als Beispiele Ansichts- und Grußkarten, Bücher oder Kalender, Werke von Engelbert Bach, Hanns Rupp, Olga Pöhlmann oder die Stadtchronik von Friedrich Bernbeck. Hier seien, im Eigenverlag, auch die ersten fünf Bände der Schriften des Kitzinger Stadtarchivs entstanden, erinnerte der Laudator. Bernhard Högner, der Großvater des zu Ehrenden, habe damit begonnen, Vater Otto habe die Arbeit fortgeführt und Gerd Högner habe den Verlag in dritter Generation übernommen.

Kern ging ausführlich auf das von manch schwerem Rückschlag gezeichnete, aber spannende Leben des Geehrten ein. Der war vom ersten Atemzug an ein Kitzinger. „Mir ham en Buam“, habe Großvater Bernhard damals stolz verkündet und der Vater habe als Soldat im Krieg, die Nachricht erhalten: „Sohn angekommen, alles gut.“ Högner machte eine Lehre im elterlichen Schreibwarengeschäft und absolvierte erfolgreich die Ausbildung an der Frankfurter Buchhändlerschule. Er besuchte eine Aus- und Weiterbildung im damals größten Fachgeschäft der Branche, Kaut-Bullinger in München.

„Bücher sollten Gerd sein Leben lang nicht mehr loslassen“, sagte Kern. 1968 habe Högner mit der Herausgabe der Kitzinger Stadtgeschichte seinen Einstand ins Verlagsgeschäft gegeben. Gemeinsam mit seinem Vater habe der Kulturpreisträger immer wieder Ausstellungen mit heimischen Künstlern im eigenen Geschäft oder im größeren Rahmen im Fränkischen Hof organisiert. Mit einer beeindruckenden Dokumentation, mit Bildern und Texten über den Bombenangriff auf Kitzingen, habe er an den Schulen über die Schrecken des Krieges aufgeklärt. Viele alte Texte habe Högner mühevoll mit der Schreibmaschine, später mit dem Computer abgeschrieben. Damit habe er der Nachwelt wichtige Abschnitte der Geschichte Kitzingens erhalten und zugänglich gemacht, so Kern.

„Wenn ein Ruheständler wie Högner uneigennützig seine Gaben und Möglichkeiten in den Dienst der Allgemeinheit stellt, so ist dies für eine Stadt ein besonderer Glücksfall und ein guter Grund ihn mit dem Kulturpreis zu würdigen“, sagte Kern.

Kulturpreis der Stadt

Geschichte: Der Kulturpreis wurde in Anerkennung besonderer Verdienst um das kulturelle Leben der Stadt Kitzingen erstmals 1977 verliehen.

Die Preisträger: Der erste Preisträger war der Komponist und Gründer des Schlesierchores, Gerd Münzberg. Es folgten 1978 Richard Rother, 1979 Engelbert Bach, 1980 Christl Hüttner, 1983 Karl Gottwald, 1984 Wolfgang, Ulrich und Rüdiger Zippelius, 1985 Klaus Rother, 1986 Stephan Heuberger, 1987 Karl-Heinz Eichler, 1991 Hermann Rupperti, 1992 Hans-Joachim Schumacher, 1999 Manuela Seiler, 2000 Klaus Christof, 2001 Helmut Fuchs, 2002 die Gesangvereine der Stadt Kitzingen, 2003 Siegfried Schindler, 2004 Norbert Schober, 2005 Rudolf Krauß, 2007 Klaus Arnold, 2008 Projektbühne am Main (PAM), 2009 Siegfried Hermann, 2010 Walter Poganietz. Der Kulturpreis 2012 ging an Christian Stegmann und Carl Friedrich Meyer. Ausgesetzt: 1981, 1982, 1990, 1991, 1993 bis 1998, 2006, 2011 wurden keine Kulturpreise verliehen.

 
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Kommentare
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  • L. R.
    Herr Högner hat es verdient für seine Arbeit. Ich habe einige seiner verlegten Bücher.

    Aber warum unter Ausschluss der normalen Stadtbürger die Ehrung. Gerne würde man ja als Bürger durch die Teilnahme oder durch ein persönlichen Wort nach der Ehrung den Geehrten seine Wertschätzung ausdrücken. WARUM feiern dies NUR Stadträte und OB ?
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