Ein kurzer, geübter Blick, dann ist die Sache für Adolf Linz klar. „Ja, die sind von uns. Das sind Figuren, die einst bei uns in der Werkstatt hergestellt wurden“, sagt der Prichsenstädter. An der Signatur hinten, ganz unten am jeweiligen Stück, erkennt er, dass die über 60 Jahre alten Gipsfiguren wohl im Familienbetrieb seiner Vorfahren geschaffen wurden.
Devotionalien, also religiöse Figuren, und Gipsformen für Kunstwerke stellte der Betrieb in der Hauptsache her. Sein Großvater, der ebenfalls, wie auch der Vater, Adolf hieß, gründete im Jahr 1914 in Hamburg das Unternehmen. Ab dem Jahr 1934 war das Unternehmen dann in Prichsenstadt angesiedelt.
Nazis verboten den Betrieb während des Kriegs
Zu Kriegszeiten wurde der Betrieb eingestellt. Die Nazionalsozialisten hatten ihn verboten, zudem war auch das Material knapp geworden war. Im Jahr 1948 begann der Wiederaufbau des Geschäfts. Dieses und manches mehr geht aus einem Artikel in der Main-Post hervor, der 1968 über Adolf Linz' Großvater und dessen Unternehmen erschien. Diesen Schatz hat Adolf Linz bei sich aufgehoben.
Bis ins Jahr 1969 bestand der Betrieb, dann war Schluss. Vor allem die Prichsenstädter Krippenfiguren aus Gips leben aber weiter. Viele Familien im Umkreis werden auch diesmal wieder welche zu Weihnachten zu ihrem Christbaum stellen. Im Linzschen Betrieb liefen die Heilige Familie, die Hirten, und Schafe eher nebenbei als ein Teil von mehreren Bereichen des Geschäfts. „Die wurden gefertigt, wenn Zeit war. Wenn es Richtung Weihnachten ging, dann wurde oft bis spät in die Nacht hinein gearbeitet“, erinnert sich der 72-Jährige. Bis zu sieben externe Angestellte hatte das Unternehmen, in dem er, der Enkel des Gründers, im Jahr 1963 als Lehrling begonnen hat.
Die Formen und Entwürfe hatten sein Großvater oder der Vater entworfen und gebaut. Eine komplette Krippe umfasste 24 Figuren, die in drei verschiedenen Größen zu haben waren. „Am meisten wurden die kleinen mit zwölf Zentimetern verkauft. Wir machten auch den Stall, bei uns war ja eine Schreinerei mit dabei“, erzählt Adolf Linz weiter.
Werkstatt erlebt wenig rosige Zeiten
Die war nebenan untergebracht. Im heutigen Wohnhaus in der Siedlung befanden sich die Werkstatt und das Lager. „Darunter war die Gießerei, daneben wurden sie bemalt, dann kam der Verkaufsraum“, hat er alles noch vor dem geistigen Auge.
Das Unternehmen erlebte nicht nur gute Zeiten. Ende der 60er Jahre, als die wirtschaftliche Situation im Land nicht so rosig war, fehlte es nicht nur an Mitarbeitern. Die Frage stellte sich für Adolf Linz, wie es weitergeht. Der Großvater war zu alt, sein Vater konnte wegen Krankheit nicht weiter machen, da reifte die Entscheidung in ihm, sich beruflich anderweitig zu orientieren.
Das tat er auch, weil ihm das Weiterführen der kleinen Gießerei zu ungewiss erschien. Adolf Linz wechselte die Sparte und ging zum Staat. Heute sind die Krippenfiguren zwar ein Teil seiner Geschichte, bei sich zuhause hat er jedoch keine mehr stehen. „Mein Bruder hat noch welche und bei Verwandten sind einige“, berichtet er. Und bei vielen Leuten in der Umgebung.