zurück
Kitzingen
Krieg in Europa weckt bei Vertriebenen Erinnerungen
Die Träger des Kultur- und Ehrenpreises des Bundes der Vertriebenen und ihre Laudatoren (von links): Stefanie Sander-Sawatzki, Ernst Schröder, Christian Knauer, Katharina Haidt, Paul Hansel und Jakob Fischer.
Foto: Gerhard Bauer | Die Träger des Kultur- und Ehrenpreises des Bundes der Vertriebenen und ihre Laudatoren (von links): Stefanie Sander-Sawatzki, Ernst Schröder, Christian Knauer, Katharina Haidt, Paul Hansel und Jakob Fischer.
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 21.09.2023 03:00 Uhr

Der Bund der Vertriebenen für den Freistaat Bayern (BdV) hielt seinen zentralen Festakt in der Fastnachtakademie unter dem Leitwort "Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit" ab. Landesvorsitzender Christian Knauer sprach von einem prächtigen Bild, als Fahnen- und Trachtenabordnungen eingezogen waren. Das lege Zeugnis ab für den Wunsch, dass sich alles, was Eltern und Großeltern erleben mussten, nicht mehr wiederholt. Es habe lange gedauert, bis die Vertriebenen erkannten, dass vieles nicht mehr zu ändern und gelungen ist, ein freies und geeintes Europa aufzubauen.

Ein Grußwort im Namen der Banater Schwaben sprach Bernhard Fackelmann, der unterstrich, dass seine familiären Wurzeln bis 1724 zurückreichten, als Vorfahren aus Gerolzhofen mit 380 Personen nach Ungarn zogen und bis 1742 auch in Kitzingen heimisch waren. Er selbst sei froh, ein Franke zu sein. Die zentrale Veranstaltung wurde von Albina Baumann von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland organisiert. Sie und Landrätin Tamara Bischof würdigten die Entscheidung, die Veranstaltung in Kitzingen abzuhalten. Der Landesvorsitzende erinnerte an die Vertreibungen als Folge des Zweiten Weltkrieges und beklagte die mit 34,6 Millionen sehr hohe Zahl der weltweit Vertriebenen. Wieder sei in Europa Krieg ausgebrochen und wecke alte Erinnerungen an die eigene Vertreibung, aus deren Folge Suchdienste immer noch Familien zusammenführen. Gemeinsam mit den Bürgern bauten Vertriebene die zerstörte neue Heimat mit auf und fanden neue Wurzeln. Dabei wurden ihre Kulturen mit unschätzbarem Wert eingebracht.

Bürgermeisterin Astrid Glos bewegte das gewählte Motto mit Blick auf derzeitige Lage. Sie freue sich, wenn Vertriebene wieder in ihre Heimat zurückkehren können, doch gebe es zu viele, die ihre Heimat nie mehr sehen würden. Sie erinnerte, wie nur einen Tag nach dem Gedenken an die Zerstörung der Stadt am 23. Februar 2022 ein neuer Krieg in Europa begann. Nach einem beeindruckenden Film über die Zeit seit 1945 beschrieb Knauer Vertriebene heute als integriert, jedoch gerieten die Leistungen in 900 Jahren in den Siedlungsgebieten allmählich in Vergessenheit. Es wurden Spuren hinterlassen, die kaum mehr auffindbar seien.

Auszeichnungen für besondere Leistungen

Landtagsabgeordnete Sylvia Stierstorfer merkte an, dass Vertriebene lange gehofft hatten, in die Heimat zurückkehren zu können. Vielen werde erst jetzt bewusst, welcher Schatz dort zurückgelassen wurde. Die Beauftragte der Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene beklagte eine in den Schulen entstandene Wissenslücke und plädierte für einen Lehrstuhl zur Sicherstellung vorhandenen Kulturgutes.

Landesschatzmeister Paul Hansel verlieh die mit 500 Euro dotierte Ehrengabe an Jakob Fischer, Initiator einer Wanderausstellung über russlanddeutsches Kulturgut mit Unterrichtsprojekten. BdV-Geschäftsführerin Stefanie Sander-Sawatzki hielt die Laudatio für die Ehrengabe an den langjährigen Vorsitzenden der pommerschen Landsmannschaft Ernst Schröder, der die Verbindung zu seiner Heimatstadt Kolberg aufgearbeitet hat und eine Städtepartnerschaft pflegt. Den mit 2000 Euro dotierten Kulturpreis erhielt Katharina Haidt, die seit 1987 in Würzburg das Heimathaus der Banater Schwaben eingerichtet hat und dort Originaltrachten auf Trachtenpuppen sowie Möbel und Hausrat präsentiert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Gerhard Bauer
Astrid Glos
Aussiedler und Spätaussiedler
Bund der Vertriebenen
Kulturpreis
Stadt Kitzingen
Tamara Bischof
Vertriebene
Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top